Israel weist in seiner Stellungnahme darauf hin, dass es nach der Operation „Gegossenes Blei“, die zum Jahreswechsel 2008/2009 gegen die Hamas im Gazastreifen durchgeführt wurde, 150 Untersuchungen zu Vorwürfen gegen das Vorgehen der Armee und gegen einzelne Soldaten eingeleitet hat. In 47 Fällen seien Strafverfahren eröffnet worden. Das Militär habe zudem zahlreiche Änderungen in seiner Strategie vorgenommen, um bei möglichen zukünftigen Kämpfen die Zivilbevölkerung und privates Eigentum besser zu schützen.
Der palästinensische Bericht wurde von einer Untersuchungskommission eingereicht, welche die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) im Westjordanland eingerichtet hatte. In der Stellungnahme heißt es, Israel habe unverhältnismäßig und ohne Beachtung des internationalen Rechts die palästinensische Bevölkerung kollektiv bestraft. Seitdem die Hamas im Gazastreifen die Macht übernommen habe, würden dort rechtliche Institutionen untergraben. Dies habe zwar Menschenrechtsverletzungen zur Folge, allerdings gebe es keine moralische Gleichwertigkeit zwischen dieser Missachtung und den Verletzungen des humanitären Völkerrechts durch Israel.
Laut einem Bericht der Tageszeitung „Ha´aretz“ weisen beide Seiten nach wie vor die gegen sie erhobenen Vorwürfe zurück, nach denen sie Kriegsverbrechen begangen hätten.
Menschenrechtsorganisation kritisiert beide Seiten
Ban selbst gab keine Erklärung zu den eingereichten Berichten ab. „Human Rights Watch“ kritisierte jedoch beide Stellungnahmen. „Die israelischen Ermittlungen sind weit davon entfernt gründlich und unparteiisch zu sein. Die Hamas scheint hingegen rein gar nichts unternommen zu haben, um die Vorwürfe gegen sie zu untersuchen“, heißt es in einer Erklärung des HRW-Programmdirektors Iain Levine. Er bedauere, dass Ban die „Mängel der Untersuchungen“ nicht beanstandet habe.
Im vergangenen November wurden Israel und die Palästinenser von der UN-Generalversammlung dazu aufgefordert, innerhalb von drei Monaten, Stellung zu den Vorwürfen zu beziehen. Die Frist war im Februar um fünf Monate verlängert worden. In einer Resolution warnten die Vereinten Nationen vor Konsequenzen, falls beide Seiten keine unabhängigen und glaubhaften Untersuchungen zu den Vorwürfen einleiteten. Noch ist offen, ob und mit welchen Maßnahmen die UN auf die am Mittwoch veröffentlichten Berichte reagieren werden.
Der „Goldstone-Bericht“ ist im Auftrag der Vereinten Nationen entstanden. Er fasst die Ergebnisse einer Kommission zusammen, welche die Vorfälle während der israelischen Operation „Gegossenes Blei“ gegen die Hamas im Gazastreifen untersucht hat. In dem Report werden sowohl Israel als auch der Hamas Kriegsverbrechen vorgeworfen. Darin nehmen die Anklagen gegen Israel allerdings deutlich mehr Raum ein als die gegen die Hamas.