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Über Twitter direkter Draht zur Klagemauer

JERUSALEM (inn) - Seit Jahrhunderten schreiben fromme Juden ihre Gebete auf einen Zettel und stecken ihn in die Ritzen der Jerusalemer Klagemauer. Dank des technischen Fortschritts war die Übermittlung der Anliegen später auch per Fax oder E-Mail möglich. Mit der Idee des Tel Aviver Studenten Alon Nirs ist nun auch eine Verbindung über den Mikro-Blogging-Dienst möglich.

Wie die Nachrichtenagentur dpa vermeldet, nutzt Nirs den Kurznachrichtendienst Twitter auf originelle Art und Weise. Er lässt sich kurze Gebete per Twitter schicken. Nirs oder einer seiner Helfer drucken die Gebete aus und legen sie zu den tausenden anderen Notizen zwischen die Steine des historischen Bauwerks. Inspiriert habe ihn die Benutzung von Twitter, bei dem für eine Kurznachricht 140 Zeichen verwendet werden können, während der Unruhen im Iran.

„Dabei habe ich gemerkt, dass in dem Dienst auch das Potenzial für große Dinge steckt“, erklärte Nirs gegenüber der Deutschen Presseagentur. Jetzt hoffe er, mit seinem Projekt die Menschen in aller Welt näher zusammenzubringen. Die Resonanz sei erstaunlich. Es gebe bisher kaum ein Land, aus dem er noch kein Anliegen für die Klagemauer erhalten habe. Seit dem Start vor drei Wochen hat der 25-jährige schon mehrere hundert Gebete auf diese Weise weitergetragen.

„Es darf kein Gebet verloren gehen!“

„Ich wollte etwas machen, das kreativ ist und dem Wohl der Menschen – vor allem der Israelis – dient. Dabei kam ich auf die Idee, die Twitter-Homepage für die Klagemauer in Jerusalem einzurichten“, erklärt Nirs seine Motive. Die meisten Twitter-Gebete werden als „Direct Message“, also nur für den Empfänger sichtbar, verschickt. Er ermutigt die Betenden aber auch, ihre Anliegen öffentlich zu machen.

Seine Dienstleistung bringe ihm nichts ein, betont Nirs. Er habe enorm rotiert, um genügend Leute zu finden, die ihm dabei helfen, die Gebete an die Mauer zu bringen: „Es ist mir in den letzten Tagen schon klar geworden, dass ich das allein auf Dauer gar nicht schaffen kann. Ich will unbedingt dafür sorgen, dass kein einziges Gebet verloren geht.“ Wenn sein neues Semester anfange, brauche er jede mögliche Hilfe.

Nutzer können in Sekundenschnelle Gebete schicken

Deswegen sucht Nirs zur Unterstützung einen Sponsor, mit dem er einen Mitarbeiter beschäftigen kann. „Ich dachte, es ist ganz schön verrückt, für eine Ziegelsteinmauer, die mehr als 2.000 Jahre alt ist, eine Verbindung zum Internet herzustellen. Da sind 60 Millionen Nutzer, und die können in Sekundenschnelle ein Gebet an die Klagemauer schicken.“

Gebete zwischen die Steine der Klagemauer zu legen, ist eine uralte jüdische Tradition. Die Mauer ist das einzige Überbleibsel des zu biblischen Zeiten zerstörten Tempels. Der Name Klagemauer entstand, weil die Juden hier die Zerstörung des Tempels beklagen. Zum Passah-Fest im Frühling und zum jüdischen Neujahrsfest im Herbst räumt ein Rabbiner die Klagemauer wieder frei. Die Zettel mit den Gebeten werden begraben, weil die jüdische Lehre die Zerstörung von allen Schriften, in denen Gott erwähnt wird, untersagt.

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