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TV-Interviews mit Selbstmordattentätern

BONN (inn) – Ein TV-Journalist des britischen BBC durfte fünf palästinensische Insassen in israelischen Gefängnissen interviewen, die kurz vor einem Selbstmordanschlag standen. Der Gemeinschaftssender von ARD und ZDF, Phoenix, sendet die Reportage am morgigen Dienstag und am Mittwoch.

Zur Zeit sitzen etwa 100 Selbstmordattentäter in israelischer Haft, die ein Attentat verüben wollten, jedoch überlebten, weil technische Fehler auftraten oder weil Zweifel sie ergriffen. Der Journalist Tom Roberts von der BBC hat fünf von ihnen im Gefängnis besucht. Daraus entstand die 45-minütige Reportage „Mein Körper, die Bombe“.

Der Bericht zeigt die Verwüstungen an den Orten, wo ein Selbstmordanschlag stattgefunden hat und schaltet dazwischen die Interviews mit den palästinensischen Attentätern, die kurz vor einem solchen Anschlag standen. Dazu gibt ein Sprecher Informationen zur so genannten „zweiten Intifada“ in Israel.

Madschdi Amer etwa, ein 24-jähriger Palästinenser, war Mitglied der radikal-islamischen Hamas. Er plante einen Anschlag auf einen israelischen Bus in Haifa im März 2003. Dabei kamen 17 Personen ums Leben. Er sagt: „Wenn die Israelis in Frieden leben wollen, dann sollen sie dorthin gehen, woher sie kommen. Das ist mein Land, es gehört mir“. Kurz nach dem Anschlag verhaftete ihn die israelische Polizei mit drei weiteren Mitgliedern der Gruppe.

Der 18-jährige Amir kam dagegen zu der Erkenntnis: „Allah wollte nicht, dass ich ein Märtyrer werde. Im Koran steht, dass nicht du andere tötest, sondern dass Allah tötet. Ich hätte die Operation nur ausgeführt. Gott entscheidet, wer stirbt und wer nicht.“

Tom Roberts versucht, in die Köpfe der Selbstmordattentäter zu schauen und deren Motivation und ihren Glauben zu verstehen. Er zeigt dabei auch die „Todeskultur“, die in der palästinensischen Gesellschaft um die Selbstmordattentate entstanden ist. „Selbstmordattentäter werden als Märtyrer verehrt, Mütter lassen sich vor der Tat mit ihren Söhnen fotografieren, und diese zitieren arabische Literatur, Gedichte und Sprichwörter, bevor sie in den Tod gehen“, heißt es in der Ankündigung des Senders.

Ein 17-Jähriger erzählt vor der Kamera von seiner Liebe zu einem Mädchen und gleichzeitig davon, dass er das Paradies seinem irdischen Leben vorzieht: „Ich will dieses Leben nicht. Im Paradies gibt es keine Probleme. Wir Palästinenser möchten sterben, unser Leben ist wertlos“, fügt Mohammed Abu Tajun hinzu. Er war mit einer Sprengstofftasche zu seinem Einsatzort gegangen, doch dann packten ihn Zweifel, und er kehrte um.

Phoenix sendet „Mein Körper, die Bombe“ am Dienstag, 26. Oktober, um 20.15 Uhr und am Mittwoch 27, um 7.30 sowie um 14 Uhr.

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