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TV-Duell der Avoda-Kandidaten: Persönliche Angriffe und keine Visionen

JERUSALEM (inn) – Politische Beobachter und Journalisten haben ein vernichtendes Fazit der Fernsehdebatte der drei Anwärter für den Parteivorsitz der Israelischen Arbeitspartei (Avoda) gezogen. Der Tenor: Die scharfe Kontroverse hat die ohnehin geringen Chancen der Partei bei den Wahlen im Januar weiter vermindert.

Die Tageszeitung „Ma´ariv“ titelte am Mittwochmorgen: „Viele Schreie, wenig Inhalt“. „Yediot Ahronot“ schrieb von einer „Schlägerei mit Worten“ – „Ha´aretz konstatierte: „Wenig Substanz“. Und der Kommentator der englischsprachigen „Jerusalem Post“ sieht – sarkastisch – nach der Debatte nur einen Gewinner: den Likud-Block.

Der zum rechten Parteiflügel zählende Vorsitzende Benjamin (Fuad) Ben-Eliezer sowie die beiden Herausforderer Amram Mitzna und Haim Ramon hatten sich am Dienstagabend in der vom Zweiten Israelischen Fernsehen übertragenen Debatte 50 Minuten lang eine hitzige Diskussion mit persönlichen Angriffen geliefert. Die Kandidaten fielen sich dabei ständig gegenseitig ins Wort – vor allem Mitzna kam fast nie dazu, seine Sätze zu beenden.

Ramon und Mitzna warfen dem früheren Verteidigungsminister Ben-Eliezer vor, er habe die Arbeitspartei viel zu lange in der Koalition mit dem Likud-Block Ariel Sharons gehalten. Mitzna, der Bürgermeister von Haifa ist, berichtete von einem angeblichen Geheimabkommen, nachdem Ben-Eliezer nach den Wahlen erneut von Sharon zum Verteidigungsminister gemacht werden sollte. Der Vorsitzende nannte dies „eine Lüge“ und griff seinerseits den linksgerichteten Mitzna an. Der Bürgermeister habe keine politische Erfahrung auf nationaler Ebene und im partei-internen Wahlkampf „schwere Fehler“ gemacht.

Auch Ramon attackierte Mitzna. Erfahrung als Bürgermeister helfe in der Knesset nichts. „Haifa ist kein Miniland“, sagte der frühere Minister. Damit habe er die Mitglieder der Arbeitspartei in dieser Hochburg beleidigt und seine eigenen Chancen zunichte gemacht, stellt der Kommentator der englischsprachigen „Jerusalem Post“ fest. Mitzna warf Ramon vor, er sei „zwar ein guter Redner“ – es gehe jedoch „nicht um Worte, sondern um Taten“.

Die rund 100.000 Avoda-Mitglieder entscheiden nächsten Dienstag in einer Urabstimmung, wer die Partei führen soll. Umfragen zufolge liegt Mitzna vor Ben-Eliezer und Ramon.

Hintergrund: Arbeitspartei

Die mehrheitlich von Israelis europäischer Abstammung (Ashkenasim) gewählte Arbeitspartei gilt – untypisch für Sozialdemokraten – als Partei der Elite. Von der Staatsgründung bis 1976 stellte sie ununterbrochen den Regierungschef Israels.

Die Arbeitspartei entstand 1968 durch den Zusammenschluß der 1930 gegründeten Mapai (Mifleget Poale Erez Israel) mit den Parteien Ahdut Ha´avoda und Rafi (Reshimat Poale Israel).

Die von David Ben-Gurion mit gegründete Partei ist in Fragen des sogenannten „Friedensprozesses“ kompromißbereiter als der rechtsgerichtete Likud-Block unter Ariel Sharon.

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