„Niemand hätte sich nach der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vorgestellt, dass es offene Grenzen, offenen Handel und eine einzige Währung in Europa geben würde.“ Dies hat der israelische Staatspräsident Reuven Rivlin am Dienstagabend bei einem Gespräch mit dem Präsidenten des Europäischen Rates, Donald Tusk, in Jerusalem gesagt. „Das ist Israels Traum für den Nahen Osten. Juden, Christen und Muslime sind nicht dazu verdammt, in dieser Ecke der Welt miteinander zu leben. Wir sind dazu bestimmt, miteinander zu leben. Dafür brauchen wir Vertrauen zwischen Israelis und Palästinensern.“
Befremdet zeigte sich Rivlin zu Plänen der EU, Produkte aus israelischen Siedlungen zu kennzeichnen. Ein solcher Schritt werde nur ein weiteres Hindernis für den Frieden sein, sagte er laut einer Mitteilung des israelischen Außenministeriums. In Europa sei der Traum von unterschiedlichen Völkern, die Seite an Seite leben, nicht durch Barrieren für Handel und Zusammenarbeit verwirklicht worden. Vielmehr hätten die Europäer Trennzäune niedergerissen und einen gemeinsamen Dialog gefunden.
Ein weiteres Gesprächsthema war die Flüchtlingskrise in Europa. Rivlin bekundete seinen Stolz auf humanitäre Hilfe, die der jüdische Staat Tausenden Flüchtlingen im Laufe der Jahre gewährt habe.
Tusk merkte an, der Nahostfriedensprozess sei „komplexer, als viele Menschen es wahrnehmen“. Er sei „weit entfernt von Schwarz und Weiß“. Der Präsident des Europäischen Rates äußerte auch Verständnis für die ablehnende israelische Reaktion auf das Atomabkommen mit dem Iran. Hier müssten Europäer die Empfindungen und Sorgen der Israelis respektieren.