Türkei: Juden sollen sich für israelisches Töten von Muslimen entschuldigen

ANKARA / ISTANBUL (inn) – Anti-israelische Stimmung: Ein Redakteur einer türkischen islamisch geprägten Zeitung hat die jüdische Gemeinde im Land aufgefordert, sich für die palästinensischen Todesopfer der israelischen Militäraktionen zu entschuldigen. Der türkische Regierungschef wirft Israel „systematischen Genozid“ vor. Unterdessen hat Israel aufgrund von gewaltvollen Protesten vor seinen Vertretungen Diplomaten aus der Türkei abgezogen.
Wirft Israel "systematischen Genozid" vor: Der türkische Premierminister Erdogan

„Sie kamen hierher, nachdem Sie aus Spanien verbannt wurden“, schreibt Faruk Köse, Korrespondent der rechtsgerichteten türkischen Tageszeitung „Yeni Akit“, am Mittwoch in einem offenen Brief an den Oberrabbiner der türkischen jüdischen Gemeinde. „Sie haben 500 Jahre bequem unter uns gelebt und sind auf unsere Kosten reich geworden. Ist das ihr Dank – Muslime töten? Erdogan, verlange, dass sich die Gemeindeführer entschuldigen!“, schreibt Köse laut der israelischen Tageszeitung „Yediot Aharonot“ weiter.
Im Editorial schreibt Autor Ali Karahasanoğlu: „Die israelischen Streitkräfte nutzen verbotene Waffen, ermorden vorsätzlich Kinder und töten Muslime, um Muslime zu töten.“
Nach gewalttätigen Ausschreitungen vor israelischen Vertretungen in Ankara und Istanbul zieht Israel einen Teil seiner Diplomaten aus der Türkei ab. Jigal Palmor, Sprecher des israelischen Außenministeriums, kündigte am Freitag eine „Verringerung der diplomatischen Präsenz“ an. Familien von Diplomaten würden außer Landes gebracht.
Der Sprecher vermisse eine angemessene Koordinierung der Sicherheit. Vergangene Nacht sei in Ankara ein Demonstrant in die Residenz des nicht anwesenden Botschafters eingedrungen und habe auf deren Dach eine palästinensische Flagge befestigt.

Versuch eines „systematischen Genozids“

Der türkische Premierminister Recep Tayyip Erdogan hat Israel am Donnerstag den „Versuch eines systematischen Genozids“ an Palästinensern vorgeworfen. Laut der türkischen Nachrichtenagentur „Anadolu“ sagte der Regierungschef vor islamischen Gelehrten in Istanbul: „Es ist nicht das erste Mal, dass wir das erleben. […] Seit dem Jahr 1948 bis jetzt werden wir jeden Tag, jeden Monat und besonders während des Ramadan Zeuge dieses Versuchs eines systematischen Genozids.“
Die Türkei hat wegen der am Donnerstagabend begonnenen Bodenoffensive eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats gefordert. Per Twitter informierte der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu die Öffentlichkeit über ein Gespräch seinerseits mit UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon. Auch habe er mit US-Außenminister John Kerry telefoniert und ein „sofortiges Ende der israelischen Angriffe“ gefordert.

Türkische Sängerin lobt Hitler

Auch aus dem kulturellen Feld kommen anti-israelische und antisemitische Kommentare. Die im Land bekannte türkische Popsängerin kurdischer Abstammung Yildiz Tilbe lobte Adolf Hitler vergangene Woche für die Vernichtung der Juden. Außerdem schrieb sie: „Möge Gott Hitler segnen.“
Vorher twitterte sie laut „Yediot Aharonot“: „So Gott will, werden es wieder Muslime sein, die das Ende dieser Juden herbeiführen, es ist nahe.“ Weitere Schmähungen folgten: „Die Juden sind gegen Allah und alle Propheten, eingeschlossen ihr eigener Prophet Mose.“ Mittlerweile gebe es auf Twitter und Facebook eine Petition, in der die Künstlerin aufgefordert wird, sich für ihre Kommentare zu entschuldigen.

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