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Trotz israelischer Proteste: Libanon weiht Pumpstation am Wazzani ein

BEIRUT (inn) – Trotz der Proteste der Regierung in Jerusalem haben libanesische Politiker am Mittwoch eine umstrittene Pumpstation in der Nähe der israelischen Grenze eingeweiht. Sie soll für den Libanon Wasser aus den Quellen des Wazzani-Flusses ableiten.

Als am Nachmittag der libanesische Präsident Emile Lahoud und der Parlamentsvorsitzende Nabia Berri (einst Anführer der Amal-Milizen) symbolisch die Hähne aufdrehten und damit die Pumpstation offiziell einweihten, jubelten rund 20.000 Menschen. Wie die israelische Tageszeitung „Ma´ariv“ berichtet, waren bereits am frühen Morgen Tausende Libanesen zum Wazzani-Fluß aufgebrochen. Auf dem Marsch hatten sie libanesische Flaggen sowie Fahnen der radikal-islamischen Hizbollah („Partei Allahs“) und der ebenso ausgerichteten Amal-Milizen geschwenkt.

Unter den Gästen waren auch Vertreter der Vereinten Nationen (UN) und der Europäischen Union (EU). Die amerikanische Repräsentantin hatte ihre Teilnahme an der Zeremonie kurzfristig abgesagt.

Auf der israelischen Seite schauten Hunderte von Bewohnern des Grenzortes Ghajar zu, wie die Pumpstation eröffnet wurde. Soldaten der israelischen Streitkräfte hielten das Geschehen mit ihren Fotoapparaten fest. Einmal kamen junge Libanesen mit Fahnen der Terror-Organisation Hizbollah in die Nähe der Grenze. Die israelischen Soldaten reagierten allerdings nicht auf die Provokation.

Von Jerusalem aus verfolgten Vertreter der israelischen Regierung die Zeremonie mit Besorgnis. Israel hoffe, daß die USA sich einschalten und die Wasserverteilung nach internationalen Maßstäben regeln würden, hieß es aus Regierungskreisen.

Außenminister Shimon Peres wies darauf hin, daß Israel sich das Recht vorbehalte, seine Wasserquellen zu verteidigen. „Wir lassen uns durch Zeremonien nicht beeindrucken. Aber wir werden nicht ignorieren, daß unser Land in Gefahr ist“, so Peres. „Harte Worte und Drohungen bringen nichts. Wir werden die diplomatischen Möglichkeiten ausschöpfen.“

Ein hochrangiger Vertreter der israelischen Sicherheitskräfte sagte, die USA hätten einen Kompromiß vorgeschlagen. Demnach solle die Wassermenge für den Libanon genau festgelegt werden. Außerdem sollten die Libanesen sich verpflichten, das Wasser nur zum Trinken zu verwenden. Der französische Präsident Jacques Chirac rief am Mittwoch vor seiner Nahostreise Israel und den Libanon dazu auf, wegen der Wasserverteilung miteinander ins Gespräch zu kommen.

Trotz der Krise versorgt Israel weiterhin mehrere libanesische Dörfer mit Trinkwasser. Diese waren nach dem Abzug der israelischen Soldaten aus der Sicherheitszone im Süden Libanons vor rund zweieinhalb Jahren nicht an die libanesische Wasserversorgung angeschlossen worden. Der Vorsteher des Regierungsbezirks Obergaliläa, Aharon Valensi, sagte am Mittwoch: „Wir haben zwar eine offene Rechnung mit der Hizbollah, aber nicht mit den Menschen in den Dörfern.“

Der Wazzani-Fluß mündet in den Hazbani, der den Jordan und damit den See Gennezareth (Kinnereth) speist. Mit der neuen Pumpstation will die libanesische Regierung künftig zusätzlich zwei Millionen Kubikmeter Wasser aus den Wazzani-Quellen ableiten. US-Wasserexperten hatten sich zuvor um Vermittlung bemüht. Dies lehnte der Libanon jedoch ab.

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