Zum Premierminister wurde erneut Salam Fajjad ernannt. Er war Anfang März von diesem Amt zurückgetreten, um die Bildung einer Einheitsregierung zu ermöglichen. Fajjad gehört der Partei des „Dritten Wegs“ an. Vertreter der Fatah-Partei kritisierten die Ernennung Fajjads zum Übergangspremier. Sie hätten den Posten lieber mit einem Vertreter aus ihren Reihen besetzt. Zwei hochrangige Fatah-Vertreter weigerten sich, die ihnen angebotenen Ministerposten anzunehmen. Der Fatah-Abgeordnete Aschraf Dschum´a kündigte an, seine Partei werde Fajjads Regierung boykottieren, da diese „illegal“ und ohne die Fatah zu konsultieren, gebildet worden sei. Mehrere Fatah-Mitglieder ignorierten jedoch den Boykott-Aufruf und traten dem neuen Kabinett bei.
Hamas: „Politisches, juristisches und verfassungsrechtliches Chaos“
Auch die Hamas kündigte an, nicht mit der Regierung im Westjordanland zusammenzuarbeiten. Die einseitige Regierungsbildung sei ein „politisches, juristisches und verfassungsrechtliches Chaos“, sagte Hamas-Sprecher Fawsi Barhum laut der palästinensischen Nachrichtenagentur „Ma´an“. Dieser Versuch ruiniere den internen Dialog und bedrohe die Zukunft der Einheit. Mit der Regierungsbildung wolle Abbas lediglich Israel und die USA „erfreuen“, so Barhum weiter.
Die linke „Volksfront für die Befreiung Palästinas“ (PFLP) sowie die „Palästinensische Volkspartei“ (PPP) weigerten sich ebenfalls, der neuen Regierung beizutreten.
Das neue Kabinett besteht aus 20 Abgeordneten. Es gibt keinen Minister für die Angelegenheiten von Häftlingen, keinen Jugendminister und auch keinen Informationsminister.
Ursprünglich wollte Abbas bereits in der vergangenen Woche eine neue Regierung bilden. Damals hatte er angekündigt, eine solche einseitige Regierung könne sofort aufgelöst werden, sobald sich Fatah und Hamas auf eine Einheitsregierung einigten. Aufgrund des Drucks aus den eigenen Reihen hatte er jedoch darauf verzichtet und den Ausgang der Gespräche zwischen Hamas und Fatah am Wochenende abgewartet. Beide Seiten konnten sich in Kairo jedoch nicht auf Neuwahlen und eine gemeinsame Regierung einigen.