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Traumatisierter Kriegsveteran zündet sich selbst an

Ein junger Mann leidet unter den Folgen seines Einsatzes im Gaza-Konflikt. Er beklagt mangelnde Unterstützung und greift mit einer Selbstentzündung zu einem drastischen Mittel.
Keine Idylle: Bei der Operation „Starker Fels“ drangen israelische Soldaten in den Gazastreifen vor

PETACH TIKVA (inn) – Israel ist entsetzt über einen Armeeabgänger, der sich selbst in Brand gesetzt hat. Der 26-jährige Itzik Saidjan hatte am Montagnachmittag ein Rehabilitationszentrum in Petach Tikva aufgesucht. Im Eingangsbereich goss er eine brennbare Flüssigkeit über sich und zündete sich an. Er leidet infolge seines Einsatzes bei der Militäroperation „Starker Fels“ im Jahr 2014 an Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS).

Saidjan befindet sich nun zur Behandlung der Brandwunden im Scheba-Krankenhaus in Ramat Gan bei Tel Aviv. Sein Zustand ist lebensbedrohlich. Noch am Montagabend kamen seine Kommandeure von der Golani-Brigade ins Krankenhaus. Am Dienstag bat sein Bruder Avi um Gebete. „Ich wende mich an euch, Volk Israel, betet für meinen kleinen Bruder. Er hat schreckliche Dinge gesehen.“

Leidet unter den Folgen seines Kampfeinsatzes im Gazastreifen: Itzik Saidjan Foto: Itzik Saidjan, Facebook
Leidet unter den Folgen seines Kampfeinsatzes im Gazastreifen: Itzik Saidjan

Ein Auslöser, der Saidjan zu der Tat gebracht hat, ist laut der Nachrichtenseite von „Yediot Aharonot“ die mehrmalige Ablehnung seines Antrags auf höhere finanzielle Unterstützung durch den Staat. Nach Aussage seines Freundes Jaron Porter wurden ihm zuletzt die Zahlungen gekürzt. Der Vorfall erhält zusätzlich Aufmerksamkeit durch die zeitliche Nähe zum Jom HaSikaron, dem Gedenktag für Gefallene und Terror-Opfer, der am Dienstagabend beginnt.

Netanjahu kündigt Reformen an

Armeechef Aviv Kochavi betonte in einer Reaktion auf den Vorfall, Israel stehe tief in der Schuld derjenigen, die ihr Leben für den Staat riskieren. „Unter unseren Kämpfern und Reservisten gibt es jene, deren Verletzungen nicht gesehen werden können. Sie tragen die Narben des Kampfes über Jahre hinweg in ihren Köpfen. Wir müssen alles uns Mögliche tun, um für sie zu kämpfen.“

Am Montagabend war die Selbstentzündung auch Thema bei einer Kabinettssitzung. Premierminister Benjamin Netanjahu (Likud) sprach von einem „schockierenden Vorfall“. Er kündigte eine „umfassende Reform“ im Umgang mit betroffenen Armeeabgängern und Verwundeten an.

Vorwürfe gegen Armee

Saidjans Freund Porter erhob Vorwürfe gegen die Armee. Er beschrieb den ehemaligen Soldaten als introvertiert und ruhig. Saidjans psychische Probleme seien bekannt gewesen, die Armee habe diese aber ignoriert und ihn an Kampfeinsätzen teilnehmen lassen. „Man muss beweisen, dass man nicht lügt. Aber er wurde jedesmal zurückgewiesen.“ Nun leide er an Alpträumen, Schlafstörungen, Konzentrationsschwächen und Weinanfällen.

Saidjan hatte an der Schlacht von Schudscha’ija teilgenommen, die vom 20. bis zum 23. Juli 2014 währte. Schudscha’ija ist ein Viertel von Gaza-Stadt; aus dem dicht bewohnten Gebiet wurden Dutzende Raketen auf Israel abgefeuert. Bei der Schlacht starben 13 Soldaten, darunter auch Oron Schaul, dessen Leiche die Terror-Organisation Hamas neben der von Hadar Goldin bis heute einbehält.

Laut Zahlen der Armee leiden 588 Armeeangehörige seit der Operation „Starker Fels“ an einer Postraumatischen Belastungsstörung, insgesamt sind es 5.000. Das Verteidigungsministerium unterstützt die Betroffenen bei der Arbeitsplatzsuche oder beim Studium.

Von: df

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