JERUSALEM (inn) – Der Vorsitzende der radikal-säkularen Schinui-Partei, Josef „Tommy“ Lapid, hat den deutschen Film „Der Untergang“ über die letzten Tage Adolf Hitlers als „sehr gut gemachtes Dokudrama“ bezeichnet. Der 73-Jährige ist der letzte Holocaust-Überlebende in der Knesset und findet, dass der deutsche Film glaubwürdig sei.
„Und ich habe so ziemlich jedes Buch über den Führerbunker gelesen“, sagte Lapid in einem Interview mit dem Magazin „Der Spiegel“ (Hamburg). Bruno Ganz sei in seiner Rolle „ganz hervorragend“ gewesen, so der Israeli.
„Ich bin mit einer kritischen Erwartung in den Film gegangen, aber meine Gefühle hat er nicht verletzt“, erläutert Lapid. „Jedes Dokudrama, das über diese Zeit gedreht wird, ist ein Beitrag dazu, der Welt das Geschehene bewusst zu machen. (…) Vielleicht hilft es sogar, die Nostalgie mancher Neonazis zu zerstören.“
An einer Stelle habe er sogar laut gelacht: „Als Hitler Eva Braun heiratet und der Richter ihn fragt, ob er arischer Abstammung sei.“ Auf die Frage, ob es ihn störe, dass der millionenfache Mord an den Juden im Film kaum erwähnt wird, sagte Lapid: „Die Nazi-Zeit ist – aus Sicht der Juden – natürlich jüdische Historie. Aber dass dieser Teil der Geschichte nicht auftaucht, kann ich einem deutschen Regisseur, der einen Film über die letzten Tage Hitlers dreht, nicht vorhalten.“
Auf die Frage, ob manche Besucher nicht auch ableiten könnten, dass Hitler zumindest manchmal gar kein schlechter Mensch war, antwortet der Politiker: „Sie müssen zu dem Schluss kommen, dass er verrückt war. Hitler verliert doch am Ende jegliches Gespür für die Wirklichkeit. Da dirigiert er Truppenteile, die gar nicht mehr existieren.“
„Wenn der Regisseur nur ein Monster gemalt hätte, hätte das nicht die Essenz dessen getroffen, was Hannah Arendt die ‚Banalität des Bösen‘ genannt hat. Die Lektion des Films lautet: Wenn so einer derartige Gräueltaten begehen kann, dann kann das auch jeder andere Mensch.“