JERUSALEM (inn) – Die Prostitution unter minderjährigen Mädchen ist in Israel im vergangenen Jahr um 50 Prozent angestiegen. Dies geht aus einer Studie hervor, welche die gemeinnützige Organisation „Elem“ am Mittwoch veröffentlichte.
Demnach gerieten über 1.000 Minderjährige im Jahr 2005 in die Prostitution. Aus dem Bericht geht auch hervor, dass 2005 in über 40.000 Kriminalfälle Jugendliche verwickelt waren.
Zudem zeigten die Forscher, dass im vergangenen Jahr etwa 8.000 Minderjährige auf der Straße lebten.
Der Direktor von „Elem“, Zion Gabbai, schilderte das relativ neue Phänomen, dass 13-jährige Mädchen sich prostituierten, und dass dies nicht auf Kinder aus armen Familien beschränkt sei. „Mädchen aus der Mittel- oder der Oberschicht experimentieren mit Prostitution, manchmal aus Rebellion und aus Verachtung gegenüber den gängigen Regeln, oft aus einem Gefühl der ständigen Schikanierung heraus“, erklärte Gabbai. Diese Mädchen wollten so ihr Selbstbewusstsein stärken und Belohnung bekommen. Auch die Zahl von schweren Depressionen unter jungen Mädchen war 2005 angestiegen.
Im Magazin „Kindesmissbrauch und Verwahrlosung: Das Internationale Journal“ erschien im März eine Studie, die unter Mädchen von Beduinen-Familien durchgeführt wurde. Demnach berichteten 90 Prozent der Mädchen, mindestens einmal im Jahr entweder misshandelt oder körperlich bestraft worden zu sein. Die meisten Mädchen gaben an, dass ein Mitglied der eigenen Familie oder ein Lehrer sie misshandelt hatte.
Der Missbrauch an Frauen sei ein ernstes Problem für diese Gesellschaft, schrieben die Experten von israelischen und amerikanischen Universitäten. Das Problem sei in dieser ethnischen Gruppe größer als unter anderen arabischen Gruppen.
An der Studie beteiligt waren laut einem Bericht der Tageszeitung „Ha´aretz“ die Howard-Universität von Washington, die Universität von Süd-Florida, die Ben-Gurion- Universität iim Negev und Sozialarbeiter aus Rahat. Sie stützt sich auf eine Befragung von 217 Schülern aus Rahat im Alter zwischen 14 und 18 Jahren.
Die Forscher erklärten, der Missbrauch finde in einem Umfeld statt, in dem eine Stammeskultur und ein Patriarchat herrschten, in dem sexueller Missbrauch nicht unüblich sei. Darüber werde jedoch nicht gesprochen.