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Studie: Selbstmord bei der Armee

In den vergangenen sechs Jahren haben sich 124 Angehörige der israelischen Armee das Leben genommen. Mehr als ein Drittel von ihnen waren Immigranten. Das geht aus einem Bericht des Forschungs- und Informationszentrums der Knesset hervor.
In den vergangenen sechs Jahren haben 124 israelische Soldaten Selbstmord begangen.

In dem Bericht wurden die Selbstmorde und mögliche Maßnahmen zur Verhinderung solcher Vorfälle untersucht. Außerdem wurden Programme der US-amerikanischen Armee zur Verhinderung von Selbstmorden beim Militär geprüft. Angeregt hatte die Untersuchung Dov Chenin, ein Abgeordneter der arabischen Hadasch-Partei.
Rund 37 Prozent der Soldaten, die sich selbst getötet haben, wurden nicht in Israel geboren, sondern waren in den jüdischen Staat eingewandert. Über den Anteil der Armeeangehörigen, die als Einwanderer nach Israel kamen, wurden keine Angaben gemacht. 20 Prozent der Armeeangehörigen waren weniger als sechs Monate beim Militär, bevor sie sich das Leben nahmen. Von den 124 Soldaten befanden sich zehn im Reservedienst, zwölf waren Berufssoldaten, einer leistete seinen Dienst bei der israelischen Polizei. Die verbleibenden 101 waren Israelis, die ihren regulären Wehrdienst absolvierten. Das meldet die Tageszeitung „Ha‘aretz“ unter Berufung auf den Knessetbericht.

Tötung mit Schusswaffe am häufigsten

Die Angaben in dem 49 Seiten umfassenden Bericht basieren auf Daten im Zeitraum 2007 bis 2012. Von den 124 Selbstmördern haben sich 103 mit ihren Dienstwaffen getötet. 16 Armeeangehörige haben sich erhängt, die restlichen nutzten andere Methoden.
Dem Report zufolge gibt es im Blick auf selbstmordgefährdete Soldaten klare Anweisungen. Der vorgesetzte Kommandeur muss den Zugang zu Waffen für diesen Soldaten unterbinden. Erst nach einer Untersuchung durch einen Beauftragten für psychisch Kranke darf der Betroffene erneut eine Waffe führen. Zwei Soldaten mit demselben Rang wie der Gefährdete müssen zudem ein Auge auf diesen haben.
Weil Waffen das meist genutzte Mittel für einen Selbstmord waren, hatte die Armee bereits 2006 die Anzahl der Soldaten, die ihre Waffen mit nach Hause nehmen dürfen, stark reduziert. Dies habe zu einem Rückgang der Selbstmorde um 40 Prozent geführt, schreibt „Ha‘aretz“.
Laut der aktuellen Untersuchung haben sich 72 Soldaten das Leben genommen, während sie bei ihrer Einheit waren. Die restlichen Armeeangehörigen hätten sich anderswo getötet.

Verfasser kritisieren fehlende Transparenz

Die Selbstmordrate bei den Israelischen Verteidigungsstreitkräften liegt bei 10,6 zu 100.000. Sie ist damit niedriger als in den USA, wo sich von 100.000 Armeeangehörigen 16,7 selbst umbringen. In dem Report werde darauf hingewiesen, dass es in den USA jährlich einen Bericht über die Selbstmorde gebe, in Israel fehle es jedoch an einer regelmäßigen Veröffentlichung dieser Daten. Angaben über versuchte Selbstmorde würden gar nicht gesammelt.
Im Blick auf Anti-Selbstmordprogramme der israelischen Armee gebe es kaum Informationen. Die Verfasser des Berichtes gaben an, sie hätten große Schwierigkeiten bei der Beschaffung entsprechender Daten gehabt. Sie kritisieren, dass Informationen über Selbstmorde und Anti-Suizid-Programme nicht der Öffentlichkeit zugängig gemacht würden. Auf den öffentlichen Internetseiten der Armee seien keine Angaben dazu zu finden. Auf die Frage an das Verteidigungsministerium, ob es eine Abteilung gebe, die für Selbstmorde unter Soldaten verantwortlich sei, hätten die Autoren der Studie keine Antwort erhalten. Beim US-Verteidigungsministerium sei hingegen 2011 eine Abteilung zur Verhinderung von Selbstmorden eingerichtet worden. Ihr Budget betrage in diesem Jahr 5,5 Millionen Dollar.
„Ha‘aretz“ zufolge will sich die Knesset bei einer ihrer nächsten Sitzungen mit den Untersuchungsergebnissen befassen.

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