Streik und Massenkundgebung für Geiseldeal

Hunderttausende Israelis gehen für ein Kriegsende und einen Geiseldeal auf die Straßen. Die Regierung hält an ihren militärischen Plänen fest.
Von Israelnetz
In Tel Aviv forderten hunderttausende Israelis einen Geiseldeal

TEL AVIV (inn) – Hunderttausende Israelis haben am Sonntagabend bei einer Kundgebung in Tel Aviv einen Geiseldeal gefordert. Es war die wohl größte Demonstration ihrer Art seit Kriegsbeginn vor fast zwei Jahren. Die Teilnehmer appellierten an die Regierung, den Krieg im Gazastreifen zu beenden und die Freilassung der Geiseln sicherzustellen.

Für den Sonntag hatten die Aktivisten zu einem landesweiten Streik aufgerufen. Zahlreiche Israelis versammelten sich an verschiedenen Orten, darunter auch vor den Privathäusern zahlreicher Minister wie Strategieminister Ron Dermer (Likud).

Außerdem blockierten sie Straßen und stießen mit Polizisten zusammen. Die Beamten setzten Wasserwerfer ein und nahmen nach eigenen Angaben mehr als 30 Demonstranten fest. Nach Angaben der Geiselfamilien beteiligten sich eine Million der insgesamt zehn Millionen Israelis an den Protesten.

Protest gegen Eroberungsplan

Zu dem Protesttag hatte der „Oktoberrat“ aufgerufen, eine Gruppe von Geisel- und Opferfamilien sowie früherer Geiseln und Überlebenden des Terrormassakers vom 7. Oktober. Anlass war die Entscheidung der Regierung am 8. August, Gaza-Stadt zu erobern.

Nach einem Bericht der Nachrichtenseite „Times of Israel“ schlossen sich hunderte Behörden, Geschäfte, Unternehmen, Universitäten und andere Organisationen den Protesten an. Die Dachgewerkschaft Histadrut nahm nicht teil, ihr Leiter Arnon Bar-David trat aber bei der Kundgebung am Geiselplatz in Tel Aviv auf.

Herzog fordert Druck auf die Hamas

Auch Staatspräsident Jizchak Herzog sprach dort zu den Demonstranten. Er betonte, es gebe keinen Israeli, der die Geiseln nicht zurückbringen wolle. Zudem kamen Oppositionsführer Jair Lapid (Jesch Atid), der frühere Staatspräsident Reuven Rivlin und der frühere Verteidigungsminister Joav Gallant zur Kundgebung.

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Herzog wandte sich auch an die internationale Gemeinschaft. Er forderte Staatenlenker und Medien dazu auf, Druck auf die Hamas auszuüben. „Wir wollen die Geiseln so schnell wie möglich zurück. Die Welt sollte sie so schnell wie möglich zurückhaben. Hören Sie auf, ein Haufen Heuchler zu sein.“

Frühere Geisel warnt vor militärischem Druck

Die frühere Geisel Arbel Jehud warnte, dass militärischer Druck die Geiseln nicht freibringe, sondern töte. „Der einzige Weg, die Geiseln zurückzubringen, ist ein Deal – alle auf einmal, keine Spielchen.“ Jehud war Ende Januar freigekommen. Ihr Freund Ariel Cunio gehört zu den 50 Geiseln, die sich noch im Gazastreifen befinden; von ihnen gelten 30 als getötet.

Mit ihrer Forderung stellte Jehud die Sicht von Regierungschef Benjamin Netanjahu (Likud) infrage. Dieser hatte stets betont, Geiselverhandlungen seien nur in Kombination mit militärischem Druck erfolgreich.

Netanjahu: Hamas muss besiegt werden

Netanjahu kritisierte indes die Proteste. Bei der wöchentlichen Kabinettsitzung sagte er am Sonntagmorgen: „Wer ein Kriegsende fordert ohne einen Sieg gegen die Hamas, bestärkt nicht nur die Hamas in ihrer Haltung oder verzögert die Befreiung der Geiseln, sondern stellt auch sicher, dass sich die Ereignisse vom 7. Oktober wiederholen.“

Um das zu verhindern, sei die Entscheidung für die Eroberung von Gaza-Stadt gefallen. „Um die Befreiung unserer Geiseln voranzubringen und sicherzustellen, dass von Gaza nie wieder eine Bedrohung ausgeht, müssen wir die Arbeit zuende bringen und die Hamas besiegen.“

Vorbereitungen für Eroberung

Ebenfalls am Sonntag wurde bekannt, dass Israel einen neuen humanitären Korridor im Süden des Gazastreifens einrichtet. Er ist für Menschen gedacht, die aus Gaza-Stadt evakuiert werden. Derzeit werde die Wasserversorgung eingerichtet, meldet die „Jerusalem Post“. Zudem koordiniere sich Israel mit internationalen Organisationen für die medizinische Versorgung.

Laut einem Medienbericht wird Armeechef Ejal Samir am Dienstag dem Verteidigungsministerium einen Plan für die Eroberung von Gaza-Stadt vorlegen. Demnach sieht er den Einsatz von mindestens 80.000 Soldaten vor. Bereits vergangene Woche war die Armee nach eigenen Angaben in dem Stadtviertel Seitun gegen Terrorziele vorgegangen. (df)

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8 Antworten

  1. Geisel Arbel Jehud: „Der einzige Weg, die Geiseln zurückzubringen, ist ein Deal… mit der Hamas? Nein, das glauben wir nicht.

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    1. Wird es auch nicht, denn die Geiseln braucht die Hamas. Sie will ja überleben. Die werden keine mehr freilassen. Bestenfalls noch ein paar der toten Geiseln anbieten.

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  2. @AlbertNola
    Wie viele Geiseln wurden während der Kampfhandlungen befreit?
    Wie viele Geiseln hat Israel selbst getötet?
    Wie viele Geiseln wurden im Rahmen einer Vereinbarung befreit?
    Das sind die Fakten!
    Ihr Standpunkt ist ein Kreis mit einem Radius von Null!

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  3. Liebe Jehud, du bist durch einen Deal freigekommenen. Das heißt aber nicht, dass es den verbliebenen Geiseln auch so gehen wird. Die Hamas hat wochenlang ihre hässliche Fratze gezeigt und sämtliche Deal-Vorschläge von Witkoff und Nethanjahu abgelehnt. Wenn Hamas vorhätte, die Geiseln zu entlassen, hätten sie ihnen mehr zu essen gegeben, damit sie bei Entlassung nicht so verhungert aussehen, wie die letzten entlassenen Geiseln, was gar nicht gut ankam. Die Zeit ist aber eine andere geworden. Die Terroristen wissen, dass sie verlieren, wenn sie die Geiseln herausgeben, stattdessen lassen sie sie ihre eigenen Gräber schaufeln. Sie wissen, dass sie verlieren, wenn sie entwaffnet sind. Und sie wollen nicht aufgeben. Sie wollen, das ihr verliert, du, die Geiseln und dein Land. Und die Geiseln sind ihre Lebensversicherung. Ich kann aber deine und euer aller Verzweiflung verstehen. Damit ihr „nie wieder“ in solch eine Lage kommt, entscheidet sich Bibi zum Weitermachen. Ich bete ohne Unterlass für Israel.🙏🎗🇮🇱

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    1. Ja, die Zeit für einen Deal ist vorbei, das muss man einfach klar und deutlich sagen und man muss auch sagen. Und die Verantwortung dafür trägt die Hamas. Wer was anders behauptet steht auf der Seite der Hamas.

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    2. Ja das ist dramatisch, aber ein „nie wieder“ kann auch Bibi nicht versprechen. Alleine Jahwe wäre dazu in der Lage!
      Lieber Gruß Martin

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  4. Shalom,-Albert Nola@-Bitte schreiben sie nicht „WIR“!!!Ich bin sicher nicht ihrer Meinung!!!Und über anderer ihrer Meinung zu sprechen finde ich einfach“Anmasend“!!! Sonst schauen sie vielleicht was an diesem W.ende los war in Israel!!! Oder fliegen mal hin und besuchen den Hostage Square in Tel Aviv!!! Jerusalem

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