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Stimmungsbild in Jerusalem: Angst, Frust und geringer Umsatz

Die aktuelle Angriffs- und Terrorwelle in Israel trübt die Stimmung in der Gesellschaft. Auf den Straßen in Westjerusalem sind weniger Menschen unterwegs. Die Israelis sind frustriert, verunsichert und teilweise ängstlich, Händler machen schlechten Umsatz.
Aus Furcht vor weiteren Angriffen bleiben die Straßen in Jerusalem nahezu leer
Die Stimmung in der Jerusalemer Innenstadt ist seit Tagen angespannt. Die Straßen sind leerer als normalerweise, vor allem Fußgänger wagen sich nicht auf die Straße. Stattdessen sind die Sirenen der Krankenwagen und der Polizei zu hören – fast unaufhörlich am Tag, vereinzelt bis in die späten Abendstunden und dann wieder am frühen Morgen. Das Geräusch der Sirenen ist für viele Anwesende inzwischen unerträglich geworden. Eine junge Israelin sagt: „Ich finde, die Verantwortlichen sollten endlich einmal eine extra Sirene für Terroranschläge einschalten. Jedes Mal bekomme ich einen Schreck, wenn ich die Sirene höre. Dabei ist es vielleicht nur ein alter Mann, der wegen eines Herzinfarkts mit dem Krankenwagen ins Hospital muss.“

Lockerheit der wenigen Straßenkünstler wirkt aufgesetzt

Die Läden im jüdischen Markt, dem „Mahane Jehuda“, haben zwar geöffnet, doch die Kunden bleiben größtenteils aus. Vereinzelt wagen sich Straßenkünstler auf den Markt, doch ihr sonst so lockeres Treiben wirkt in diesen Tagen aufgesetzt und künstlich. Ein Marktverkäufer bemerkt frustriert: „Es ist kein Wunder, dass wir hier keinen Umsatz machen. Die Jerusalemer bleiben lieber in ihren Häusern und warten auf das Ende der Terrorwelle. Die Leute haben Angst.“ Verkäufer verschiedener Läden spielen Hüpfkästchen (siehe Bild). Die Verkäuferin eines Nudelrestaurants schildert, wie sie die Lage sieht: „Seit drei Jahren arbeite ich hier. So etwas aber habe ich noch nicht gesehen. Die Händler und Verkäufer laufen hier auf und ab, man fühlt sich wie in einem großen Ferienlager.“

„Wenn Leute keine Schabbateinkäufe machen, ist die Lage sehr ernst“

Ein Gemüseverkäufer sagt: „Die Leute haben Angst und morgen wird sich alles entscheiden. Wenn die Leute morgen und übermorgen auch nicht kommen, um ihre Schabbateinkäufe zu machen, dann ist die Lage sehr, sehr ernst.“ Manche arabische Händler haben ihre Läden erst gar nicht geöffnet. Die arabischen Taxifahrer fahren trotzdem. Ein Fahrer sagt: „Die Situation ist schwierig, aber mit meinen jüdischen Kunden muss ich ja nicht darüber sprechen.“ Vereinzelt laufen Touristen durch die Straßen. An der gedrückten Stimmung kann auch die überdurchschnittlich laut aufgedrehte Musik nichts ändern. Die Stadtbahn, Busse und die Restaurants sind viel leerer als sonst. Auf der Straße sind Verunsicherung, Angst und Misstrauen zu spüren. Die Menschen sind frustriert und ratlos. Und dennoch: Vielleicht fasst der Aufkleber am kleinen Honda eines in der Innenstadt parkenden religiösen Juden ganz gut zusammen, worauf alles hinausläuft: „Wir haben doch kein anderes Land als dieses.“ (mh)

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