Suche
Close this search box.

Von palästinensischen Flaggen und sportlichen Comebacks

Der israelische Fußballmeister Hapoel Be‘er Scheva verpasst im Rückspiel gegen Celtic Glasgow die Champions-League-Gruppenphase nur knapp. Palästinensische Fahnen überschatteten die Playoff-Spiele.
Ein Fan mit Schal im Turner-Stadion von Hapoel Be'er Scheva
BE‘ER SCHEVA (inn) – Ein klarer 2:0-Sieg im Rückspiel reichte nicht für die Champions-League-Gruppenphase: Der israelische Fußballmeister Hapoel Be‘er Scheva hat im eigenen Turner-Stadion gegen den schottischen Meister Celtic Glasgow eine großartige Leistung gezeigt. Die Last des in Glasgow verlorenen Hinspiels mit 2:5 war aber letztlich zu groß. Wegen der Fußballarithmetik, nach der Auswärtstore im internationalen Wettbewerb doppelt zählen, hätte ein weiteres Tor der Israelis zum Weiterkommen im Playoff-Spiel gereicht. Tragisch, dass die Israelis in der 15. Minute einen Elfmeter vergaben. Hapoel erwischte trotzdem einen vielversprechenden Start, wie die Tageszeitung „Ha‘aretz“ berichtet. Bereits in der 21. Minute gelang dem eingewechselten Ben Sahar in seiner ersten Aktion ein Kopfballtor nach einer Ecke. Direkt nach der Halbzeit nutzte Be‘er Scheva eine Nachlässigkeit der schottischen Verteidigung zum 2:0. Abwehrspieler und Torhüter von Glasgow behinderten sich beim Klärungsversuch. Da staubte der Rumäne Ovidiu Hoban kaltschnäuzig ab. Dann allerdings riegelten die Schotten bis zum Schlusspfiff das eigene Tor gekonnt ab.

Totenkopf mit Palästinensertuch

Im Hinspiel hatten Celtic-Glasgow-Fans palästinensische Flaggen hochgehalten, was von den israelischen Fans als Provokation verstanden wurde. Aus dem Fahnenmeer der schottischen Fankurve ragte eine große Flagge besonders heraus, auf der ein Totenkopf mit Palästinensertuch zu erkennen war. Der europäische Fußballverband UEFA sprach eine Geldstrafe für „illegales Herzeigen eines Banners“ gegen den schottischen Verein aus, wie der britische Sender BBC berichtet. Die UEFA verbietet politische, ideologische und religiöse Botschaften im Rahmen ihrer Spiele. Celtic-Fans starteten daraufhin eine Spendenaktion für palästinensische Hilfszentren und ein Flüchtlingscamp in der Nähe von Bethlehem unter dem Hashtag #matchthefineforpalestine („Gleicht die Strafgebühr für Palästina aus“). Die palästinensischen Flaggen waren allerdings keine Ausnahme. Wie der arabische Nachrichtensender „Al Jazeera“ berichtet, gehören diese Flaggen zur Standardausstattung einiger Celtic-Fans bei Spielen ihrer Mannschaft. Die UEFA sprach bereits mehrfach Geldstrafen aus. Maßgeblich verantwortlich für die Flaggen ist eine linksgerichtete Ultra-Gruppierung unter den Celtic-Fans, die sich die „Grüne Brigade“ nennt.

Fan-Hass richtete sich gegen eigenen israelischen Spieler

Die Überzeugung der Ultras geht soweit, dass sie sich im Jahr 2013 auch gegen den eigenen Spieler richtete. Als der israelische Celtic-Spieler Nir Bitton im Internet seine Unterstützung für das israelische Militär im Gaza-Konflikt im Jahr zuvor ausdrückte, forderten die Anhänger vehement die Vertragsauflösung mit dem Verein. Der schottische Historiker Tom Devine erklärte dem arabischen Nachrichtensender, dass die Identifikation einiger Celtic-Fans mit den Palästinensern von ihrer irischen Identität herrühre. „Irische Katholiken sind seit vielen Generationen gesellschaftliche Außenseiter in Schottland“, sagte Devine. Die Unterstützung für die Palästinenser basiere auf dem Gerechtigkeitsgefühl für Unabhängigkeitsbestrebungen, wie es sie auch unter den Iren in Großbritannien gebe. Die Meister der kleinen Länderverbände durchlaufen diverse Qualifikationsrunden, bis sie sich überhaupt mit Teams wie Real Madrid oder Bayern München in der Champions-League-Gruppenphase messen dürfen. Hapoel Be‘er Sheva hatte vor der Partie gegen Celtic Glasgow den griechischen Meister Olympiakos Piräus und den moldawische Meister FC Sheriff Tiraspol ausgeschaltet. Be‘er Scheva war verletzungsgeschwächt in das entscheidende Spiel gegangen: Kapitän Eljaniv Barda fehlte genauso wie die wichtigen Spieler Miguel Vitor und John Ogu. Die internationale Reise für Hapoel ist noch nicht zu Ende. Als Verlierer der Champions-League-Playoff-Spiele ist der Verein automatisch für die Gruppenphase der Europa League gesetzt. (mm)

Bitte beachten Sie unsere Kommentar-Richtlinien

Schreiben Sie einen Kommentar

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

Israelnetz-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen