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Nach verweigertem Händedruck: Bronze für Judoka Sasson

Der Judoka Or Sasson hat die zweite Medaille für Israel bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro gewonnen. Im Kampf um Bronze bezwang er am Freitag einen Kubaner. Zuvor hatte ein ägyptischer Gegner für Aufsehen gesorgt.
Siegerehrung (v.l.): Harasawa, Riner, Silva und der israelische Bronzemedaillengewinner Sasson
RIO DE JANEIRO (inn) – Erneut Bronze im Judo: Der israelische Schwergewichtler Or Sasson hat am Freitag den Sprung aufs Siegertreppchen der Olympischen Spiele von Rio de Janeiro geschafft. Er besiegte den Kubaner Alex Maxell Garcia Mendoza. Da keiner der beiden Kontrahenten eine entscheidende Wertung erzielte, wurde der Kampf anhand der Strafen entschieden – und davon hatte der Israeli weniger vorzuweisen als sein Gegner. Im Halbfinale war Sasson dem späteren Goldmedaillengewinner in der Klasse ab 100 Kilogramm, Teddy Riner, unterlegen. Der Franzose hatte bereits 2012 bei den Spielen in London den ersten Platz belegt. Er hat seit sechs Jahren keinen Wettkampf verloren und ist seit über 110 Kämpfen ungeschlagen. Silber gewann Hisayoshi Harasawa aus Japan, die zweite Bronzemedaille ging an den Brasilianer Rafael Silva.

Handschlag verweigert

Der olympische Wettkampf begann für den Israeli, der am 18. August seinen 26. Geburtstag feiert, mit einem unangenehmen Zwischenfall: Nach dem Sieg gegen den ägyptischen Judoka Islam el-Schebaby weigerte sich dieser, Sasson auf der Matte die Hand zu geben. Der Israeli streckte seine Hand aus, der Ägypter indes kehrte ihm den Rücken zu und schüttelte den Kopf. Daraufhin rief der Schiedsrichter den 34-Jährigen zurück auf die Matte und wies ihn an, sich zu verbeugen. El-Schebaby leistete dem Folge. Das Publikum bedachte ihn mit Buhrufen. Vor den Olympischen Spielen hatten islamistische und nationalistische Stimmen den Ägypter unter Druck gesetzt. Einem Bericht der Tageszeitung „Yediot Aharonot“ zufolge verlangten sie von ihm, auf seinen Erstrundenkampf gegen den Israeli zu verzichten. Demnach ist der Judoka ein ultrakonservativer, salafistischer Muslim. Es war das erste Aufeinandertreffen zwischen Sasson und El-Schebaby. Der Israeli sagte später, die Trainer hätten ihn gewarnt, dass der Ägypter ihm den Händedruck verweigern könnte. „Ich wusste, dass er es tun würde, also war es keine Überraschung für mich. Aber ich kann nichts sagen. Das war seine Entscheidung.“ Einer der ersten Grundsätze beim Judo ist der Respekt gegenüber dem Gegner. Das Verhalten des ägyptischen Athleten sei „etwas befremdend“ gewesen, aber es habe ihm nichts ausgemacht. Er sei ein professioneller Kämpfer.

Internationale Kritik

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) kündigte an, ein Disziplinarausschuss solle den Vorfall untersuchen. IOC-Sprecher Mark Adams teilte mit: „Dinge passieren in der Hitze des Augenblicks, die nicht akzeptabel sind. Wir glauben, dass es bei der olympischen Bewegung darum gehen sollte, Brücken zu bauen, nicht darum, Mauern zu errichten. Es gibt absolut keine Entschuldigung dafür.“ Der Internationale Judoverband wertete es als Zeichen der Besserung, dass der Kampf zwischen den beiden Sportlern überhaupt stattgefunden hatte. Es sei schon eine großer Fortschritt, dass arabische Länder es akzeptierten, gegen Israel anzutreten, äußerte Sprecher Nicolas Messner per Mail. Die Kontrahenten seien nicht verpflichtet gewesen, sich die Hände zu schütteln. Die Verbeugung sei hingegen vorgeschrieben. Dem sei der Ägypter letztlich nachgekommen. Dennoch werde die Ethikkommission des Verbandes den Vorfall nach den Spielen untersuchen. Der Pressesprecher für arabische Medien im Büro des israelischen Premierministers, Ofir Gendelman, sprach von einem „schockierenden“ Vorfall. Auf Twitter schrieb er, dieser „widerspricht dem Geist von Rio 2016“. Auf Arabisch merkte er an: „Sport ist kein Feld für Politik und Extremismus.“

Ägyptisches Olympisches Komitee: Athlet sollte Sportsgeist zeigen

Das Ägyptische Olympische Komitee hat sich vom Verhalten des Athleten distanziert. Vor dem Wettbewerb sei er gewarnt worden, sich während seines Kampfes mit dem israelischen Athleten an alle Regeln zu halten und Sportsgeist zu zeigen. „Was der Spieler nach der Runde getan hat und dass er seinem Rivalen nicht die Hand geschüttelt hat, ist eine persönliche Handlung“, hieß es laut „Yediot Aharonot“. Israel und Ägypten haben seit 1979 ein Friedensabkommen. Nach seinem Sieg gegen El-Schebaby traf Sasson in der zweiten Runde auf den Polen Maciej Sarnacki. Ihn besiegte er ebenso wie im Viertelfinale den Niederländer Roy Meyer.

Glückwünsche von Netanjahu und Rivlin

Nach dem Medaillengewinn gratulierte der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu dem Olympioniken: „Sie haben einen außergewöhnlichen Erfolg erreicht – persönlich, national, international“, sagte er laut einer Mitteilung seines Büros. „Ich denke, dass wir alle gesehen haben, wie Sie Ihren Traum gelebt haben.“ Sasson habe Israels wahres Gesicht gezeigt, „ein schönes und stolzes Gesicht eines starken und Frieden fördernden Staates“. Der Judoka entgegnete: „Ich bin so glücklich, dass ich dem Staat, den ich so sehr liebe und mit dem ich so verbunden bin, solchen Anlass zum Stolz gegeben habe.“ Staatspräsident Reuven Rivlin schloss sich den Glückwünschen an: „Sie haben zwei so wichtige Dinge miteinander verflochten: Ihr Können und Ihren Willen. Sie haben gewollt und gekonnt, und wir alle sind stolz auf Sie“, wird er in einer Mitteilung des Präsidialamtes zitiert. „Als mein Enkel Sie sah, sagte er: Ich will sein wie Ori.“ Rivlin ergänzte: „Sie haben dem Staat so klar und gentlemanlike Ehre gebracht – hinzugehen und dem ägyptischen Gegner die Hand zu geben, war etwas, worüber ganz Israel und ganz Ägypten sprechen – auch hier haben Sie gesiegt.“ Bereits am Dienstag hatte die Judoka Yarden Gerbi in Rio Bronze gewonnen. Es war die erste olympische Medaille für Israel seit acht Jahren. Nach Sassons drittem Platz hat sich die Gesamtzahl der israelischen Medaillen auf neun erhöht. (eh)

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