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„Spiegel Online“: Antisemitische Berichterstattung über Moschee-Abriß

Unter der Überschrift „Israelische Bulldozer walzen Moschee in Nazaret nieder“ hat das Nachrichtenportal „Spiegel Online“ über die Ereignisse in der arabischen Stadt berichtet. Bereits die Überschrift der Meldung impliziert nicht nur eine einseitige Berichterstattung, sondern ist ein Beispiel für Antisemitismus in den Medien. Nach wenigen Stunden änderte „Spiegel Online“ den Titel. Er lautet jetzt: „Israelische Bulldozer zerstören Moschee-Fundament“. Entweder ist die Änderung ein Fall von später Einsicht oder eine Reaktion auf Proteste aufmerksamer Leser.

Die Meldung erschien am Dienstagmorgen. Joel Lion, Erster Sekretär der Israelischen Botschaft in Berlin und Leiter der Öffentlichkeitsarbeit, sagte gegenüber „Israelnetz“: „Das ist ein erschreckendes Beispiel von antisemitischer Berichterstattung. In der Überschrift ist nicht die Rede von dem Gerichtsbeschluß, der dem legalen Abriß der Fundamente der Moschee vorausging.“

Vor dem Hintergrund des Symposiums zum Thema „Antisemitismus, deutsche Medien und der Nahostkonflikt“, auf dem sowohl der Nahost-Korrespondent des Nachrichtensenders „n-tv“, Ulrich W. Sahm, als auch der Deutschland-Korrespondent der israelischen Tageszeitung „Yediot Ahronot“, Eldad Beck, in ihren Vorträgen die weit verbreitete einseitige und antisemitische Berichterstattung dargelegt haben, sei die Meldung von „Spiegel Online“ ein weiteres Beispiel für antiisraelische Meinungsmache in deutschen Medien, so Joel Lion weiter.

Die Überschrift der „Spiegel Online“-Meldung stellte Israel als mächtigen Aggressor dar, der in Nazareth mit Bulldozern gegen wehrlose Muslime vorgehe. Daß sich die Moschee erst im Bau befindet, wurde in der ursprünglichen Fassung erst später – zwischen den Zeilen – deutlich. Bei „Spiegel Online“ heißt das so: „Israel hat in Nazaret eine geplante umstrittene Moschee abreißen lassen.“ Und erst zum Ende der Meldung kommt „Spiegel Online“ auf die Hintergründe der Aktion in Nazareth zu sprechen. Da heißt es nämlich, daß die israelische Regierung „bereits vor mehr als einem Jahr beschlossen“ habe, „den Bau der Moschee in der Nähe der berühmten Verkündigungskirche zu stoppen“.

Daß jedoch schon die Planungen und der Baubeginn für die Shihab al-Din Moschee illegal waren, bleibt unerwähnt. Laut Aussagen moslemischer Geistlicher soll sich auf dem Platz neben der Verkündigungskirche angeblich das Grab eines moslemischen Heiligen befinden. Islamische Extremisten hatten den Platz 1997 besetzt, als islamisches Eigentum erklärt, den Grundstein gelegt und mit illegalen Ausgrabungen begonnen.

Das Magistratsgericht in Nazareth hatte erst vor wenigen Wochen den Abriß der Fundamente der Moschee angeordnet und die moslemische Verwaltungsbehörde, Waqf, angewiesen, innerhalb von drei Tagen alles abzureißen, was bisher illegal für die Moschee gebaut wurde. Diesem Gerichtsbeschluß war die Waqf jedoch nicht nachgekommen.

Vertreter des Vatikan hatten die Errichtung der Moschee als „deutliche Provokation“ bezeichnet und der moslemischen Gemeinschaft vorgeworfen, „von Anbeginn keine friedliche Koexistenz“ der beiden Religionsgemeinschaften im Sinn gehabt zu haben.

Im März vergangenen Jahres hatte die israelische Regierung den Weiterbau verboten und alternative Plätze in Nazareth für die Errichtung des moslemischen Gebetshauses vorgeschlagen. Nazareths Vize-Bürgermeister Salman Abu Ahmed hatte die Entscheidung als „Kriegserklärung“ bezeichnet. Der Vatikan hatte den Gerichtsentscheid als „weise und mutig“ begrüßt.

Der Bau der Moschee sorgte seit 1997 für Auseinandersetzungen zwischen Christen und Moslems in Nazareth. 1998 hatte die israelische Regierung den Bau zunächst genehmigt, allerdings kleiner als beantragt – die Moschee sollte wesentlich höher werden als die Kirche.

Leser können auf die Meldung von „Spiegel-Online“ reagieren. Schreiben Sie an spon_leserbriefe@spiegel.de

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