Juden freuen sich nicht nur über die Torah, die sie von Gott empfangen haben. Auch die Vergebung der Sünden am großen Versöhnungstag Jom Kippur, der erst wenige Tage zurückliegt, ist Anlass zum fröhlichen Feiern.
An Simchat Torah , das seit dem frühen Mittelalter gefeiert wird, endet die jährliche Lesung der Wochenabschnitte (Paraschot) mit den letzten Versen des Fünften Buches Mose (Kapitel 33 und 34). Direkt im Anschluss wird der Beginn des Ersten Buches Mose (1,1-6,8) vorgetragen. Die Segenssprüche über die Torah dürfen ausnahmsweise auch Kinder sprechen, die noch nicht die Bar Mitzwa gefeiert haben, also noch nicht religionsmündig sind. Alle Kinder kommen zusammen nach vorne und empfangen unter einem Tallit (Gebetsschal) einen besonderen Segen.
Nur an diesem Tag werden zwei Männer zur Torah -Lesung aufgerufen. Man nennt sie „Chatan Torah“ (Bräutigam der Torah ) und „Chatan Bereschit“ (Bräutigam des Anfangs). Wegen der besonderen Ehre wird von den beiden erwartet, dass sie ein festliches Mahl spendieren.
In der Überlieferung finden sich verschiedene Begründungen dafür, dass nach den letzten Kapiteln der Torah sofort der erste Wochenabschnitt vorgelesen wird. Einerseits soll das Studium der Lehre nie unterbrochen werden. Andererseits soll dieser Brauch den Satan davon abhalten, Israel zu beschuldigen, es freue sich über die Beendigung der Torah -Lesung und wolle nicht wieder von vorne beginnen.
Seit dem Ende des 16. Jahrhunderts sind „Hakkafot“ (Prozessionen) mit den Torah -Rollen üblich. Dabei wechseln sich die Männer ab, welche die Schriftrollen tragen, damit möglichst viele daran teilhaben können. Kinder laufen mit Fähnchen mit. Gesang und Tanz gehören dazu. In Jerusalem gibt es traditionell einen Umzug zur Klagemauer. Ausnahmsweise werden alle Torah-Rollen aus dem Schrank in der Synagoge genommen. In den anderen Gottesdiensten verwendet man nur eine Schriftrolle.