Simchat Tora, das Fest der Freude über die Tora, bildet den Abschluß des Laubhüttenfestes (Sukkot). In Israel beginnt es in diesem Jahr am Abend des 17. September, im Exil einen Tag später. Wie der erste Tag von Sukkot ist auch Simchat Tora ein voller Feiertag. Er gilt als Inbegriff freudiger Festlichkeit. Juden freuen sich nicht nur über die Tora, die sie von Gott empfangen haben. Auch die Vergebung der Sünden am großen Versöhnungstag Jom Kippur, der erst wenige Tage zurückliegt, ist Anlaß zum fröhlichen Feiern.
An Simchat Tora, das seit dem frühen Mittelalter gefeiert wird, endet die jährliche Lesung der Wochenabschnitte (Paraschot) mit den letzten Versen des Fünften Buches Mose (Kapitel 33 und 34). Direkt im Anschluß wird der Beginn des Ersten Buches Mose (1,1-6,8) vorgetragen. Die Segenssprüche über die Tora dürfen ausnahmsweise auch Kinder sprechen, die noch nicht die Bar Mitzwa gefeiert haben, also noch nicht religionsmündig sind. Alle Kinder kommen zusammen nach vorne und empfangen unter einem Tallit (Gebetsschal) einen besonderen Segen.
Nur an diesem Tag werden zwei Männer zur Toralesung aufgerufen. Man nennt sie „Chatan Tora“ (Bräutigam der Tora) und „Chatan Bereschit“ (Bräutigam des Anfangs). Wegen der besonderen Ehre wird von den beiden erwartet, daß sie ein festliches Mahl spendieren.
In der Überlieferung finden sich verschiedene Begründungen dafür, daß nach den letzten Kapiteln der Tora sofort der erste Wochenabschnitt vorgelesen wird. Einerseits soll das Studium der Lehre nie unterbrochen werden. Andererseits soll dieser Brauch den Satan davon abhalten, Israel zu beschuldigen, es freue sich über die Beendigung der Toralesung und wolle nicht wieder von vorne beginnen.
Seit dem Ende des 16. Jahrhunderts sind „Hakkafot“ (Prozessionen) mit den Torarollen üblich. Dabei wechseln sich die Männer ab, die die Schriftrollen tragen, damit möglichst viele daran teilhaben können. Kinder laufen mit Fähnchen mit. Gesang und Tanz gehören dazu. In Jerusalem gibt es traditionell einen Umzug zur Klagemauer. Ausnahmsweise werden alle Torarollen aus dem Schrank in der Synagoge genommen. In den anderen Gottesdiensten verwendet man nur eine Schriftrolle.
Im Vorfeld des Festes erhielten die israelischen Sicherheitskräfte in diesem Jahr 46 Terrorwarnungen. Aus diesem Grund sind sie in hoher Alarmbereitschaft. Besonders Orte, an denen sich viele Menschen versammeln, werden von Dutzenden Polizisten abgesichert.