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Sieg der Extremisten

Auch nach den jüngsten Verhandlungen bleibt fraglich, ob Elhanan Tannenbaum unversehrt nach Hause zurückkehren wird. Im Oktober 2000 war der israelische Geschäftsmann auf mysteriösen Wegen in die Hände der radikal-islamischen Hisbolla geraten und ist seither im Libanon gefangen. Weiterhin unklar ist das Schicksal von Adi Avitan, Benny Avraham und Omar Sawajed. Die drei israelischen Soldaten waren kurz zuvor entführt und wahrscheinlich ermordet worden. Auch über Ron Arad gibt es keine neuen Informationen. Der Luftwaffennavigator war 1986 abgestürzt. Seine Spur verliert sich im Iran.

Sicher ist nur eines: Die Hisbolla hat wieder einmal einen Sieg errungen. Das steht bereits fest, auch wenn der Ausgang der Verhandlungen über einen Gefangenenaustausch – Tennenbaum und drei Soldatenleichen gegen mehr als 400 arabische Terroristen – noch aussteht. „Noch nie war Israel in so einem deprimierten Zustand“, resümiert der Zeitungskommentator Se´ev Schiff.

Terror und Schrecken zu verbreiten, ist das einzige Ziel der Miliz, die vom Iran gesponsert im Südlibanon mit wenigen Hundert Kämpfern operiert. Das beherrscht sie offensichtlich vollkommen. An einen militärischen Sieg über Israel kann sie nicht im Traum denken. Trotzdem steht sie wieder einmal als Gewinner da.

In Israel streiten sich die Familien Tannenbaum und Arad und mit ihnen die israelische Gesellschaft. Die einen wollen alles geben, um ihren Vater frei zu bekommen. Die anderen können nicht hinnehmen, daß ihr Ehemann, Bruder und Vater in Vergessenheit gerät. Geteiltes Leid ist in diesem Falle doppeltes Leid. Ganz offen sprechen Kabinettsminister von der schwersten Entscheidung ihrer Amtszeit – und die schwarzen Turbanträger im Libanon lachen sich ins Fäustchen.

Hisbolla-Chef Scheich Hassan Nasralla kann sich leisten, was kein arabischer Staat wagt: Er stellt Forderungen an den Judenstaat – die Freilassung von Hunderten arabischer Häftlinge, darunter der ehemalige Hisbolla-Chef Scheich Abdel Karim Obeid und der Anführer der schi´itischen Amal-Miliz Mustafa Dirani, der einst Ron Arad gefangen hielt, vermutlich folterte und dann an die Iraner verkaufte. Und diese Forderungen treffen auf offene Ohren, obwohl die Hisbolla zeitgleich am Hermon die israelische Armee beschießt und lauthals mit weiteren Entführungen droht.

Die Regierung Scharon hatte einst laut getönt, sie werde nicht unter Feuer verhandeln. Heute beschließt sie Eingeständnisse an den unversöhnlichsten Feind Israels und stochert dabei im Schlamm. „Nur Einschätzungen, keine Fakten“, ist aus Regierungskreisen zu hören, liegen als Entscheidungsgrundlage vor. Die Einschätzungen des Generalstabschefs, des Leiters des militärischen Nachrichtendienstes und die der Chefs der Geheimdienste „Mossad“ und „Schabak“ liegen weit auseinander, widersprechen sich teilweise sogar.

Im Mai 2000 war es der Hisbolla gelungen, die bis dato unbesiegbare Armee der Zionisten aus dem Südlibanon zu vertreiben – ohne Verhandlungen und ohne Zugeständnisse. So sieht man das zumindest in der arabischen Welt. Möglicherweise war dieser Rückzug der Regierung Barak der eigentliche Auslöser der Al-Aqsa-Intifada. Der Erfolg der libanesischen Schi´iten hat den palästinensischen Sunniten Mut gemacht, in Israel libanesische Verhältnisse herauf zu beschwören.

Jetzt kann Nasralla den Palästinensern bald einen weiteren, in der Bevölkerung deutlich spürbaren Erfolg auf dem Silberteller servieren: Hunderte von Söhnen und Familienvätern dürfen aus israelischen Gefängnissen heimkehren. Wieder einmal hat der schwarzbärtige Scheich die Zionisten gefügig gemacht. Und die neue palästinensische Regierung um Abu Ala stammelt derweil von Friedensverhandlungen, erfleht einen Waffenstillstand von den Extremisten in den eigenen Reihen – kann aber keinerlei greifbare Errungenschaften vorweisen. Als Fazit bleibt für die palästinensische Straße: Der bewaffnete Kampf lohnt sich.

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