JERUSALEM (inn) – Siedler-Aktivisten verteilen seit Montag eine CD, auf der Premierminister Ariel Scharon Soldaten dazu aufruft, Befehle zu verweigern, die ihrem Gewissen widersprechen. Allerdings ist das darauf zu hörende Interview über zehn Jahre alt.
Damals führte Scharon, der Mitglied der Knesset war und keinen Ministerposten inne hatte, eine Kampagne gegen das Oslo-Abkommen und gegen die Evakuierung der Zelt-Siedlung Givat HaDagan nahe Efrat.
Scharon gab dem Radiosender „Arutz Scheva“ ein Interview, in dem er die Soldaten bittet, Befehle zu verweigern, die ihrem Gewissen und dem Schicksal der Nation entgegenstehen. Scharons Äußerungen von 1994 sehen die Siedler heute als Argument gegen die geplante Evakuierung jüdischer Siedlungen im Gazastreifen und Teilen des Westjordanlandes. Sie verteilen die CD mit den Aufnahmen an Soldaten.
In dem Interview sagt Scharon: „Als jemand, der viele Jahre in der Armee gedient hat, sage ich, dass ein Soldat Befehlen gehorchen muss; wenn der Soldat Befehle empfängt, die seinem Gewissen widersprechen, dann muss er dies persönlich, ich betone: persönlich an seinen Kommandanten weitergeben, sich erklären und bereit sein, die Konsequenzen zu tragen.“
Weiter heißt es: „Wenn es darum geht, dass Grenzen überschritten werden, liegt die Verantwortung bei der Regierung; sie muss verhindern, dass man an solche Grenzen gerät. Diese Regierung muss verstehen, dass sie, wenn sie über Demokratie redet, hier die Bedeutung verdreht. Demokratie heißt nicht Diktatur der Mehrheit. Man kann nicht alles tun, vor allem nicht in diesem Fall, wo es um unser Schicksal geht.“