NABLUS (inn) – Ein Palästinenser hat am frühen Freitagmorgen das Feuer auf eine Gruppe ultra-orthodoxer Juden eröffnet, die am Josefsgrab bei Nablus in Samaria gebetet hatten. Bei dem Schußattentat wurden sieben Israelis verletzt, einer von ihnen schwer und einer lebensgefährlich.
Wie die Tageszeitung „Ha´aretz“ berichtet, waren 17 Juden, die zur Sekte der Breslauer Chassiden gehören, ohne Genehmigung der Armee zu der Grabstätte gefahren. Nachdem sie dort gebetet hatten und zu ihrem Fahrzeug, einem Kleinbus, zurückkehrten, eröffnete ein Palästinenser aus dem Hinterhalt das Feuer auf die Frauen und Männer.
Sieben Israelis wurden verletzt. Ein Mann erlitt schwere Verletzungen, ein weiterer lebensgefährliche – er erlitt Schußwunden an Kopf und Bauch. Eine Frau wurde mittelschwer im Beckenbereich verletzt. Die vier anderen Israelis wurden leicht verwundet.
Soldaten von einem nahegelegenen Kontrollpunkt orderten einen Hubschrauber, mit dem die beiden Schwerverletzten in ein Krankenhaus gebracht wurden.
Die zehn anderen Juden wurden von den Soldaten verhaftet, da sie ohne Genehmigung Gebiet betreten hatten, das sich unter palästinensischer Kontrolle befindet.
Dem Attentäter gelang die Flucht. Einheiten der israelischen Armee nahmen die Suche nach dem Terroristen auf.
Schaha Ajalon, der israelische Polizeikommandeur für Judäa und Samaria, kritisierte die Beter. „Das letzte, was die Armee braucht, ist eine Gruppe wie diese, die ohne Genehmigung die Gebiete betritt. Das zwingt die Soldaten, ihre Einsätze zu ändern und sie zu retten.“
Die Mitglieder der chassidischen Sekte seien bekannt dafür, daß sie die Anweisungen der Armee öfters mißachten, heißt es in dem „Ha´aretz“-Bericht. Häufig versuchen sie, die israelischen Kontrollpunkte zu umgehen, um zu heiligen Stätten in den Autonomiegebieten zu gelangen.
Zu dem Attentat bekannten sich die Al-Aksa-Märtyrer-Brigaden, die zur Fatah-Partei von PLO-Chef Jasser Arafat gehören. Später teilte die Terrorgruppe Dschihad al-Islami mit, sie sei für den Anschlag verantwortlich. Er sei eine Reaktion auf die Armeeaktionen in Rafah im südlichen Gazastreifen. Auch die „Volksfront für die Befreiung Palästinas“ (PFLP) übernahm die Verantwortung für das Attentat, berichtet die Tageszeitung „Jediot Aharonot“.
Die von Israelis „Kever Josef“ genannte Grabstätte wurde mehrmals von Palästinensern zerstört und schlußendlich zu einer Moschee umgebaut. Die palästinensische Polizei hatte nichts zum Schutz des Heiligtums unternommen.
Rechtlich gesehen befindet sich die Grabstätte allerdings nach den Osloer Verträgen unter israelischer Hoheit. Um weitere Gewalt zu verhindern, hatte die israelische Regierung das Grab jedoch den Palästinensern überlassen.
Die Stätte, in der der zweitjüngste Sohn des Erzvaters Jakob (Israel) begraben liegt, befindet sich bei Nablus – wie die Stadt von den Arabern genannt wird. In deutscher Bibelübersetzungen lautet der Name „Sichem“, die Juden sagen „Schechem“. Die Stadt liegt zwischen dem biblischen Berg des Segens (Har Grizim) und dem Berg des Fluches (Har Ebal). Dort stellte der israelische Heerführer Joschua Ben-Nun (Josua) das Volk auf.