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Shimon Stein gegen Gleichstellung von Netanjahu und Ahmadinedschad

HAMBURG (inn) - Der ehemalige Botschafter Israels in der Bundesrepublik Deutschland, Shimon Stein, hat in einem Kommentar in der Tageszeitung "Die Welt" verärgert auf einen Essay im Magazin "Spiegel" reagiert. "Spiegel"-Autor Erich Follath hatte den israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu und den iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad als "Zwillinge im Geiste" bezeichnet.

„Bei der Berichterstattung über Israel und den israelisch-palästinensischen Konflikt habe ich mich im Laufe meiner Tätigkeit als Botschafter des Staates Israel daran ‚gewöhnt‘, Berichte zu lesen, die mich manchmal zum Verzweifeln bringen konnten“, schreibt Stein, der von 2001 bis 2007 Botschafter in Deutschland war, in der „Welt“. Bei zahlreichen Artikeln habe er das Gefühl gehabt, dass sie nach dem Motto verfasst wurden: „Ich bin zu einer Meinung gelangt, und man soll mich nicht mit Einzelheiten verwirren.“

Ein solches „unprofessionelles Verhalten“ sei ihm im „Spiegel“ begegnet, als er den Essay „Das Duell der Auserwählten“ von Erich Follath las. Follath schrieb in dem Artikel, der im „Spiegel“ 26/2009 erschienen war, Netanjahu und Ahmadinedschad seien „Zwillinge im Geiste“: „Beide gefangen in der Absolutheit ihres Anspruchs; beide besessen von ihrer höheren Berufung; beide überzeugt von einer messianischen Mission – zu ‚Ehren‘ einer Religion, zur ‚Rettung‘ eines Volkes.“

„Das Papier wäre beleidigt“

Weiter schrieb Follath: „Wer verstehen will, was Irans Präsident und Israelis Premier umtreibt, welche Überzeugungen ihre Politik leiten, muss sich auf tiefreligiöse Konzepte einlassen (…). Rabbis wie Netanjahus Großvater lehrten und lehren bis heute, dass Juden gezwungen sind, die immer wieder in neuen Formen auftauchenden Amalekiter zu bekämpfen: die Truppen Nebukadnezars, die des spanischen Großinquisitors Tomás de Torquemada, die Schergen Adolf Hitlers – und jetzt die Israels Zerstörung beschwörenden Hardliner um ihren Präsidenten Ahmadinedschad.“

Stein nennt den Vergleich zwischen den beiden Politikern eine „Unterstellung“. Die Nuklearisierung des Iran bedeute für Israel eine „existenzielle Bedrohung“. „Bei aller Kritik, die man gegen Netanjahu und dessen Politik haben mag, ihn als ‚Zwilling im Geist‘ von Ahmadinedschad zu beschreiben, nur weil er sich, wie die Mehrheit der Israelis, wegen der möglichen Konsequenzen der Nuklearisierung des Iran Sorgen um die Zukunft Israels macht, scheint mir absurd und abscheulich. Dieser Vergleich wirft für mich die grundsätzliche Frage auf, ob jeder Vergleich legitim und zu rechtfertigen ist. Ich bin der Auffassung, dass nicht jeder Vergleich legitim sein kann, und wenn ein Journalist, wie in diesem Fall Herr Follath, seinen Fantasien freien Lauf lässt und diesen absurden Vergleich zieht, dann sollten diejenigen, die die Verantwortung für die Qualität und die Seriosität der Berichte tragen, die Bremse ziehen.“

Papier sei zwar geduldig und erröte nicht, so Stein. „Doch wenn es sprechen könnte, so wäre es zutiefst beleidigt.“

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