JERUSALEM (inn) – Israels Premierminister Ariel Sharon und sein palästinensischer Kollege Mahmoud Abbas haben ihr Treffen vom Donnerstagabend als „sehr positiv“ bewertet. Bei dem Gespräch gab es zwar keine konkreten Ergebnisse, Israel kündigte jedoch Erleichterungen für die Palästinenser an, Abbas betonte, daß er sich weiter für eine Waffenruhe der radikalen Palästinensergruppen einsetzen werde.
Das fast dreistündige Gespräch der beiden Politiker in Sharons Büro in Jerusalem habe in einer „positiven und sehr guten Atmosphäre“ stattgefunden, hieß es in einer Erklärung aus dem Büro des israelischen Premiers. Seitens der Palästinenser wurden die Gespräche als „ernsthaft, offen und nützlich“ beschrieben. Abbas wurde von Mohammed Dahlan, dem Staatsminister für Innere Sicherheit, und Außenminister Nabil Sha´at begleitet. Sharon empfing die Palästinenser zusammen mit seinem Bürochef Dov Weisglas.
In den Gesprächen forderten die Palästinenser, daß Israel den palästinensischen Sicherheitsdiensten wieder die volle Kontrolle über den gesamten Gazastreifen und über die Autonomiestadt Ramallah in Samaria übertragen soll. Wie die Tageszeitung „Ha´aretz“ berichtet, habe Abbas Israel zudem gebeten, bei der Neustrukturierung der sehr geschwächten Sicherheitskräfte im Westjordanland mitzuhelfen.
Sharon betonte, daß sich Israel nicht mit einem vorübergehenden Waffenstillstand der Terrorgruppen zufrieden geben werde. Er forderte die Entwaffnung der Gruppen, die Verhaftung von Terroristen und ein ernsthaftes Vorgehen gegen die Infrastruktur des Terrors.
Der israelische Regierungschef wiederholte sein Angebot, die israelischen Verteidigungskräfte aus den Autonomiegebieten zurückzuziehen und den Palästinensern die Kontrolle zu übertragen. Aus Sicherheitsgründen behalte Israel sich jedoch vor, wieder auf palästinensisches Gebiet vorzurücken, falls es zu erneuten Terroranschlägen kommen sollte und die Palästinenser nicht gegen Terroristen vorgehen sollten.
Sharon kündigte zudem erhebliche Erleichterungen für die palästinensische Bevölkerung an. So sollen unter anderem täglich 25.000 Palästinenser zum Arbeiten nach Israel reisen dürfen, 2.000 von ihnen sollen auch über Nacht in Israel bleiben dürfen. Rund 8.000 Händler und Geschäftsleute sollen ebenfalls Reisegenehmigungen für Israel erhalten. Ferner will Israel überprüfen, welche palästinensischen Häftlinge freigelassen werden können. Auf Anfrage der Palästinenser sollen unter anderem Tayssir Chaled, Mitglied des PLO-Exekutivkomitees und der „Demokratischen Front für die Befreiung Palästinas“ (DFLP), sowie der wegen eines Terroranschlags seit 27 Jahren inhaftierte Ahmed Jubarra (Abu Sukkar)entlassen werden.
In den Gesprächen ging es auch um das für kommende Woche geplante Treffen der beiden Premiers mit US-Präsident George W. Bush in Jordanien.