Suche
Close this search box.

Sex-Skandal erschüttert Autonomiebehörde

Ein wohlbeleibter Mann sitzt breitbeinig auf seinem Sofa. Eine Frau kniet sich vor ihm nieder. Beide fummeln an Rock und Hose. Doch der etwas unscharfe Pornofilm in Schwarzweiß, von einer versteckten Kamera aufgenommen, geht weiter im Schlafzimmer.

Der Mann entkleidet sich und legt sich unter die Decke und wartet auf die Frau, für die Fortsetzung des „Einstellungsgesprächs“. Er ruft noch: „Soll ich das Licht ausschalten? Oder wie machen wir weiter?“ Doch der erwartete Höhepunkt gestaltete sich anders, als erwartet. Plötzlich stehen drei Männer im Zimmer, fordern den Mann auf, sich anzuziehen und führen ihn ab.

Fahmi Schabana, ein Palästinenser im Generalsrang, seit sechs Jahren damit befasst, die Korruption in den palästinensischen Gebieten zu prüfen, hatte heimlich Kameras in den Wohnungen führender Mitarbeiter des Präsidenten Mahmud Abbas installieren lassen. Zu ihnen gehört auch Rafik al-Husseini, der zweite Mann in der Autonomiebehörde und engster Berater des Präsidenten. Schabana entdeckte zudem in den Archiven der Autonomiebehörde, wie schon unter Arafat hohe Beamte hunderte Millionen Dollar einfach von den Bankkonten der Behörde abgehoben hätten. Oder wie für Grundstückskäufe weit höhere Summen angegeben wurden, als die Grundstücke tatsächlich kosteten. Die Differenz wanderte in die Taschen der Beamten. Sogar Familienangehörige von Abbas sollen sich an den Spendengelder der EU „bedient“ haben.

Abbas war überhaupt nicht amüsiert über die Akten und auch nicht über den Pornofilm mit seinem engsten Berater als Hauptdarsteller. Wie sich herausstellte, nutzten offenbar hohe palästinensische Beamte ihre Allmacht, indem sie beim Einstellungsgespräch von künftigen Sekretärinnen eine umfassende Bedienung forderten. Schabana will auch SMS-Nachrichten Husseinis an eine andere Frau abgefangen haben, in denen der Abbas-Berater der Frau ein Vorgehen verschlägt, sie auf seinem Sofa „mit sanften Küssen am ganzen Körper“ zu verführen.

Abbas tat zunächst nichts. Schabana beschloss daraufhin, seinem Präsidenten und obersten Chef ein Ultimatum zu stellen. Mitsamt Dokumenten und Videokasetten ausgestattet, wandte er sich vor einer Woche an den 10. Kanal des israelischen Fernsehens, einen kommerziellen Sender, der das brisante Material in den Nachrichten vor einem weiteren Kapitel einer populären Reality-Show versendete.

„Verschwörung von zwei Seiten“

Nun war der unerhörte Skandal in der sonst so konservativen Autonomiebehörde perfekt. Die Autonomiebehörde bezichtigte zunächst den israelischen Geheimdienst wegen einer „Schmierkampagne“ gegen Präsident Abbas. Der gefilmte Husseini redete von einer „Verschwörung von zwei Seiten“, der Autonomiebehörde und Israels. Dennoch blieb Abbas keine Wahl. Er entließ seinen Chefberater Husseini und befahl die Einrichtung einer Untersuchungskommission, um festzustellen, ob die gefilmten Szenen mit dem peinlichen Techtelmechtel echt seien.

Gleichzeitig wurde Schabana, der den Skandal aufgedeckt hatte, vorsorglich von den Israelis verhaftet, wegen „Kontakt zu einem fremden Geheimdienst“. Der Araber lebt in Ostjerusalem und besitzt deshalb einen israelischen Ausweis. Sechs Jahre lang störte es die Israelis nicht, dass er ein hohes Amt im palästinensischen Geheimdienst bekleidete und Untergebener des früheren Geheimdienstchefs Taufik Tirawi war, der inzwischen selbst wegen Korruption entlassen wurde.

Unklar ist, ob die Israelis nun Schabana auf Geheiß des palästinensischen Präsidenten verhaftet haben oder weil er selbst in Korruption verwickelt sei und hohe Beamte erpresst habe, um auf den Posten des Vizegouverneurs von Jerusalem berufen zu werden, wie Sprecher der Fatah-Organisation behaupteten.

Es gab schon sogenannte Sex-Skandale in der Palästinensischen Autonomiebehörde. Dabei reichte ein Foto, das einen Mann zeigte, wie er die Hand einer Frau hielt oder ein Briefchen mit dem Wunsch nach einem Kuss. Derartiges gilt unter den Palästinensern schon als unerträgliche Schande. Doch der jetzt aufgetauchte Film übertrifft alles, was man sich in Ramallah vorstellen konnte. Für den ohnehin angeschlagenen Präsidenten Abbas ist das kein Ruhmesblatt. Seine Amtszeit ist seit Januar abgelaufen. Neuwahlen konnten bisher nicht festgelegt werden, sodass die Legitimität der Regierung und des Präsidenten von seinen vielen Gegnern, darunter auch der Hamas in Frage gestellt wird.

Inzwischen wurde ein weiterer Skandal bekannt: Mujahed Nimer, ein hochrangiger Offizier in den palästinensischen Sicherheitsdiensten, wurde wegen des Verdachts verhaftet, die Ermordung führender Beamter und Mitarbeiter des Präsidenten geplant zu haben.

Bitte beachten Sie unsere Kommentar-Richtlinien

Schreiben Sie einen Kommentar

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

Israelnetz-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen