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Sensation oder Fälschung? Inschrift aus der Zeit des ersten Tempels

Entweder ist es die Sensation des Jahrtausends oder eine der besten Fälschungen aller Zeiten: Ein schwarzer Stein, 24 mal 31 Zentimeter groß, auf den altphönizische Schriftzeichen eingemeißelt sind. Die Inschrift wird dem judäischen König Joasch zugeschrieben, der im neunten Jahrhundert vor Christus gelebt hat.

Das zehn Zeilen lange Fragment berichtet in der ersten Person von der „Renovierung des Hauses“. Der Inhalt erinnert an den Bericht von der Renovierung des salomonischen Tempels durch König Joasch. Erwähnt wird der Kauf von Bauholz und behauenen Steinen mit öffentlichen Geldern. Wie im 2. Buch der Könige, Kapitel 12, Vers 16 berichtet, wird auch hier gesagt, daß die Arbeiter keine Abrechnung vorlegten, „sondern sie handelten auf Treu und Glauben.“ Wenn das Werk vollendet sei, so der letzte Satz der Inschrift, werde „der Herr sein Volk mit Segen schützen“.

Mitarbeiter des Geologischen Instituts am Nationalen Ministerium für Infrastruktur des Staates Israel haben die Inschrift jetzt als authentisch bezeichnet. Karbontests hätten ergeben, daß die Sandsteintafel tatsächlich 2.800 Jahre alt sei. Shimon Ilani, Amnon Rosenfeld und Michael Dvorachek, der Cheftechniker des Instituts, legten erste Ergebnisse von elektronenmikroskopischen Untersuchungen vor. Die Forscher haben winzige Goldtröpfchen auf dem Stein entdeckt, die nur durch einen Brand mit großer Hitze entstanden sein können. Demnach könnte die Steintafel tatsächlich ein Teil des salomonischen Tempels gewesen sein, der im Jahr 586 vor Christus von den Babyloniern zerstört wurde.

Bislang geben die Wissenschaftler nicht preis, wo der Stein gefunden wurde. Anonymen Quellen zufolge, die sich gegenüber der hebräischen Tageszeitung HaAretz äußerten, soll er bei illegalen Grabungsarbeiten der Palästinenser auf dem Tempelberg gefunden worden sein. Später sei das Fragment dann bei einem Antiquitätensammler in Jerusalem aufgetaucht, der von Rechtsanwalt Yitzhak Herzog vertreten wird, einem ehemaligen Kabinettssekretär und Knessetkandidaten auf der Liste der Arbeitspartei.

Der Antiquitätensammler soll den Fund dem Israelmuseum zum Kauf angeboten haben. Kuratoren des Museums wollten sich zwar nicht festlegen, daß die Inschrift eine Fälschung sei, lehnten das Angebot aber ab. Die Archäologin Eilat Mazar von der Hebräischen Universität in Jerusalem betont: „Der Markt ist voller Fälschungen von bester Qualität.“

Dr. Gabriel Barkai, einer der führenden Archäologen der Bar-Ilan-Universität in Ramat Gan bezeichnete den Fund als „Sensation von größter Bedeutung“, sollte er sich als echt erweisen. Möglicherweise handle es sich um den wichtigsten archäologischen Fund aller Zeiten in Israel, weil er die erste außerbiblische Bestätigung ihrer Art eines biblischen Berichts sei. Hauptproblem bei der Verifizierung des Stückes ist nach Ansicht Barkais die Tatsache, daß die Umstände und der Ort des Fundes im Dunkeln liegen.

Abgesehen vom Indiz für die Glaubwürdigkeit der Heiligen Schrift wird dieser Fund als Untermauerung des jüdischen Anspruchs auf den Tempelberg gewertet. Führende moslemische Geistliche bestehen trotz der überwältigenden archäologischen Beweislage auf ihrer Behauptung, auf dem Haram a-Sharif, wie sie den Tempelberg in Jerusalem nennen, habe niemals ein jüdischer Tempel gestanden. Adnan Husseini, Direktor des islamischen Waqf, der Behörde, die den Tempelberg verwaltet, wies alle Vermutungen, die Tafel sei auf dem Tempelberg gefunden worden, als unbegründet zurück.

In den vergangenen Jahren haben Bauarbeiten der Muslime auf dem Haram a-Sharif zu weltweiten Kontroversen geführt. Neben verschiedenen Renovierungsarbeiten baute der Waqf vor allem eine große Moschee im Südosten des Plateaus, in den sogenannten Pferdeställen Salomos. Infolgedessen wölbte sich seit einigen Monaten die Südmauer aus herodianischer Zeit bedenklich nach außen. Experten warnten vor einem Einsturz des uralten Gemäuers.

Verschiedene Bauverbote der israelischen Regierung wurden von der muslimischen Verwaltung, die alleinigen Anspruch auf das Gebiet erhebt, mißachtet. Führende Archäologen befürchten, daß Reste der jüdischen Tempel bewußt vernichtet werden. Seit Ausbruch der al-Aqsa-Intifada im September 2000 verweigern die Muslime allen Juden, auch Archäologen, den Zutritt zum Tempelberg. Aus Sorge um gewalttätige Proteste der islamischen Welt hat sich der jüdische Staat bislang gescheut, die Anweisungen durchzusetzen.

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