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Schwedische Außenministerin besucht Israel

Nach dem Streit um die Anerkennung des „Staates Palästina“ bemüht sich Schweden um bessere Beziehungen zu Israel. Bei einem Besuch bereitet Außenministerin Linde ihrem israelischen Amtskollegen Lapid eine Überraschung – mit einem Geschenk, das zu seiner Familiengeschichte gehört.
Scheinen sich gut zu verstehen: Linde und Lapid bei der gemeinsamen Pressekonferenz

JERUSALEM (inn) – Israels Staatspräsident Jitzchak Herzog hat der schwedischen Außenministerin Ann Linde (Sozialdemokraktische Arbeiterpartei Schwedens) für die Ausrichtung der internationalen Holocaust-Konferenz in Malmö gedankt. Am Montag empfing er sie in Jerusalem. Herzog hatte auf der Konferenz per Videozuschaltung eine Rede gehalten.

Es war der erste Besuch eines schwedischen Chefdiplomaten in Israel seit mehr als einem Jahrzehnt. Anlass für die Eiszeit in den Beziehungen war unter anderem die schwedische Anerkennung des „Staates Palästina“ im Jahr 2014. Ein besonders scharfer Kritiker dieses Schrittes war der damalige Außenminister und heutige Finanzminister Avigdor Lieberman (Israel Beiteinu). So sagte etwa Lindes Amtsvorgängerin Margot Wallström (Sozialdemokraktische Arbeiterpartei Schwedens) einen für 2015 geplanten Besuch in Israel ab, weil Lieberman ihn aus Protest boykottieren wollte.

Ein persönliches Geschenk aus dem Nationalarchiv

Linde traf am Montag auch den israelischen Außenminister Jair Lapid (Jesch Atid) – und überraschte ihn mit einem besonderen Mitbringsel aus dem schwedischen Nationalarchiv. Dort wurde eine Auflistung der Schutzpässe entdeckt, die der Diplomat Raoul Wallenberg während des Zweiten Weltkrieges an Zehntausende Juden in Ungarn ausstellte. Auf den mit Schreibmaschine beschriebenen Blättern finden sich auch die Namen zweier Angehöriger des israelischen Ministers: seines Vaters Josef „Tommy“ Lampel (später Lapid) und seiner Großmutter Katharina Lampel. Die Pässe retteten den beiden Juden das Leben.

Lapid nahm das Geschenk laut der Zeitung „Yediot Aharonot“ zu Tränen gerührt entgegen: „Das ist unglaublich. Ist es in Ordnung, wenn ich Sie umarme? Wow.“ Er werde die Liste in Ruhe seiner Mutter zeigen – und sie danach in seinem Büro verwahren.

„Ohne einen mutigen schwedischen Diplomaten würde ich nicht hier stehen“

Wenig später ging Lapid auf der Pressekonferenz nochmals auf seine Familiengeschichte ein: „In meinem Elternhaus gibt es eine hölzerne Schachtel, wo mein verstorbener Vater ein paar Erinnerungsstücke aufbewahrte, die den Holocaust überdauert haben.“ Dazu gehörten ein gelben Stoffetzen mit dem Buchstaben J für „Jude” sowie Fotos und Briefe. „Und es gibt einen ‚Wallenberg-Pass‘, ein Dokument voller Siegel und Unterschriften, die verhehlen sollten, dass Raoul Wallenberg praktisch keine Autorität hatte, es meinem Vater auszustellen. Aber er tat es. Er gab meinem Vater und meiner Großmutter die schwedische Immunität, nahm sie unter seine Fittiche und rettete ihre Leben. Ohne einen mutigen schwedischen Diplomaten, Frau Außenministerin, würde ich heute nicht hier stehen.“

Der israelische Außenminister ergänzte, zwischen den beiden Ländern bestehe eine lange Freundschaft. Es habe aber auch Auseinandersetzungen gegeben. „In den vergangenen Jahren haben diese Auseinandersetzungen dazu geführt, dass wir auseinanderdrifteten. Heute ändern wir das.“ Schweden sei gegenüber Israels Sicherheit verpflichtet und unterstütze das Recht der Juden auf einen eigenen Staat in ihrer historischen Heimstätte. Dies habe Linde erst vorige Woche bei der Holocaust-Konferenz in Malmö bekräftigt.

Weiterreise nach „Palästina“

Von Jerusalem reiste die schwedische Außenministerin weiter ins Westjordanland – und bekräftigte auf Twitter die offizielle Haltung ihrer Regierung: „Eben in Palästina eingetroffen. Bin erfreut über meinen ersten Besuch in Palästina als Außenministerin.“ Sie freue sich auf die Begegnungen mit Außenminister Riad al-Maliki, Präsident Mahmud Abbas und Premierminister Mohammed Schtaje (alle drei Fatah).

Von: eh

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