OSLO (inn) – Der norwegische Schriftsteller und Populärphilosoph Jostein Gaarder hat in einem Essay in der Osloer Tageszeitung „Aftenposten“ Israel angegriffen. Darin verweigert der Autor von „Sophies Welt“ die Anerkennung des jüdischen Staates und nennt die Vorstellung eines von „Gottes auserwählten Volks“ einen Akt gegen die Menschlichkeit.
In seinem Artikel beschreibt Gaarder, dass Israel gegen viele internationale Gesetze verstoßen und UN-Resolutionen missachtet habe. Somit dürfe es von der UNO keinen Schutz mehr zu erwarten haben. Ferner habe das Land die Anerkennung der Welt verloren und dürfe nicht in Frieden gelassen werden, bis es seine Waffen niedergelegt habe. Da der Staat nach dem Prinzip „Auge um Auge“ lebe, so Gaarder, sei er nicht besser als die Hamas oder die Hisbollah.
„Wir erkennen den Staat Israel nicht mehr länger an. Wir konnten weder das südafrikanische Apartheid-Regime anerkennen, noch die Talibanregierung in Afghanistan…“, so Gaarder wörtlich. Israel ist für ihn nicht besser, als es die oben genannnten Regierungen waren. Gaarder schreibt weiter, dass die Israelis glaubten, ein israelisches Leben sei mehr wert als 40 palästinensische oder libanesische.
„Wir lachen“, so Gaarder, „mitterweile über die, die immer noch glauben, dass der Gott der Schöpfung und der Galaxie ein Volk als sein liebstes auserwählt hat und diesem lustige Steintafeln, einen brennenden Busch und die Erlaubnis zum Töten gab.“
Gaarder nennt sich selbst einen Freund Israels. Er schreibt: „Wir anerkennen und beherzigen die große Verantwortung Europas für all die Notlagen, für die schändlichen Bedrohungen, die Pogrome und für den Holocaust. Es war geschichtlich und moralisch notwendig, dass die Juden ein Zuhause bekommen.“ Der Staat Israel habe sich dieses Recht aber wegen seiner skrupellosen Art und Weise, Kriege zu führen, verspielt, so Gaarder weiter.
Für ihn existiert der Staat Israel nicht mehr lange, denn zum jetzigen Zeitpunkt sei er ohne Abwehr und ohne Schutz. Die israelische Zivilbevölkerung müsse bei einer neuen möglichen Diaspora von der Welt beschützt werden. „Gebt den Israelis einen Zufluchtsort, gebt ihnen Milch und Honig! Lasst kein israelisches Kind im Leben sozial benachteiligt sein. Zuviele Kinder und Zivilisten sind schon umgebracht worden“, schreibt Gaarder. Er wünsche daher der israelischen Nation eine einsichtige und barmherzige Umgebung.
In der norwegischen Öffentlichkeit stieß der Artikel auf unterschiedliche Reaktionen. Manche lobten den Artikel. Die dänisch-jüdische Journalistin Mona Levin hingegen verurteilte ihn als das Schlimmste seit Hitlers „Mein Kampf“, so „Deutschlandradio“.
Jostein Gaarder wolle sich fortan über das Thema Nahost-Konflikt nicht mehr äußern, meldete die „Deutsche Presseargentur“ am Mittwochnachmittag. Die Veröffentlichung seines Artikels hat für Furore gesorgt. Viele Intelektuelle, Politiker und Angehörige der jüdischen Gemeinschaft beschuldigten ihn des Antisemitismus.