Suche
Close this search box.

Schriftsteller Grossman: „Gegenoffensive mit vollem Recht“

FRANKFURT (inn) – „Israel hat eine Gegenoffensive gestartet, und das mit vollem Recht“, meint der israelische Schriftsteller David Grossman in einem Kommentar in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Es gebe keine Rechtfertigung für den Angriff, den die Hisbollah in der vergangenen Woche auf Dutzende israelischer Ortschaften unternahm.

„Kein Staat der Welt kann seine Bürger schweigend preisgeben, wenn das Nachbarland – ohne jede Provokation – einen solchen Überfall ausführt“, schreibt Grossman in der aktuellen Ausgabe der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.

Weil Israel nicht entschieden genug gegen die Hisbollah vorging, sei eine „unerträgliche Situation“ entstanden. Der Libanon sei offiziell für die Hisbollah verantwortlich. Die Hisbollah-Vertreter hätten auf „perfideste Weise und in voller Absicht“ eine Lage geschaffen, in der „Israel nichts anders übrig blieb“, als auf den Angriff zu reagieren, so der Schriftsteller.

An der jetzigen Eskalation werde eine „problematische Ähnlichkeit in den Haltungen der libanesischen Regierung und der Palästinensischen Autonomiebehörde gegenüber Israel“ deutlich. Ihr Verhalten sei widersprüchlich, so Grossman. Einerseits agierten sie „auf politischen Wegen“, andererseits handelten sie völlig beliebig, mit Terror gegen Zivilisten, mit rassistischer Rhetorik und mit der Forderung, Israel zu vernichten. Grossman nennt dieses Verhalten ein „Doppelspiel“, das ein dauerhaftes Abkommen zwischen dem jüdischen Staat und diesen Nachbarn sehr erschwere.

Doch auch Israel führe „ein ähnliches Doppelspiel“, allerdings nicht mit der Absicht, den Gegner zu vernichten. Es erwidere den Hisbollah-Angriff, aber es wolle auch gemäß der UN-Resolution 1559 handeln. Diese fordert eine Entwaffnung aller Milizen im Südlibanon. Dieses Ziel habe seine „Berechtigung“, so Grossman weiter, allerdings berge die „aggressive Art“, mit der die Operation geführt werde, auch Gefahren. Die libanesische Regierung sei schwach und das Land könne einem totalen Zusammenbruch und einem Bürgerkrieg entgegengehen.

Dennoch gebe es einen wesentlichen Unterschied zwischen dem Verhalten der Palästinenser und dem der Libanesen gegenüber Israel. Die Hisbollah als „verlängerter Arm“ des Iran habe „mörderische Absichten“ gegenüber Israel. Palästinensern und Israelis sei jedoch klar, dass sie zu einem Friedensabkommen gelangen müssen, um zu existieren.

Vor sechs Jahren hatte sich Israel aus allen libanesischen Gebieten, die es 1982 erobert hatte, an die anerkannte Staatsgrenze zurückgezogen. Die UN bestätigten damals das Ende der „israelischen Besatzung“ des Libanons und die Regelung der Grenzfrage zwischen beiden Staaten.

Die Hisbollah jedoch verstieß bald gegen den UN-Beschluss, indem sie Stützpunkte entlang der Grenze einnahm, den Grenzverlauf teilweise für ungültig erklärte und ihre Militärmacht ausbaute. Unterstützt wurde sie vor allem von Syrien und dem Iran. Im Südlibanon errichtete die Terror-Organisation riesige Waffenlager mit Raketen. Sie agiert dort frei gegen Israel.

David Grossman gehört zu den bekanntesten israelischen Schriftstellern. Zahlreiche seiner Bücher wurden auch ins Deutsche übersetzt, zuletzt veröffentlichte er auf Deutsch den Novellenband „Das Gedächtnis der Haut“.

Bitte beachten Sie unsere Kommentar-Richtlinien

Schreiben Sie einen Kommentar

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

Israelnetz-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen