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Schoah-Überlebende begleiten Peres nach Deutschland

BERLIN (inn) - Auf seiner aktuellen Deutschlandreise wird Israels Staatspräsident Schimon Peres von Überlebenden der Schoah begleitet. Unter ihnen ist die Vorsitzende der "Organisation Mengele-Zwillinge" in Israel, Jona Laks. Peres hält am Mittwoch einen Gastvortrag im Bundestag - Anlass ist der internationale Holocaustgedenktag.

Laks, die in Tel Aviv lebt, ist gespannt auf Peres‘ Rede und die Reaktion der deutschen Politiker: „In den Augenblicken werde ich das alles erneut durchmachen, das weiß ich“, sagte sie vor dem Abflug gegenüber der Tageszeitung „Ma´ariv“. „Alle schweren Erinnerungen von Auschwitz und dem Zwillingsblock von Mengele werden wieder hochkommen. Ich werde wieder dort sein, das Mädchen im Versuchsblock von Mengele, aber dann werde ich mich mit Stolz daran erinnern, dass wir einen Präsidenten und einen Staat haben.“

Jona Laks wurde 1930 in der polnischen Stadt Lodz geboren und nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges in das dortige Ghetto gebracht. Nach dessen Auflösung im Sommer 1944 wurde sie mit ihrer Zwillingsschwester Miriam nach Auschwitz deportiert. Der KZ-Arzt Josef Mengele wollte die beiden Mädchen trennen und Jona in die Gaskammer schicken. Doch Miriam sagte, sie seien Zwillinge und noch nie voneinander getrennt worden. Daraufhin wurden die jüdischen Schwestern Versuchsobjekte in Mengeles Zwillingsblock.

Im Januar 1945 überlebte Jona Laks einen Todesmarsch. Nach Kriegsende verbrachte sie drei Jahre in England und wanderte 1948 nach Israel aus, wo sie heute mit ihrem Ehemann lebt. Sie haben drei Kinder und sechs Enkel. Über das Ergehen der Schwester gibt es keine Informationen.

Zeugnis ablegen

„Ich war in der Vergangenheit mehrere Male in Deutschland“, teilte Laks mit.“ Nie bin ich freiwillig dahin gefahren, weil bis heute, wenn ich einen Deutschen in Uniform sehe, mein Herzschlag aussetzt. Ich fahre aus Zwang nach Deutschland. Ich dränge meine Gefühle zur Seite, um Zeugnis abzulegen und von dem zu erzählen, was in der Schoah passiert ist. Die aktuelle Reise nach Berlin mit Präsident Peres ist aus meiner Sicht die wichtigste aller Reisen.“ Sie wolle die Deutschen hören lassen, was sei zu sagen habe.

Laks hält es für sehr wichtig, dass Überlebende der Judenvernichtung Peres begleiten. Diese seien ein lebendes Zeugnis für die Verbrechen der Nazis. Verzeihen kann sie den Deutschen deren Taten nicht, auch wenn heute eine andere Generation in dem Land lebt, die nichts mit der Schoah zu tun habe. „Sie trägt die Verantwortung für die Erinnerung.“

Peres soll am Montagmittag in Berlin eintreffen und mit vollen militärischen Ehren empfangen werden. Zu seiner Delegation gehören neben den Überlebenden auch Studenten aus der raketengeplagten israelischen Kleinstadt Sderot. Am Abend ist der Präsident Ehrengast der jüdischen Gemeinschaft in Berlin.

Israels Premierminister Benjamin Netanjahu wird an dem Gedenken auf dem Gelände von Auschwitz-Birkenau teilnehmen. Er reist am Montagabend nach Polen. Für den morgigen Dienstag sind Treffen mit dem polnischen Präsidenten und Regierungschef geplant. Zudem will Netanjahu das Museum in Warschau besuchen, in dem der Widerstand gegen die NS-Diktatur dokumentiert ist. Am Mittwoch wird in Auschwitz der Befreiung des Konzentrationslagers vor 65 Jahren gedacht.

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