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Schoah-Opfer begeben sich öfter in psychologische Behandlung

JERUSALEM (inn) – Immer mehr Opfer der Judenverfolgung in der Nazizeit nehmen psychologische Hilfe in Anspruch. Das teilte das Nationale Israelische Zentrum zur Psycho-sozialen Betreuung von Holocaust-Überlebenden und deren Kindern „Amcha“ anlässlich des diesjährigen Holocaust-Gedenktags mit.

„In den vergangenen Jahren, und vor allem im vergangenen Jahr, ist ein großer Anstieg der Anfragen an uns zu bemerken“, sagte Nathan Durst, der an den Universitäten von Tel Aviv und Haifa Sozialarbeit lehrt. „Wir lernen daraus, dass möglicherweise die Blockade, die jahrelang vom Sprechen und Erzählen abgehalten hat, heute viel weniger Bedeutung hat.“ Durst ist selbst Überlebender der Schoah.

„Wir haben in den 90er Jahren so eine Art Wendung gesehen, als die damalige israelische Regierung beschloss, das Programm ‚jeder Mensch hat einen Namen‘ zu schaffen“, so der „Amcha“-Vertreter. „Seither ist es legitim, dass ein Überlebender sagt: ich bin noch am Leben. Man darf darüber reden. Wir sehen, dass gerade im Alter ein großes Bedürfnis besteht, an allen möglichen Orten eine Behandlung zu suchen, und selbstverständlich auch bei ‚Amcha‘. Heute behandeln wir etwa 6.500 Menschen einmal pro Woche.“

Im vergangenen Jahr ist die Zahl derjenigen, die sich an „Amcha“ wandten, um 17 Prozent angestiegen. „Allen Überlebenden im Land ist eine Trauer gemeinsam, die sie viele Jahre lang erlebt haben – sie besteht bis heute“, berichtete Durst. „Die Trauer äußert sich bei jedem in einer anderen Form – sei es als Depression, Anspannung, Schlafprobleme oder Wut. Studien aus den 90er Jahren haben gezeigt, dass es unter den Schoah-Überlebenden mehr Fälle von psychosomatischen Krankheiten gibt und definitiv mehr Schlafprobleme. In den 50er und 60er Jahren haben die Überlebenden keine Unterstützung erhalten, um ihren Schmerz oder ihre Lebensgeschichte auszudrücken. Das war für uns alle eine schwere Zeit.“

Das hebräische Wort „Amcha“ bedeutet „Dein Volk“. Das Institut wurde 1987 von Holocaust-Überlebenden für Holocaust-Überlebende gegründet.

Am Montag gedachten Menschen in ganz Israel der Opfer der Schoah. Um 10 Uhr Ortszeit ertönte zwei Minuten lang eine Sirene. Währenddessen standen der Verkehr und das öffentliche Leben still. Autofahrer stellten sich schweigend neben ihre Fahrzeuge. Auch ausländische Touristen solidarisierten sich mit den Israelis – in Eilat stand eine Reisegruppe von Schechinger-Tours vor ihrem Hotel und würdigte die Holocaust-Opfer. Die Deutschen sind derzeit unter der Leitung von israelnetz und den Sächsischen Israelfreunden im Land unterwegs.

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