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Schmackhafter Frieden

Im Tel Aviver Herodes Hotel hat ein internationales Gipfeltreffen der Chefs aller Chefs stattgefunden. Vertreten waren der Kreml, der Palais d'Elysée, das Bundeskanzleramt, das Weiße Haus und Monacos Prinzenpalast. Aber nicht Sarkozy, Merkel, Obama, Albert und Medwedew waren erschienen, den Nahostfrieden gemeinsam mit Israelis und Palästinensern schmackhaft zu machen, sondern die Chefköche der Mächtigsten dieser Welt.

Die Initiative zu dem Gipfel am Kochherd hatte der israelische Chef Schalom Kadosch bei einem Besuch im Kreml ergriffen. Der exklusivste Klub der Köche griff die Idee auf, bereiste das Land und griff dann zum Kochlöffel. Zu dem Dinner unter dem Titel "Für den Frieden kochen" sang die israelische Sängerin Noa (Ahinoam Nini). Sie hatte dem Papst schon ein "Ave Maria" gesungen.

Alle Einkünfte des gemeinsam gekochten Galadinners "für einige Dutzend Spender" kämen dem Peres-Friedenszentrum zugute. Der Sprecher der Initiative, Roi Jellin, wollte weder Namen noch die Höhe des Eintrittsgeldes "in Höhe von einigen Tausend Schekeln" verraten.
 Christian Garcia (Chef des Prinzen von Monaco) bereitete ein "Rouget de méditerranée au vert, jus de poissons de roche, fenouil et haricots du pays". Wie es sich in diesen feinen Kreisen geziemt, wurden die Speisen auf dem Menü auf Französisch vorgestellt, aber mit hebräischer Übersetzung für die israelischen Gäste. Gemeint sind Filets der mediterranen Rotbarbe in Fischbrühe mit Fenchel und Gartenerbsen.

Deutsche Vertretung "komponiert eine Symphonie"

Ulrich Kerz repräsentierte die Bundeskanzlerin und komponierte eine "Symphonie aus Äpfeln, Joghurt-Mousse und karamellisierten Weintrauben". Für Obama konnte nur der 26 Jahre alte und in Thailand geborene Sous-Chef Tommy Kurpradit kommen. Die Chefköchin des amerikanischen Präsidenten, Christeta Comerford, hatte sich vor der Abreise nach Israel den Arm gebrochen. Die Spezialität des Weißen Hauses nannte sich: "Lasagna mit Gemüse vom Markt, einem Mousselin aus Topinambour (Jerusalem-Artichocken) mit Trüffel-Vinaigrette". 
Der Moskauer Koch Jérome Rigaud, ein Franzose, steuerte eine Borschtschsuppe "nach Art des Kremls" bei. Der Leibkoch von Sarkozy präsentierte ganz unfranzösisch eine "Wiener Bar" mit Kräutern, Zucchinis und kristallisierten Tomaten.


Den israelischen Beitrag lieferte Kadosch (Chef der Fattal Hotel Gruppe). Er bereitete einen warmen Salat mit Getreidekörnern und Bohnen, eingepackt in ein Mangoldblatt mit Sauce gegrillter Paprikas.

Chefs verraten Staatsgeheimnisse

Wie bei Gipfeltreffen der ganz Großen wurde auch in diesem Fall die Presse zwar vorher informiert, erhielt aber "aus Sicherheitsgründen" eine strikte Sperrfrist. Aus Platzmangel in der Hotelküche war nicht erlaubt, den Chefköchen der Welt bei der Vorbereitung ihrer Delikatessen über die Schulter zu schauen.

Bei einer Pressekonferenz in Tel Aviv verrieten die Chefs einige Staatsgeheimnisse. Ulrich Kerz sagte, dass seine Chefin im Bundeskanzleramt biedere deutsche Hausmannskost vorziehe, "vor allem aus der Berliner Region". Sie habe "keinerlei Wünsche nach Diät". Ganz anders Michelle Obama. Die habe einen organischen Garten angelegt. Dem Beispiel sei der Fürst von Monaco gefolgt, verriet dessen Leibkoch. Im Weißen Haus kämen die Obama-Kinder gelegentlich in die Küche, um sich ein Sandwich nach eigenen Wünschen zu schmieren. "Schließlich sind die da zuhause", so der Thai-Koch des US-Präsidenten.

Im Kreml habe Wladimir Putin eine Tradition aus der Zarenzeit erneuert, den Chefkoch aus Frankreich zu importieren. Noga Tarnopolsky der amerikanischen Zeitung "Global Post" durfte die Chefs exklusiv bei ihrer Tour durch Israel begleiten und konnte ihnen so zusätzliche Geheimnisse entlocken. Kreml-Chef Rigaud dürfe nicht selber auf dem Markt einkaufen. Die von Einkäufern besorgten Zutaten würden in einem Labor untersucht, ehe sie in den Kochtopf wandern. Rigaud habe ein Team von 80 Mitarbeitern, mit denen er Staatsbanketts vorbereite. Im Kreml gehören zu jeder Mahlzeit sechs Gänge. Es sei nicht seine Aufgabe, für Medwedew persönlich zu kochen. Dennoch wusste er, dass der russische Regierungschef eine Vorliebe für Fisch habe.

Prinz Albert von Monaco stellt selbst Käse her

Der Chef im Palais d’Elysée seit Pompidou, also seit 39 Jahren, erzählte, dass Carla und Nicolas eine Vorliebe für "Fisch und weißes Fleisch in hellen Saucen" hätten.
Wirklich gesprächig war nur Christian Garcia, der für Seine Hoheit den Fürsten Albert von Monaco kocht. Der Prinz sei ein echter Gourmet. "Er liebt gutes Essen und redet gerne darüber." Charlene, Monacos neue Prinzessin, komme gelegentlich in die Küche, um mit dem Team von vier Köchen Hand anzulegen. In seinem Sommerpalast stelle Prinz Albert eigenen Käse her.

Während ihrer Tour durch den Jerusalemer Gemüsemarkt und die Fischlokale im Hafen von Jaffa stellten die Chefs der Chefs erstaunt fest, dass Israel eines der wenigen Länder sei, in denen sich der Staatschef keinen Chefkoch halte. Das sei eine Tradition aus der Gründerzeit Israels. Damals lebte man sehr bescheiden.Für Gastgeber Schalom Kadosch sei der Besuch der Chefkochs weit mehr als nur ein Erfahrungsaustausch rund ums Essen: "Die Chefs werden heimkehren und ihren Bossen erzählen, dass es in Israel neben Krieg, Krisen und Soldaten auch ganz anderes gibt: Gerüche, Aroma und wunderbare Farben." Turnusgemäß werden sich die Chefs aller Chefs im nächsten Jahr in Berlin wieder treffen.

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