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Schlag für die Hamas in Gaza

KAIRO / GAZA (inn) – Der Sturz des ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi bedeutet für die Hamas, die im Gazastreifen seit ihrem Putsch gegen die Autonomiebehörde in Ramallah regiert, einen schweren Schlag. Die Hamas ist nicht nur historisch aus den ägyptischen Muslimbrüdern hervorgegangen, sondern steht ihnen bis heute ideologisch nahe.
Der Rafah-Übergang zwischen Ägypten und dem Gazastreifen wurde "auf unbestimmte Zeit" gesperrt.

Aus pragmatischen Erwägungen heraus ist jedoch Mursi in letzter Zeit hart gegen die Hamas vorgegangen, etwa indem er die Armee systematisch die Schmugglertunnel unter der Grenze zwischen dem ägyptischen Sinai und dem Gazastreifen zerstören ließ. Jetzt geht freilich die ägyptische Armee nach der Entmachtung der Muslimbrüder noch schärfer gegen die Hamas vor. Am Freitag wurde der Grenzübergang Rafah „auf unbestimmte Zeit“ gesperrt, bislang das einzige Tor vom Gazastreifen zur Außenwelt. Israel lässt nur in humanitären Notfällen Palästinenser über den Eres-Kontrollpunkt den Gazastreifen verlassen.
Eigentlich hatte der türkische Premierminister Tayyip Erdogan am Freitag den Gazastreifen besuchen wollen, um Israel erneut zu provozieren. Das Besuchsdatum sickerte durch, weil viele türkische Journalisten sich beim israelischen Presseamt um einen Ausweis bemüht hatten, um am Freitag in den Gazastreifen einzureisen. Doch offenbar ist Erdogan durch die Entwicklungen in Kairo überrascht worden.
Die Hamas hatte in letzter Zeit „auf das falsche Pferd gesetzt“. Erst distanzierte sie sich vom syrischen Präsidenten Baschar Assad und schloss ihr Hauptquartier in Damaskus. Das zog einen Bruch mit dem Iran nach sich, bis dahin der wichtigste Financier der Hamas. Diese Schachzüge sollten der Hamas ermöglichen, sich den Ägyptern anzunähern. Tatsächlich haben die Ägypter im vergangenen November, als es fast zu einem erneuten Krieg und Einmarsch der Israelis gekommen war, mit Erfolg einen Waffenstillstand ausgehandelt, dank dem vermutlich die Existenz der Hamas gerettet worden ist. In den Medien wurde jedenfalls dieser Waffenstillstand als großer Sieg der Hamas gefeiert.

Abbas als erster Gratulant

Jetzt, mit dem Sturz der Muslimbrüder in Ägypten, sieht die Zukunft der Hamas eher düster aus. In Ramallah wurde sogar schon zu einem Aufstand gegen die Hamas-Diktatur im Gazastreifen aufgerufen. Nicht zufällig war Präsident Mahmud Abbas, schärfster Gegner der Hamas, der erste arabische Politiker, der den Ägyptern zu ihrem Umsturz gratuliert und die ägyptische Armee für ihren „wundervollen Einsatz“ gelobt hatte.
Für die Hamas stehen harte Zeiten an. Bei Rafah kam es zu einem Feuergefecht bei einer ägyptischen Polizeistation, wobei ein ägyptischer Sicherheitsmann getötet und sieben weitere verletzt worden sind. Über die Sinaihalbinsel wurde daraufhin der Ausnahmezustand verhängt. Für die Ägypter liegt nahe, dass Extremisten aus dem Gazastreifen beteiligt waren. Unbekannte Angreifer haben zudem Granaten auf einen ägyptischen Kontrollpunkt nahe El-Arisch abgeschossen, woraufhin die Ägypter Ziele bei der Stadt am Mittelmeer mit Hubschraubern angegriffen hätten.

Gefahr aus dem Sinai

Die Sinaihalbinsel ist schon unter Präsident Hosni Mubarak zu einer Freizone für Terroristen jeglicher Couleur verkommen und zunehmend auch unter Mursi. Nach Angaben des „Middle East Forum“ halte sich im Sinai Muhammad Sawahiri auf, ein prominenter extremistischer Muslimbruder und zudem Bruder von Ajman Sawahiri, Nachfolger von Osama Bin Laden als Al-Qaida Chef.
Waffenschmuggler belieferten über den Sinai die Hamas im Gazastreifen, aber auch Gruppierungen von Al-Qaida und andere Extremisten. Immer wieder wurden ägyptische Truppen im Sinai angegriffen, woraufhin Israel trotz des Entmilitarisierungsabkommens der ägyptischen Armee genehmigt hat, nicht nur Militärs, sondern auch schweres Kriegsgerät wie Panzer und Truppentransporter auf die Halbinsel zu verlegen. Wegen der allgemeinen Unsicherheit in dem Gebiet verlor Ägypten den Sinai als Traumziel für Reisende aus aller Welt. Immer wieder wurden Touristen entführt und gegen Lösegeld wieder freigelassen.
Gleichzeitig versammeln sich im weitgehend unzugänglichen Sinai Muslimbrüder, die sich dort angeblich zu Kämpfern ausbilden lassen.
Dem ägyptischen Militär und der neuen Übergangsregierung droht vor allem vom Sinai her größte Gefahr, zumal die mangelnde Kontrolle über dieses Gebiet auch zu Attacken auf Israel missbraucht werden kann. Am Donnerstag waren in der südisraelischen Stadt Eilat zwei heftige Explosionen zu hören. Die Suche nach den Raketenresten dauert noch an.
Am Freitag, nach dem großen Mittagsgebet in den Moscheen, soll es auch in Kairo zu blutigen Kämpfen gekommen sein. Anhänger Mursis hätten sich dem Militärlager genähert, wo Mursi von der Armee festgehalten wird. Die Soldaten eröffneten das Feuer und töteten drei Demonstranten.

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