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Schinui-Minister wollte Kollegen politisch vernichten

JERUSALEM (inn) – Die Führung der radikal-säkularen Schinui-Partei hat ihren Minister Josef Paritzky zum Rücktritt aufgefordert. Der Grund: In der Nacht zum Donnerstag hatte das israelische Fernsehen enthüllt, wie Paritzky im Jahr 2002 versucht hatte, seinen Parteigenossen Avraham Poras politisch zu ruinieren.

In der Ausstrahlung präsentierte der Sender „Kanal Eins“ Kassetten, die Gespräche Paritzkys mit einem Privatdetektiv dokumentieren. Diesen hatte der jetzige Minister für Infrastruktur auf Poras, inzwischen Innenminister, angesetzt. Er wollte einen Vorwand finden, um Poras‘ Chancen auf einen Erfolg bei den parteiinternen Wahlen zunichte zu machen.

Auf dem Tonband diskutierten Paritzky und der Detektiv verschiedene Möglichkeiten, Poras in Misskredit zu bringen. Ein Vorschlag war ein Zeitungsbericht, der Fragen zu seinen Aktivitäten für gemeinnützige Organisationen oder seinen Beziehungen zu anderen Schinui-Mitgliedern aufwerfen sollte. Zudem erwogen die beiden, Poras‘ Ehefrau und den Sohn für ihre Kampagne zu missbrauchen.

In einem Gespräch dachte Paritzky darüber nach, seinem Konkurrenten eine Falle zu stellen. Der Detektiv sollte sich als Gebrauchtwarenhändler ausgeben und an einen Lobbyisten herantreten, der Beziehungen zu Poras hatte. Dabei sollte er vorschlagen, für das Recht zu werben, Gebrauchtwagen zu importieren.

„Ich will ihn haben“, sagte Paritzky. „Und zwar schnell. Die Wahlen rücken näher.“ Er ging davon aus, dass Poras einen solchen Vorschlag unterstützen würde. Anschließend hätte er ihn beschuldigt, käuflich zu sein.

Letztlich gelang es Paritzky und dem Privatdetektiv nicht, Poras in Verruf zu bringen.

Während der Sendung trat der Infrastrukturminister auch persönlich auf. „Ich will Avraham Poras um Entschuldigung bitten“, sagte er. „Ich habe gute Beziehungen zu Avraham.“ Sein Verhalten erklärte er damit, dass er zur Zeit der Schinui-Wahlen ein Neuling im politischen Geschäft gewesen sei. „Man hat mir einen Privatdetektiv geschickt, und ich bin darauf hereingefallen. Es tut mir echt leid, dass Avraham dadurch zu Schaden kam.“

Wie die Tageszeitung „Ha´aretz“ berichtet, nahm Paritzky am Donnerstagmorgen dennoch an der Schinui-Sitzung teil. Mit großer Mehrheit plädierten die Teilnehmer dafür, dass er alle Ämter in der Fraktion, der Knesset und der Regierung niederlegt, damit die Fraktion nicht selbst Maßnahmen gegen den Minister ergreifen muss.

Teilnehmer erzählten anschließend, Paritzky sei in die Offensive gegangen. Er habe der Fraktion vorgeworfen, ihn politisch zu „lynchen“. Dabei habe er ihr Verhalten mit dem Mord an zwei israelischen Reservisten in der palästinensischen Autonomiestadt Ramalla im Jahr 2000 verglichen. Diese waren von einer aufgebrachten Menge bis in eine Polizeistation verfolgt und dort umgebracht worden. Die Polizisten kamen ihnen nicht zu Hilfe.

Der Schinui-Vorsitzende, Josef („Tommy“) Lapid, drückte seine Hoffnung aus, dass Paritzky nicht nur die Knesset und die Partei verlassen, sondern sich völlig aus dem politischen Leben zurückziehen werde. Der Infrastrukturminister habe großen Schaden angerichtet. Paritzky bat um ein paar Tage Bedenkzeit. Ein Nachfolger steht noch nicht fest.

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