RAMALLAH (inn) – Der palästinensische Informationsminister Nabil Scha´ath hat die Beurlaubung eines antisemitischen Predigers gefordert. Dieser hatte am vergangenen Freitag in einer Moschee in Gaza „die Juden“ als „Krebsgeschwür“ bezeichnet – die Ansprache wurde live in einem Fernsehsender der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) übertragen.
Scha´ath sagte am Mittwoch, er habe die moslemische Aufsichtsbehörde Waqf und das Ministerium für religiöse Angelegenheiten aufgefordert, den Prediger „zu suspendieren, zu verhören und ihn daran zu hindern, weitere Freitagspredigten zu halten“.
In der Predigt hatte Scheich Ibrahim Mudairis unter anderem gesagt: „Die gesamte islamische Nation ist verlorengegangen, weil Israel ein Krebsgeschwür ist, das sich im Leib der islamischen Nation ausbreitet, und weil die Juden ein Virus ähnlich wie AIDS sind. Daran leidet die ganze Welt.“ Die Juden hätten den Zweiten Weltkrieg provoziert und die Zahl der Todesopfer im Holocaust übertrieben. „Was den Juden angetan wurde, war ein Verbrechen, aber ist es kein Verbrechen, was heute die Juden im Land Palästina tun?“, fragte der Prediger.
Bereits am Dienstag hatte das Simon-Wiesenthal-Zentrum gefordert, den Direktor des palästinensischen Fernsehsenders und alle Verantwortlichen zu entlassen. Solch eine schlimme Hetze habe es selbst in den Tagen Jasser Arafats nicht gegeben. Auch der Sprecher des israelischen Außenministeriums, Mark Regev, übte Kritik an der PA: Die Predigt habe eine Abmachung der PA verletzt, Hetze zu stoppen, die gegen Israel und gegen Juden gerichtet sei.
„Die Palästinensische Autonomiebehörde kann nicht sagen, sie schlage ein neues Kapitel auf, und gleichzeitig derartige öffentliche Aussagen dulden“, fügte Regev hinzu. „Sie sind antiethisch gegenüber jedem, der an friedliche Versöhnung glaubt.“
Scha´ath kündigte nun an, er werde sicherstellen, dass solche Predigten nie mehr gesendet würden, da die Äußerungen Hetze darstellten und islamische Lehren verletzten. Der Minister ist für das palästinensische Fernsehen verantwortlich. „Wir verurteilen die Beleidigung des Judentums als Religion“, sagte Scha´ath laut der Tageszeitung „Ha´aretz“. „Als Moslems lehnen wir solche Bemerkungen ab.“ Scha´ath ist auch stellvertretender Premierminister.