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Saudis wollen „gute und besondere Beziehungen“ zum Iran

Eigentlich sind Saudi-Arabien und der Iran Erzfeinde. Doch plötzlich schlägt der saudische Kronprinz versöhnliche Töne gegenüber Teheran an. Beobachter vermuten, dass dies auch mit der US-Politik zu tun hat.
Der saudische Kronprinz Bin Salman vollführt eine diplomatische Kehrtwende

RIAD (inn) – Der saudische Kronprinz Mohammed Bin Salman hat sich ungewöhnlich moderat über den Iran geäußert. In einem Fernsehinterview, das am Donnerstag ausgestrahlt wurde, sagte der saudische De-Facto-Herrscher, sein Land wolle nicht, dass „die Situation mit dem Iran schwierig ist“. „Am Ende des Tages ist der Iran ein Nachbarland und alles, was wir wollen, sind gute Beziehungen zu ihm.“ Saudi-Arabien wünsche sich, dass der Iran „zum Wohle der Region und der Welt“ blühe und wachse.

Bin Salman schränkte zugleich ein: „Unser Problem mit dem Iran ist sein negatives Verhalten. Angefangen bei seinem Atomprogramm, über seine Unterstützung gesetzloser Milizen in der Region, bis hin zum Abfeuern ballistischer Raketen.“

Erbitterte Feindschaft

Die versöhnlichen Töne des saudischen Herrschers stehen im Kontrast zu seiner bisherigen Rhetorik. Im Jahr 2017 nannte er den Obersten Führer in Teheran, Ajatollah Ali Chamenei, den „neuen Hitler des Nahen Ostens“. Das sunnitische Saudi-Arabien und der schiitische Iran ringen seit Jahren um die Vorherrschaft in der Region und in der islamischen Welt. Seitdem Demonstranten 2016 die saudische Botschaft in Teheran stürmten und anzündeten, liegen die diplomatischen Beziehungen auf Eis. Die beiden Länder führen einen blutigen Stellvertreterkrieg im Jemen, in dem Saudi-Arabien die Regierung und der Iran die Huthi-Rebellen unterstützt.

Im April sollen saudische und iranische Regierungsvertreter erstmals seit 2016 direkte Gespräche miteinander geführt haben. Das berichtete neben anderen die Zeitung „Financial Times“ unter Berufung auf nicht namentlich genannte Vertreter. Der Prozess sei durch die Vermittlung des irakischen Premiers Mohammed al-Kadimi erleichtert worden. Saudi-Arabien dementierte die Meldung. Die Iraner wollten sie weder dementieren noch bestätigen. Das Außenministerium teilte jedoch mit, dass es „Dialog immer willkommen“ heiße.

Bei den Gesprächen soll es insbesondere um die Huthis im Jemen gegangen sein. Diese haben Saudi-Arabien wiederholt mit iranischen Raketen und Drohnen unter Beschuss genommen. Beobachter vermuten, dass die Saudis einen Ausweg aus dem unpopulären und kräftezehrenden Krieg suchen.

Reaktion auf veränderte US-Politik

Der Vizepräsident des Quincy-Instituts für verantwortungsvolle Staatsführung, Trita Parsi, merkt im Magazin „Foreign Policy“ zudem an, dass die US-Verbündeten im Nahen Osten sich mit einem fortschreitenden Rückzug der USA aus der Region konfrontiert sehen. Dieser werde zum Beispiel am Abzug aller US-Soldaten aus Afghanistan deutlich: „Wenn die USA militärisch einen Schritt zurückgehen, drängt dies die regionalen Partner dazu, diplomatisch einen Schritt nach vorne zu tun.“

Der Iran hat in der Vergangenheit versucht, Nachbarländer auf seine Seite zu ziehen und aus deren Bindung an die USA zu lösen. Dazu rief Teheran etwa das Gesprächsformat HOPE (Hoffnung) ins Leben. Dies steht für „Hormuz Peace Endeavor“ (Hormus-Friedensinitiative). Präsident Hassan Rohani warb bei seiner Rede vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen 2019 dafür als eine Einladung zu „Frieden und Stabilität“ zwischen allen Ländern an der Straße von Hormus: „Amerika ist nicht unser Nachbar. Die Islamische Republik Iran ist euer Nachbar! Im Falle des Falles sind wir auf uns gestellt. Wir sind Nachbarn miteinander, nicht mit den USA.“

Von: tk

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