BERLIN (inn) – Der israelische Außenminister Gideon Sa’ar (Neue Hoffnung) hat sich kritisch zum Antisemitismus in Deutschland geäußert. Am Donnerstagmorgen legte er mit Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) am Holocaust-Mahnmal in Berlin einen Kranz nieder.
„Mit schwerem Herzen sage ich heute, dass die Lehren (aus der Geschichte) offenbar wieder vergessen wurden“, sagte Sa’ar laut der „Welt“. Der Antisemitismus wüte unkontrolliert – in der Welt, vor allem in Europa. Die „Pro-Palästina-Bewegung“ in Deutschland bezeichnete der israelische Minister als antisemitisch.
Neue Antisemiten in Deutschland wollten „den jüdischen Staat den dschihadistischen Psychopathen ausliefern, die uns umgeben“. Für Israel ergebe sich daraus eine Pflicht zur Selbstverteidigung, ergänzte Sa’ar. Es müsse stärker sein als seine Feinde. Diese verfolgten dasselbe Ziel wie Adolf Hitler.
Antisemitische Vorfälle um 77 Prozent angestiegen
Anlass für die Kritik war der Jahresbericht des Bundesverbands der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (RIAS). Dieser wurde am Mittwoch vorgestellt. Demnach dokumentierten die RIAS-Meldestellen 2024 insgesamt 8.627 antisemitische Vorfälle. Das entspricht einem Anstieg um fast 77 Prozent gegenüber 2023, als 4.886 Vorfälle registriert wurden. Rechnerisch ereigneten sich 2024 knapp 24 antisemitische Vorfälle pro Tag gegenüber 13 pro Tag im Jahr 2023.
Wadephul sagte als Reaktion: „Dass Jüdinnen und Juden sagen, ich fühle mich in Deutschland nicht mehr sicher, dass sie ihre Kinder ermahnen, auf der Straße kein Hebräisch zu sprechen – das beschämt mich zutiefst.“ Deutschland werde Israel weiter unterstützen: „Das Einstehen für jüdisches Leben in Deutschland und der Einsatz für die Sicherheit und für eine friedliche Zukunft des Staates Israel ist uns Verpflichtung und wird es bleiben.“
Sa’ar traf in Berlin zudem Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU). Sie sprachen unter anderem über die Zusammenarbeit im Sicherheitsbereich, den Kampf gegen Antisemitismus und den Schutz jüdischen Lebens.
Zweifacher Eklat im Bundestag
Derweil befasste sich der Bundestag am Mittwoch mit deutschen Waffenexporten nach Israel. Dabei kam es zweimal zum Eklat.
Als Wadephul sich anschickte, eine Frage der Linken-Abgeordneten Katrin Fey zu beantworten, schrie eine aufgebrachte Frau auf der Besuchertribüne dazwischen. Er kritisierte, „mindestens eine Nebenbemerkung“ von Fey zum Terror der Hamas „hätte auch in diesem Kontext dazugehört“. Daraufhin unterbrach ihn die Frau. Sie rief unter anderem „Blut, Blut, Blut an euren Händen“ und „Free Palestine“.
Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) ließ die Störerin hinauswerfen und wies darauf hin, dass die Debatte unten stattfinde und nicht auf der Tribüne. Die Besucherin wurde von einem Bundestagspolizisten in Zivil abgeführt.
Bereits zuvor hatte Klöckner Feys Fraktionskollegin Cansin Köktürk aus dem Plenarsaal geworfen. Denn sie trug ein T-Shirt mit der Aufschrift „Palestine“ (Palästina). Das Präsidium des Bundestages ahndet Protestparolen auf Kleidung ebenso wie Plakate als unparlamentarisches Verhalten. Klöckner merkte an: „Es sind die klaren Regeln des Hauses, dass weder Aufkleber noch sonstige Bekenntnisse auf T-Shirts eine Rolle spielen.“ Sie habe Köktürk gebeten, ihr Oberteil zu wechseln. Das hätten sie zunächst nicht öffentlich gemacht.
„Sie lehnen das anscheinend ab“, fügte Klöckner hinzu. „Dann würde ich Sie bitten, die Sitzung zu verlassen.“ Köktürk verließ den Plenumssaal freiwillig. (eh)
15 Antworten
Köktürk hohes Gehalt sperren. Ihr Verhalten ist mehr als Meinungsfreiheit, eher purer Antisemitismus. Sie kann sich nicht benehmen.
Sie ist da nicht die Einzige. Auffällig ist dabei, daß viele der lauten „Israelkritiker“ Migrationshintergrund haben. Das ist in Frankreich übrigens ebenso. Wo sind wir da falsch abgebogen?
@ Antonia. „Wo sind wir da falsch abgebogen?“ Dort, wo wir vom „Christlichen Abendland“ zum „Heidnischen Mitternachtsland“ geworden sind. Werte wurden über Bord geworfen und Beliebigkeit hat Einzug gehalten. Ideologien finden regen Zuspruch, vom Bürger bis zum Präsidenten. (z. B. DT + WP)
Habe gerade eben noch seine Rede gehört. Die fand ich richtig gut. Er ist ein guter Vertreter seines Landes. Was eigentlich keine Rolle spielen dürfte, aber dennoch immer spielt: Telegenität. Er ist telegen und somit ein „gutes Gesicht“, denn die Positionen, die er vertritt, wollen die anderen nicht hören. Dann soll er sie wenigstens „attraktiv“ vortragen.
Was Sa’ar sagt, ist leider allzu wahr, der Antisemitismus nimmt wieder einmal diese sattsam vertrauten psychopathischen Züge an.
Mich gruselt vor den weiteren Folgen und Aussichten dieser Entwicklung……………SHALOM
Köktürk verließ den Plenungssaal freiwillig. Sie sollte auch die Regierung freiwillig verlassen. Bravo Frau Klöckner, so geht der Job! Treffen zwischen Sa’ar und Dobrindt war positiv, Dobrindt ist für Israel, Wadephul muss sich anpassen. Soll sich ruhig schämen!
Frau Köktürk ist nicht in der Regierung, aber als demokratisch gewählte Abgeordnete der LINKEN Mitglied des Bundestags und damit Opposition zur Regierung.
Sie hat sich an die Geschäftsordnung und den Regeln des Bundestags zu halten, somi hat Frau Klöckner richtig gehandelt. Ihre Meinung kann Fra Köktürk allerdings lt. GG in den vorgesehenen demokratischen Formen im Bundestag äußern.
Darf man fragen, ob die vielen „israelkritischen Reden unter guten Freunden“ Wadephuls nicht mehr Schaden anrichten, als der Pullover Köktürks?
Frau Köktürk ist gar nicht da n der Regierung, sie ist laut Bericht „Feys Fraktionskollegin“, also in der Linkspartei. Und die ist in der Opposition…
Liebe Grüße
@Norbert, @ Manfred Westphal
Danke für die Richtigstellung. Ich meinte damit, sie möge doch auch ihren Abgeordnetenstatus aufgeben. Natürlich ist sie berechtigt, ihre Meinung äussern. Aber die „Rauswurf“ war berechtigt. Und ja Manfred, manche israelkritische Rede richtet großen Schaden an. Manche Redner sind wie Hirten, denen Schafe folgen. Aber nach Pullover, Stirnband, T-Shirt kommen Flaggen, Demos, Gewalt und Waffen. Es fängt alles im Kleinen an und unsere vergangenen Regierungen haben „die Anfänge nicht verwehrt“.
LG Ella
Falsch abgebogen ist möglich, wenn Menschen Krieg und Verfolgung nicht erleben und moralisieren mit echter Hilfe verwechseln. Moralisieren kann jeder in Europa , etwas Gutes bewirken noch lange nicht, das ist viel anstrengender als nur eine Meinung zu haben. Viele Migranten sind vielleicht eifersüchtig auf ein vermeintliches Privileg der Juden, was eher eine Illusion ist. Die Presse ist mitschuldig, weil sie von den Israelis erwartet einen Verteidigungskrieg zu führen ohne Tote. Das gab es noch nie. Ich verstehe, dass Israel diesen Krieg mit einem militärischen Vorteil beenden will und der sichert den Frieden und nicht moralisieren. Beten hilft mir das Unverständliche zu akzeptieren und ich glaube daran, dass das Gebet nicht nur Israel unterstützt, sondern auch die Araber guten Herzens. *SHALOM!
Kleiner Hinweis, Köktürk ist nicht in der Regierung. Zum Glück, solche Figuren würden uns gerade noch fehlen. Wadephul, machts bisher ja ganz gut so. Man darf bei aller Unterschiede nicht vergessen, als Außenminister muss er mit seiner Sprache in allen Richtungen sehr vorsichtig sein. Diplomatie, kann gut aber auch ein gefährliches Eisen sein.
Auch bei uns in der Schweiz ist heute grosse Kritik am Aussenminister Cassis laut geworden. Es wird ihm vorgeworfen, dass er zu wenig Stellung für die Palästinenser in Gaza nimmt. Auch hier in der Schweiz zieht der Antismitismus erschreckende Kreise, bis in die die Regierungsebenen. Auch hier wird zum Boykott aufgerufen gegen Waren aus Judäa und Samaria. Es ist einfach unglaublich was überall passiert und wie überall gegen Israel gehetzt wird.
Der Antisemitismus ist im Bundestag gelandet, bzw. war immer da, vertreten durch die antisemitische Linke.
Köktürk spiegelt das wieder, was in Deutschland und vielen europäischen Ländern der Fall ist: Der Antisemitismus ist allgegenwärtig,
nun auch im Deutschen Bundestag.
Die Lage ist ernst, sehr ernst, und die Mächtigen machen zu wenig gegen den Antisemitismus.
Mir geht es auch nicht so sehr um Waffenlieferungen, sondern vor allem um die MEDIALE AUSEINANDERSETZUNG, und diese ist miserabel. Die Pro-Israelischen Kräfte müssen aggressiver auftreten, wenn sie dazu Gelegenheit bekommen.
Mit Aggressivität meine ich KONSEQUENT reden und handeln. Worte können verändern, wenn Deutschland statt UNRWA nun endlich die US-Israelische Hilfsorganisation nähme, wäre das ein guter Schritt, aber selbst dieser erfolgt derzeit nicht.
Gut handelt die USA, und ein gutes Verhältnis zur USA – wie heute im Oval Office – ist da mal ein Hoffnungsschimmer.
Denn die USA sind der Weg weg vom Antisemitismus.
Die „Pro-Palästina-Bewegung“ in Deutschland bezeichnete Außenminister Sa’ar als antisemitisch, ja auch, aber vor allem pro-Hamas, die fünfte Kolonne der Hamas in Deutschland.