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Russisches Geheimdokument: Abu Mazen attackierte in Moskau Arafat

MOSKAU (inn) – Der palästinensische Politiker Abu Mazen hat PLO-Chef Yasser Arafat bei seinem Besuch in Moskau in der vergangenen Woche heftig kritisiert und sich auf die Position des israelischen Premiers Ariel Sharon gestellt. Dies geht aus einem geheimen Bericht hervor, den Rußlands Außenminister Igor Ivanov jetzt seinem amerikanischen Kollegen Colin Powell zukommen ließ.

Dem geheimen Dokument zufolge hat Arafats Stellvertreter den Vorsitzenden der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) mit schärferen Worten kritisiert als sonst führende Politiker in den USA oder Israels Premier Ariel Sharon. Dies berichtet die Tageszeitung „Ma´ariv“. Abu Mazen und weitere hochrangige Palästinenser sind demnach in ihren Standpunkten sehr nahe an der israelischen Regierung. Sharon und Abu Mazen, der direkt nach dem Premierminister Moskau besucht hatte, habe in den meisten Ansichten völlig mit dem palästinensischen Politiker übereingestimmt.

Wie es in dem Geheimbericht heißt, bezeichnete Abu Mazen es als einen schweren Fehler, daß Arafat den Ausbruch der sogenannten Al-Aqsa-Intifada nicht verhindert habe. Viele Male hätten er und andere führende palästinensische Politiker den PLO-Chef gewarnt, aber er habe nicht auf sie gehört. Die „Intifada“ habe das palästinensische Volk in eine Sackgasse gebracht. Auch im Gespräch mit Botschaftern arabischer Länder in der russischen Hauptstadt brachte Abu Mazen seine Kritik am Palästinenserführer zum Ausdruck.

Zudem erklärte Arafats Stellvertreter, er und viele weitere hochrangige Palästinenser seien zur Erkenntnis gekommen, daß man den israelischen Forderungen zustimmen müsse. Ohne völlige Einstellung der Gewalt könne man die Verhandlungen über einen palästinensischen Staat mit vorläufigen Grenzen nicht wieder aufnehmen. Eine ähnliche Position hatten palästinensische Unterhändler in geheimen Gesprächen mit Sharon vertreten, hieß es weiter in dem russischen Dokument.

Abu Mazen schlug vor, nach Einstellung der Gewalt mit einem Programm in Gaza zu beginnen. Dort sei noch ein brauchbares Fundament vorhanden, das allerdings sehr geschwächt sei. Arafats Stellvertreter und seine Gesinnungsgenossen wollen sich demnach zuerst mit den Terrororganisationen Hamas und Jihad al-Islami auf ein Ende der Attentate einigen. In den dann folgenden fünf bis neun Monaten soll der palästinensische Apparat durch umfassende Reformen wiederhergestellt werden und Ruhe in der Region einkehren. Erst dann wird nach Abu Mazens Auffassung eine wirkliche Ordnung möglich sein.

Israel dürfe sich während der Feuerpause nicht zu Provokationen hinreißen lassen und solle sich mit einseitigen Aktionen zurückhalten, so Abu Mazen. Einen zukünftigen Regierungschef für einen Palästinenserstaat wollte der Politiker in Moskau nicht nennen.

Wie „Ma´ariv“ berichtet, hatte der russische Außenminister seinen amerikanischen Kollegen direkt nach dem Gespräch mit Abu Mazen telefonisch über die Ergebnisse informiert. Später schickte er einen ausführlicheren schriftlichen Bericht nach Washington. Ein Auszug gelangte auch ins Büro des Premierministers in Jerusalem.

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