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Rücktrittsforderungen gegen Bildungsministerin

Vertreter des rechtsgerichteten Spektrums haben am Sonntag den Rücktritt von Israels Bildungsministerin Juli Tamir gefordert. Anlass ist ein Lehrbuch für arabische Schulen, in dem der Ausdruck "Nakba" ("Katastrophe") vorkommt - damit bezeichnen Araber die Ereignisse infolge der israelischen Staatsgründung.

Das Ministerium hat den entsprechenden Geographie-Text für das dritte Schuljahr genehmigt. Darin heißt es, manche Araber seien aus ihren Häusern vertrieben und zu Flüchtlingen geworden, weil ihre Dörfer im und nach dem Unabhängigkeitskrieg zerstört worden seien. Das Buch „Gemeinsam in Israel leben“ ist grundsätzlich die Übersetzung eines hebräischen Exemplars, das vor etwa einem Jahr veröffentlicht wurde. Es soll in den Lehrplan des kommenden Schuljahres aufgenommen werden.

„Tamir gibt den Arabern das Recht, den Staat Israel nicht als Staat des jüdischen Volkes anzuerkennen“, empörte sich der Vorsitzende der Nationalreligiösen Partei, Sevulun Orlev. Er sprach von einer „anti-zionistischen“ Entscheidung. „Der Tag, an dem die Bildungsministerin die Entscheidung traf, ist der Nakba-Tag des israelischen Bildungssystems.“

Der Vorsitzende der Opposition und des Likud, Benjamin „Bibi“ Netanjahu, bezeichnete den Beschluss als inakzeptabel. Er schade zionistischen Werten, statt das jüdische Erbe zu stärken. „Ich kann mich bei Entscheidungen, die von Bildungsministern im Staat Israel getroffen wurden, an keine größere Absurdität als diese erinnern“, sagte der frühere Regierungschef.

Arabische Abgeordnete: „Entscheidung geht nicht weit genug“

Arabische Knesset-Abgeordnete begrüßten hingegen die Entscheidung, die ihrer Ansicht nach allerdings nicht weit genug gehe. Der Vorsitzende der Balad-Partei, Dschamal Sahalka, nannte den Schritt positiv, aber klein. Er forderte eine kulturelle Autonomie in Israel, in der die Araber den Lehrplan für alle Themen erstellen könnten, die mit ihrer Geschichte und ihrem Erbe verbunden seien. Dies berichtet die Tageszeitung „Ha´aretz“.

Tamir, die zur Arbeitspartei gehört, entgegnete auf die Kritik, die Erzählung der arabischen Bürger verdiene einen Platz im Staat Israel. „Dadurch wird eine Debatte in den Schulen hervorgerufen. Dies wird nur dazu beitragen, dass die israelischen Kinder etwas über die Notwendigkeit lernen, miteinander zu leben. Die arabische Öffentlichkeit verdient es, dass wir auch ihren Gefühlen Ausdruck verleihen.“

Auszüge aus dem Buch

In dem Schulbuch heißt es: „Die jüdische Führung willigte ein, den Teilungsplan der Vereinten Nationen zu akzeptieren, die arabische Führung widersetzte sich der Entscheidung, und dann begann ein Krieg. Am 14. Mai 1948 erklärten die Führer des Jischuv (der vorstaatlichen jüdischen Besiedlung) die Gründung eines unabhängigen jüdischen Staates – des Staates Israel. Direkt nachdem der Staat ausgerufen worden war, wurde der Krieg intensiver, und Armeen aus fünf arabischen Ländern drangen in den Staat Israel ein… Am Ende des Krieges überwältigten die Juden die Araber. Waffenstillstandsabkommen wurden zwischen dem Staat Israel und seinen Nachbarstaaten unterzeichnet. Die Araber nennen den Krieg ‚Nakba‘, das heißt, einen Krieg von Katastrophe und Verlust, während ihn die Juden ‚den Unabhängigkeitskrieg‘ nennen.“

Der Text fährt fort: „Der Preis des Krieges war sehr hoch. Viele Juden und Araber wurden im Krieg getötet. Einige der arabischen Bewohner waren gezwungen, ihre Häuser zu verlassen, andere wurden vertrieben, und sie wurden Flüchtlinge in den arabischen Nachbarländern. Die meisten der Araber, die in Israel blieben, lebten weiter in ihren Gemeinden, aber einige von ihnen wurden Flüchtlinge und waren gezwungen, in andere arabische Gemeinden im Staat Israel zu ziehen, weil ihre Häuser im und nach dem Krieg zerstört wurden.“

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