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Rat der Evangelischen Kirche erstmals in Israel

JERUSALEM (inn) – Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat am ersten Tag seiner sechstägigen Israel-Reise die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem besucht. Der Ratsvorsitzende der EKD, Bischof Wolfgang Huber, betonte die Verpflichtung der Kirche, neu aufflammendem Antisemitismus in Deutschland entgegenzutreten.

Huber erklärte, warum für ihn Yad Vashem „bei jedem Besuch in Jerusalem ein wichtiges Ziel“ sei: die Gedenkstätte sei „für den gesamten Rat der EKD und alle, die mit uns gekommen sind, gleichsam unser Tor nach Israel, und das aus Gründen, die für uns unumgänglich sind. Wir wollen die Stätten des Heils hier in Jerusalem und im Heiligen Land nicht betreten, ohne zuvor die Stätte der Erinnerung an das Unheil der Schoah aufzusuchen“.

„In Demut und Beschämung beugen wir uns vor dem unendlichen Leid, das von Deutschen, auch von Christen in Deutschland ausgegangen ist, und das in dieser Gedenkstätte Gesicht und Namen, Anschauung und Konkretion erhält. (…) Miteinander wollen wir unseren Glauben und unsere Kraft dafür einsetzen, dass sich etwas Derartiges nie wiederholt. Miteinander treten wir auch klar und entschieden denjenigen entgegen, die den Völkermord am europäischen Judentum leugnen wollen oder sich der politischen Verantwortung verweigern, die daraus folgt.“

„Kirche hat historische Verantwortung“

Es seien nicht „abstrakte Zahlen von Juden“, die im Dritten Reich um ihr Leben gebracht wurden, „sondern es sind Väter und Mütter, Kinder und Geschwister, es sind Schneider und Ärzte, Hausfrauen und Musiker, die in den Tod getrieben wurden. Man muss die einzelnen Gesichter, die persönlichen Biographien erinnern, um den Abgrund zu spüren, an den uns diese Gedenkstätte führt.“

Gleichzeitig mahnte Huber, auf die Gegenwart zu achten: „Das immer wieder neue Aufflackern von Antisemitismus in Deutschland beschämt uns. Wir treten als Kirchen deutlich dagegen ein, in großer Solidarität mit den jüdischen Gemeinden und dem Zentralrat der Juden in Deutschland. Damit diese Verpflichtung gegenwärtig bleibt, müssen auch unsere Kinder und Kindeskinder wissen, welche Verantwortung auf unser aller Schultern liegt. (…) Auch in Zukunft stellt sich die evangelische Kirche ihrer historischen Verantwortung, sie wird der erinnernden Wahrheit auch weiterhin die Ehre geben. Sie wird deshalb an der tiefen Solidarität mit Israel festhalten und sich an dem Mühen um Gerechtigkeit und Frieden nach Kräften beteiligen.“

Der Rat der EKD will in den nächsten Tagen unter anderem die Übergangspräsidentin Dalia Itzik, die deutschsprachige Gemeinde in Jerusalem und palästinensische Schulen bei Bethlehem besuchen. Außerdem stehen Gespräche mit weiteren Politikern und Vertretern verschiedener Religionen auf dem Programm. Höhepunkt der Reise wird ein Gottesdienst am Sonntag zur Erinnerung an die Grundsteinlegung für die Kaiserin-Auguste-Victoria-Stiftung vor 100 Jahren sein. Dies ist eine evangelische Pilger- und Begegnungsstätte auf dem Jerusalemer Ölberg. Dabei soll auch ein Vertrag zur Kirchengemeinschaft zwischen der EKD und der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und dem Heiligen Land unterzeichnet werden.

Nachdem Anfang März die deutschen katholischen Bischöfe Yad Vashem besucht hatten, war es zu Verstimmungen bei deutschen Juden und in Israel gekommen. Einige Geistliche hatten vor Journalisten Vergleiche zwischen den Juden im Warschauer Ghetto während des Zweiten Weltkrieges und der Situation der Palästinenser in den heutigen Autonomiegebieten gezogen.

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