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Randnotiz: Wenn zwei sich streiten…

„Bei uns gibt es immer einen, der die Begabung hat, zum schlechtesten Zeitpunkt die Tasse mit Milch umzustoßen!“ Mit diesem Vergleich von Großmutters Küchentisch machte der Kolumnist Eitan Hever in Israels auflagenstärkster Tageszeitung, Yediot Achronot, seinem Unmut Luft über das politische Gerangel zum Jahreswechsel.

Vor wenigen Wochen hatte Premierminister Ariel Sharon den „unrasierten Mann“ – wie Menachem Begin den PLO-Chef mit dem schwarz-weißen Kopftuch Anfang der 80er Jahre bezeichnet hatte – für „irrelevant“ erklärt. Auf die Frage, was das denn konkret bedeute, belehrte Sharon einen der Falken seiner Regierung, den Minister für öffentliche Sicherheit, Uzi Landau: „Wenn Yasser dich anruft, dann darfst du das Telefonat jetzt nicht mehr entgegennehmen, Uzi!“ (Als ob Arafat auch nur im Schlaf daran dächte, Uzi Landau anzurufen…) Der Wink mit dem Zaunpfahl wurde aber sehr wohl verstanden, von dem, dem er eigentlich galt: Außenminister Shimon Peres.

So war es denn auch nicht der „Oslo-Architekt“ Shimon Peres, sondern Ariel Sharons Parteifreund Moshe Katzav, der dem politischen Kalkül des israelischen Regierungschefs einen Strich durch die Rechnung machte. Sharon hat dem irrelevanten Palästinenserpräsidenten zu Weihnachten auch noch Hausarrest in Ramallah verpaßt, „bis er die Mörder des israelischen Tourismusministers Rehavam Ze´evi ausliefert“.

Der bescheiden wirkende Staatspräsident mit dem sympathischen Lächeln hatte sich in den vergangenen Wochen eher für eine harte Vorgehensweise gegen den palästinensischen Terror ausgesprochen. Zum Jahresende 2001 überraschte er jetzt seine Landsleute mit dem Vorschlag, eine Rede vor dem Palästinensischen Legislativrat, dem Parlament der Palästinensischen Autonomie, halten zu wollen. Darin wolle er den arabischen Nachbarn sein Bedauern über das menschliche Leid des Konflikts zum Ausdruck bringen und eine „hudna“, einen Waffenstillstand, vorschlagen.

Die Palästinenser zeigten sich von dem Vorschlag angetan und begannen vielleicht schon vom Pendant, einer Rede des offiziell „irrelevanten“ Yassir Arafat vor der israelischen Knesset, zu träumen. Unter der Hand wurden schon Vergleiche mit der Rede des ägyptischen Präsidenten Anwar el-Saddat im November 1977 gehandelt. Sharons außenpolitischer Berater Zalman Shoval bezeichnete den Vorschlag aber spontan als „Propaganda-Schachzug Arafats“ und der Premierminister selbst lehnt die Idee kategorisch ab.

Erstmals in den fünfzehn Monaten der al-Aqsa-Intifada hatte sich Israel in den vergangenen Monaten entscheidende Pluspunkte auf der Werteskala der Weltmeinung geschaffen. Jetzt war es nicht etwa ein intelligenter Propagandafeldzug der Araber, sondern die Vorgehensweise israelischer Spitzenpolitiker, die dem Ansehen Israels größten Schaden zufügt.

Die Diskussion nicht etwa zwischen Kontrahenten der politischen Lager in Israel, sondern zwischen Parteifreunden hat dazu geführt, daß sich der sonst so besonnen wirkende Staatspräsident in aller Öffentlichkeit das Maul stopfen lassen muß. Und Ariel Sharon steht wieder als der „Friedensgegner“ da, der ein Waffenstillstandsangebot an die palästinensischen Nachbarn verbietet.

Wer lacht, ist „der Mann mit den Stoppeln im Gesicht“, der – so vermutet Eitan Hever – vielleicht nur deshalb ein „Ja“ zu einem Vorschlag des höchsten Repräsentanten des jüdischen Staates gesagt hat, weil er richtig vermutete, daß Ariel Sharon zum Ansinnen seines Freundes Moshe Katzav „Nein“ sagen würde.

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