Raketenbeschuss: Ein Israeli und zehn Palästinenser getötet

ASCHKELON / GAZA (inn) - Palästinenser im Gazastreifen haben am Wochenende mindestens 30 Raketen auf Südisrael abgefeuert. In der Küstenstadt Aschkelon kam ein Israeli ums Leben. Bei Angriffen der israelischen Luftwaffe starben im Gazastreifen zehn militante Palästinenser.

Zum Jahrestag der Ermordung des Gründers des "Islamischen Dschihad", Fathi Schkaki, auf Malta am 26. Oktober vor 16 Jahren durch Mossad-Agenten war am vergangenen Mittwoch eine Grad-Rakete russischer Bauart auf die israelische Kleinstadt Be´er Tuvia abgeschossen worden. Dabei wurde ein Israeli leicht beim Treffer auf seine Wohnung verletzt. Anstatt sofort auf den Raketenbeschuss zu reagieren, wie es der angekündigten Politik Israels seit dem Gazakrieg vor fast drei Jahren entspricht, wartete das israelische Militär.

Und anstatt Schmugglertunnel an der Grenze zwischen Ägypten und dem Gazastreifen zu bombardieren, wurde dieses Mal ein Militärlager des Islamischen Dschihad im Gelände der ehemaligen, im Sommer 2005 geräumten israelischen Siedlung Atzmona im Gazastreifen angepeilt. Israels Geheimdienst wusste offenbar von einem geplanten Treffen von Befehlshabern der radikalen Organisation. Drohnen filmten zudem, wie aus einem zivilen Lastwagen sechs Meter lange Rohre zu einer fest installierten Abschussrampe getragen wurden.

Es handelte sich dabei um Grad-Raketen, die mit einer neuen Technologie aufgerüstet waren, sagte der Militärsprecher, Brigadegeneral Joav Mordechai, am Sonntag im Rundfunk: "Wir haben nicht nur die Raketen unmittelbar vor ihrem Abschuss auf Israel zerstört, sondern auch einen Lagerraum mit moderner Infrastruktur für diese Raketen." Eine neue Technologie sei für Israel ein "reiner Albtraum", weil sie die Reichweite der Raketen wesentlich erweitere.

Am Mittwoch hatte es erstmals Raketenalarm in Rischon LeZion und Rehovot gegeben, Vororten von Tel Aviv. Es fehlen nur noch wenige Kilometer, bis auch Israels Metropole Tel Aviv in Reichweite der Raketen radikaler Terrorgruppen des Gazastreifens liegt.

Bei dem Angriff auf das Militärlager nahe Rafah im Süden des Gazastreifens sind neun Kämpfer des Dschihad getötet worden, unter ihnen der "Waffenbeschaffer" der Organisation, Ahmad Scheich Chalil. Dieser "besonders schmerzhafte Schlag", wie der Militärsprecher sagte, habe die Kettenreaktion am Samstag und bis in die Morgenstunden des Sonntag ausgelöst. Bei Mörser- und Raketenangriffen auf israelische Städte wurde der 53 Jahre alte Autofahrer Mosche Ami, ein Vater von vier Kindern, bei der Suche nach einem sicheren Unterstand getötet. Nahe einer Schule in der Hafenstadt Aschdod und auf dem Parkplatz neben einem neunstöckigen Wohnhaus explodierten weitere Raketen.

Weil Israels Hafenstadt Aschdod im Visier der Raketen war, mussten Kreuzfahrtschiffe nach Haifa umgeleitet werden. Am Sonntag fiel der Schulunterricht im Umkreis von etwa 50 Kilometern von der Grenze des Gazastreifens entfernt aus. Etwa anderthalb Millionen Israelis leben in diesem Gebiet von der Großstadt Be´er Scheva über Kirijat Gat und bis Aschdod. Auch in der Beduinenstadt Rahat blieben die Schulen geschlossen. An der Ben-Gurion-Universität in Be´er Scheva und am Sapir-College in Sderot wurde die Eröffnung des akademischen Jahres verschoben. Grundsätzlich wurden Versammlungen mit mehr als 500 Menschen verboten, darunter eine geplante Demonstration und Hochzeiten. Die Polizei in der betroffenen Region verhängte eine Urlaubssperre über ihre Beamten und erhielt Verstärkung aus anderen Bezirken.

Netanjahu: "Hamas für Angriffe verantwortlich"

Israels Premierminister Benjamin Netanjahu machte die im Gazastreifen herrschende Hamas  für den Raketenbeschuss verantwortlich, obgleich die radikale Dschihad Islami Organisation erklärt hatte, die Raketen abgeschossen zu haben. Die Hamas müsse dafür sorgen, dass auch extremistische Oppositionsgruppen in dem von der Hamas kontrollierten Gebiet nicht mit schweren Waffen Israel angreifen können. Der israelische Militärsprecher deutete an, dass künftig auch Politiker der Hamas gezielt getötet werden könnten: "Wenn ein Politiker den Befehl zu einem Terroranschlag erteilt, ist er aus unserer Sicht ein Terrorist und kein Politiker."

Israels Staatspräsident Schimon Peres machte bei der Einweihung der medizinischen Fakultät der Bar-Ilan-Universität in Safed (Zefat) ebenfalls die Hamas für die Angriffe verantwortlich. Der Raketenbeschuss sei "eine Kriegserklärung".

Obgleich der Islamische Dschihad einem von Ägypten vermittelten Waffenstillstand für Sonntagmorgen zugestimmt hat und Israel erklärt hatte, kein Interesse an einer weiteren Eskalation zu haben, griffen am Sonntagnachmittag erneut israelische Kampfflugzeuge im  Gazastreifen an. Drohnen hätten beobachtet, wie erneut Raketen auf Abschussrampen in Stellung gebracht worden seien. Der Militärsprecher erklärte, dass durch diesen weiteren Angriff ein erneuter Beschuss israelischer Städte rechtzeitig abgewendet worden sei. Bei diesem erneuten Angriff wurde nach palästinensischen Angaben ein Kämpfer getötet und ein weiterer verletzt. Sie gehörten der "Demokratischen Front für die Befreiung Palästinas" (DFLP) an.

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