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Rabbiner verbieten Hausverkauf an Nichtjuden – Netanjahu widerspricht

JERUSALEM (inn) - Eine Gruppe Rabbiner hat sich in einem Brief dagegen ausgesprochen, Häuser in Israel an Nichtjuden zu vermieten oder zu verkaufen. Regierungschef Benjamin Netanjahu kritisierte die Verlautbarung.

Wie die Tageszeitung „Jerusalem Post“ berichtet, haben 47 beim Staat angestellte Rabbiner das Schreiben unterzeichnet. Es wurde am Dienstag öffentlich gemacht. Die Gemeindeleiter vertreten darin einen Standpunkt gegen das Vermieten oder Verkaufen von Häusern an Nichtjuden in Israel, den sie mit der jüdischen Gesetzgebung (Halachah) begründen.

„Als Reaktion auf die Fragen vieler Menschen antworten wir hiermit, dass die Torah es verbietet, ein Haus oder ein Feld im Lande Israel an einen Heiden zu verkaufen“, heißt es am Anfang des Briefes. Die Verfasser zitieren den mittelalterlichen Religionsphilosophen Moses Maimonides, das maßgebende halachische Werk „Schulchan Aruch“ und andere Quellen. Sie warnen vor Mischehen. Auch könne die Religionsauffassung jüdischer Nachbarn Schaden nehmen, wenn sie durch Nichtjuden beeinflusst werden. Die Rabbiner befürchten außerdem, dass der Wert von Immobilien in der Region gemindert wird.

Bereits vor etwa neun Monaten hatte der Oberrabiner der nordisraelischen Stadt Zefat (Safed), Schmuel Eliahu, eine ähnliche Anordnung verfasst. Sie wurde im Oktober bekannt. Daraufhin forderte der Minister für die Angelegenheiten von Minderheiten, Avischai Braverman, die Entlassung des Rabbiners. Das „Israel Religious Action Center“ (IRAC) hielt strafrechtliche Ermittlungen wegen rassistischer Hetze für nötig. Eliahu selbst gehört zu den Unterzeichnern des neuen Schreibens. Die Initiative sei jedoch von einem Privatmann aus der Küstenstadt Netanja gekommen, teilte ein Mitarbeiter von Eliahu mit.

Die Sprecher der beiden israelischen Oberrabbiner wollten den Brief nicht kommentieren, weil die Angelegenheit über die Grenzen der Torah hinausgehe. „Das Thema ist nicht nur halachisch, es gibt ebenso politische und sicherheitsrelevante Aspekte. Deshalb wird sich das Oberrabbinat als staatliche Organisation unter keinen Umständen mit der Angelegenheit befassen“, sagte der Sprecher des aschkenasischen Oberrabbiners Jona Metzger.

Netanjahu: „Torah fordert Liebe zum Fremdling“

Israels Premier Netanjahu verurteilte am Dienstag den Aufruf. Die Torah lehre Juden, „den Fremdling zu lieben“, sagte er zum Auftakt des nationalen Bibelwettbewerbs für Erwachsene in Jerusalem. Auch Nichtjuden seien Bürger des Landes. „Wie würden wir uns fühlen, wenn jemand forderte, keine Wohnungen an Juden zu verkaufen? Wir würden protestieren, und wir protestieren, wenn es unter unseren Nachbarn gesagt wird. Solche Dinge dürfen nicht über Juden oder Araber gesagt werden.“

Derartige Aufrufe seien in einem demokratischen Staat nicht zulässig, fügte Netanjahu hinzu – „vor allem in einem jüdischen demokratischen Staat, der die jüdische Tradition und die Bibel respektiert“. Israel weise den Vorstoß vollkommen zurück.

Der Oberrabbiner von Ramat Gan, Ja´acov Ariel, der den Aufruf nicht unterschrieben hat, formulierte eine eigene schriftliche Stellungnahme. Darin verwies der Vorsitzende der national-religiösen rabbinischen Organisation „Zohar“ auf eine Verlautbarung des verstorbenen Oberrabbiners Isaak Herzog. Dieser war der Ansicht, dass die Torah zwar ein Verbot enthalte, Heiden in Israel Gnade zu erweisen und ihnen zu erlauben, nach der Landnahme zu bleiben. In einem demokratischen Staat könne man aber nicht zwischen den unterschiedlichen Bürgern diskriminieren. Zudem könne eine solche Haltung zur Diskriminierung von Juden im Ausland führen.

Ariel zitierte Herzog mit den Worten: „Dies gilt in Betracht auf beliebige Verkäufe. Aber wenn die Gefahr besteht, dass Juden aus dem Land Israel vertrieben werden, muss der Staat besondere Beschränkungen vorsehen.“

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