JERUSALEM (inn) – Zehntausende Menschen haben am Sonntagnachmittag an der Beerdigung des Rabbiners Jitzhak Kaduri teilgenommen. Der Kabbalist war am Samstag im Alter von 106 Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung gestorben.
Einem Bericht der Tageszeitung „Ha´aretz“ zufolge beteiligten sich mindestens 150.000 Menschen an der Beerdigungsprozession in Jerusalem. Die Polizei hatte vorsorglich mehrere Straßen abgeriegelt.
Rabbi Kaduri war zwei Wochen lang in der Intensivstation des Jerusalemer Bikur-Holim-Krankenhauses behandelt worden. Er war bewusstlos und wurde künstlich beatmet. Am Samstagabend nach Sonnenuntergang, als der Schabbat endete, riefen die Ärzte seine Angehörigen ins Behandlungszimmer, weil der Zustand des Patienten kritisch schien. Rabbiner sprachen an seiner Stelle das traditionelle Beichtgebet (Vidui), weil er diese religiöse Pflicht nicht mehr selbst ausüben konnte.
Viele Juden erbaten Wunder
Rabbi Kaduri galt als weiser Mann, der Wunder tun konnte. Selbst in seinem fortgeschrittenen Alter kamen Juden zu ihm, die krank waren oder nach himmlischen Segnungen suchten. „Tausende und Abertausende Menschen haben von seinen Segnungen profitiert – Krebspatienten, Herzpatienten, kinderlose Paare“, sagte sein wichtigster Helfer, Mosche Nimni.
Im letzten Jahrzehnt seines Lebens konnte der Rabbi nicht mehr laut sprechen. Seine Söhne hielten ihr Ohr an seine Lippen und teilten den Besuchern mit, was ihr Vater gesagt hatte. Die Zeitung „Ha´aretz“ kommentiert: „Ein Wort des verehrten Rabbis konnte Berge ersetzen.“ So trat im Jahr 2000 ein damals wenig bekannter Politiker namens Mosche Katzav gegen Schimon Peres bei den Präsidentschaftswahlen an. Rabbi Kaduri teilte mit, er habe eine „Vision“, nach der Katzav vom Himmel favorisiert wurde. Daraufhin stimmten alle 17 Mitglieder der ultra-orthodoxen Schas-Partei in der Knesset für Peres‘ Gegenkandidaten. Er ist bis heute Israels Staatspräsident.