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Protestmarsch: Sderoter demonstrieren in Jerusalem gegen Raketen

SDEROT / JERUSALEM (inn) – Dutzende Israelis sind im Laufe der vergangenen vier Tage von Sderot nach Jerusalem marschiert. Sie protestierten damit gegen die palästinensischen Raketenangriffe auf ihre Stadt – der zwölfjährige Sohn eines Todesopfers forderte Premier Ehud Olmert zum Rücktritt auf.

Die Demonstranten waren am Montag in der Wüstenstadt nahe dem Gazastreifen aufgebrochen. Sie trugen israelische Flaggen, Fackeln und Raketen aus Pappe mit der Aufschrift: „Wir wollen keine Kassams – wir wollen Sicherheit“. Am Donnerstag trafen sie in Jerusalem ein.

Die Teilnehmerin Aviv Abukasis sagte gegenüber dem Online-Dienst der Zeitung „Jediot Aharonot“: „Ich bin kein hysterischer Mensch, aber das kommt immer näher. Eine Rakete hat eine Tante von mir, Ella Abukasis, getroffen, eine andere ist neben dem Haus gelandet, und Freunde außerhalb von Sderot haben Angst, zu mir zu kommen. Ich habe Angst, hinauszugehen, ich mache längere Wege, um schnell einen Zufluchtsort zu haben, wenn Alarm ertönt.“

Die 17-jährige Ella Abukasis war im Januar 2005 von einer Kassam-Rakete getroffen worden und nach wenigen Tagen ihren Verletzungen erlegen. Ihre Nichte hofft, dass die Demonstration die öffentliche Meinung zur traurigen Lage der Sderoter beeinflusst.

Ein 18-Jähriger, der vor der Einberufung zur Armee steht, bezeichnete die Kassam aus Karton, die er vier Tage lang getragen hatte, als „Geschenk an Olmert“. „Vielleicht wird er anfangen, auf die Sicherheit des Staates zu achten. Das ist nicht nur unser Kampf, sondern der Kampf aller Bewohner des Staates Israel.“ Er sei enttäuscht über die Ohnmacht der israelischen Führung. „Ich bin in einem Staat aufgewachsen, der tausend Feinde besiegt und eine Million Probleme gelöst hat, aber nicht in der Lage ist, die Kassam zu besiegen. Ich rufe Olmert nicht zum Rücktritt auf. Ich bin nur gekommen, um ihn dazu aufzurufen, dass er seine Arbeit macht.“

Sohn von Opfer: „Olmert hat versagt“

Am Donnerstag schloss sich der zwölfjährige Hanan Ja´akobov den Demonstranten an. Sein Vater Ja´akov Ja´akobov war vor zehn Tagen an den Verletzungen gestorben, die er bei einem Angriff auf eine Fabrik erlitten hatte. „Ich bin hierher gekommen, damit es nicht noch mehr Kinder wie mich gibt, die ihren Vater verloren haben“, sagte der Sohn, der in Begleitung eines Onkels nach Jerusalem gelangt war.

In einem Brief an Olmert schreibt er: „Wir kommen heute nach Jerusalem, um Ihnen eine Botschaft zu sagen – eine einzige und klare. Ihre Regierung hat versagt, Sie haben versagt. Ihr müsst die Verantwortung übernehmen und nach Hause gehen. Schon sechs Jahre lang ist das Leben in Sderot kein Leben mehr. Wir haben keine Sicherheit, wir haben keine Ruhe und wir haben das Gefühl, dass Sie das überhaupt nicht interessiert. Unser Vater seligen Andenkens war nicht damit einverstanden, dass wir nach unten gingen, um den Müll auszuleeren, weil er Angst um uns hatte. Allein im letzten Monat sind hier mehr als 300 Kassams gelandet, und das hat Sie und die Regierung nicht dazu gebracht, etwas zu tun. Auch jetzt, wo es eine Feuerpause gibt, geht es mit den Kassams weiter. Nach unserer Meinung vertreten wir die Mehrheit der Bewohner in der Stadt, die einfach kein Vertrauen zu Ihnen und Ihrer Regierung haben.“

Hanan fügte hinzu: „Unsere Familie hat kein Problem. Wir können Sderot innerhalb von einem Tag verlassen und an einen ruhigen und sicheren Ort ziehen, aber was wird dann sein? Nachdem wir Gusch Katif verlassen haben, werden wir Sderot verlassen, und danach Aschkelon, und wohin werden wir dann gelangen? Wir empfinden es als unsere Verantwortung, in der Stadt zu bleiben, und wir werden darin stark bleiben, aber Sie müssen nach Hause gehen, weil Sie versagt haben und keine Lösung haben. Herr Premierminister, Sie haben versagt, weil Sie es nicht geschafft haben, meinen Vater zu beschützen. Treten Sie zurück.“

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