Proteste gegen „Preisschild-Attacken“

ABU GOSCH / JERUSALEM (inn) – In Abu Gosch haben am Dienstag jüdische und arabische Israelis gegen sogenannte Preisschild-Angriffe demonstriert. In der Nacht zuvor war es wiederholt zum Vandalismus gekommen. Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu bekräftigte erneut, gegen die Attacken vorzugehen.
In Abu Gosch haben Bewohner gegen die "Preisschild-Attacken" protestiert. (Archivbild)

Etwa 100 Juden und Araber gingen nach einem Bericht der israelischen Tageszeitung „Yediot Aharonot“ in Abu Gosch auf die Straßen. In der Nacht auf Dienstag hatte es in dem arabischen Dorf westlich von Jerusalem Preisschild-Attacken gegeben: Die Reifen von 28 Autos wurden aufgeschlitzt, an Hauswänden fanden sich Parolen wie „Araber raus“ oder „Rassismus oder Integration“.

Entsetzen und Scham

Auch die Knesset-Abgeordneten Reuven Rivlin (Likud) und Amram Mitzna (HaTnuah) beteiligten sich an den Protesten. Rivlin forderte, die Angriffe als Terrorismus einzustufen. „Terror ist Terror, sei er nationalistisch, rassistisch oder religiös motiviert.“ Die Attacken dürften nicht als Randerscheinung abgetan werden. Mitzna bekräftigte diese Forderung und ergänzte: „Alle Bewohner des Staates Israel schämen sich und fühlen sich betrogen.“
Die Bewohner von Abu Gosch verurteilten die Attacken. Motti Cohen aus einem Nachbarort sagte gegenüber „Yediot Aharonot“: „Ich bin hierhergekommen um zu zeigen, dass das, was hier geschehen ist, nicht repräsentativ ist für den Staat Israel und diese Region.“ Die Mitglieder eines Jugendbasketball-Teams brachen das Training ab, um zu protestieren. Eine Mutter sagte: „Die Kinder sollen erkennen, dass das Miteinander, das sie jeden Tag leben, nicht selbstverständlich ist und dass man den Extremisten Paroli bieten muss.“

Flut von „Preisschild“-Vorfällen

In den vergangenen anderthalb Jahren ist es laut einer neuen Polizei-Statistik zu 788 „Preisschild-Angriffen“ gekommen. In diesem Zusammenhang habe es 276 Verhaftungen und 154 Anklagen gegeben, berichtet „Yediot Aharonot“. Die Vorfälle ereigneten sich in immer mehr Orten in Israel und im Westjordanland. Hinter den Angriffen stecken meist radikale israelische Siedler, die verdeutlichen wollen, dass jeder Angriff auf sie oder ihre Siedlungen seinen Preis hat.

Politische Maßnahmen

Netanjahu verurteilte die Preisschild-Attacken erneut. „Was heute in Abu Gosch geschehen ist, widerspricht den Grundsätzen des Judentums und den Werten unseres Volkes und unseres Staates. In dieser Woche haben wir Entscheidungen getroffen, um gegen diejenigen vorzugehen, die solche Verbechen begehen, und wir werden dies mit aller Kraft tun.“
Unter anderem entschied das Kabinett, dass Verteidigungsminister Mosche Ja‘alon die Preisschild-Aktivisten als illegale Gruppe einstufen darf. Das Justizministerium prüfe die Möglichkeit, Preisschild-Attacken als Terrorismus einzustufen, gab das Büro des Premierministers am Sonntag bekannt (Israelnetz berichtete).

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