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Proteste gegen Klinghoffer-Oper: Romantisierung des Terrors

NEW YORK (inn) – Die New Yorker Metropolitan Opera zeigt ab Montag das Werk „Der Tod von Klinghoffer“. Darin geht es um die Entführung eines Kreuzfahrtschiffs durch eine palästinensische Terrorgruppe. Die Familie eines Todesopfers spricht von „Romantisierung des Terrors“.
Am Montagabend läuft in der Metropolitan Opera in New York „Der Tod von Klinghoffer“ an.

Die amerikanische Oper „Der Tod von Klinghoffer“ des Komponisten John Adams befasst sich mit der Geschichte des Kreuzfahrtschiffs „Achille Lauro“, das im Jahr 1985 mit über 600 Passagieren von Ägypten nach Israel unterwegs war. Vier Mitglieder der „Palästinensische Befreiungsfront“ (PLF), einer Untergruppe der „Palästinensischen Befreiungsorganisation“ (PLO) von Jasser Arafat, stürmten das Schiff und nahmen die Passagiere als Geiseln. Die Terroristen erschossen den im Rollstuhl sitzenden jüdischen US-Bürger Leon Klinghoffer und warfen ihn über Bord. Die Männer forderten die Freilassung von 51 in Israel inhaftierten Palästinensern. Sie drohten damit, das Schiff in die Luft zu sprengen.

Protest mit 100 Rollstühlen zur Ehre des Opfers

Dass die Metropolitan Opera (Met) am Lincoln Center in New York City nun dieses 1991 komponierte Werk (Originaltitel „The Death of Klinghoffer“) zeigt, führt zu Protesten der Klinghoffer-Familie, mehrerer Rabbiner sowie des Institutes für globale Antisemitismus- und Politik-Studien (ISGAP).
Für den Montagabend werden zahlreiche, vor allem jüdische Demonstranten, mit 100 Rollstühlen erwartet, um das Opfer Klinghoffer zu ehren. Kritiker bemängeln, dass in der Oper der Fokus auf die den Mord verübenden Terroristen gelegt werde. Das Stück glorifiziere Terrorismus und bringe Antisemitismus zum Ausdruck.
Das Opernhaus hält die Oper für ein legitimes Kunstwerk. Die Proteste im Vorfeld dagegen zeigten aber Wirkung. Ein geplantes Diskussions-Forum sagte das Haus aus Sicherheitsbedenken wieder ab. Zudem stimmte die Opern-Gesellschaft zu, einen anprangernden Text der Klinghoffer-Töchter ins Programmheft einzubeziehen.

„‚Erklärung‘ für brutalen Mord“

Am Sonntag veröffentlichten Lisa und Ilsa Klinghoffer eine Stellungnahme, die dem Programmzettel beiliegen wird: Die Show, die den Mord an ihrem Vater erzählt, „rationalisiert, romantisiert und legitimiert“ das Töten. „Die Terroristen, die vier aufstrebende Opernsängern darstellen, geben eine ‚Erklärung‘ für ihre brutale Terror- und Gewalttat“, zitiert die Onlinezeitung „Times of Israel“ aus der Stellungnahme. Kunst ermögliche zwar, Geschehnisse der Weltgeschichte zu erklären und zu untersuchen. „Der Tod von Klinghoffer“ tue dies jedoch nicht. „Die Oper stellt falsche moralische Bedeutung ohne Kontext dar und bietet keinen wirklichen Einblick in die historische Realität und den sinnlosen Mord an einem amerikanischen Juden.“
Met-Direktor Peter Gelb berichtet der Zeitung „Sunday Times“, dass er in den vergangenen Monaten zahlreiche Zuschriften bekam. Gelb sagt: „Die Menschen, die nicht wollen, dass die Oper aufgeführt wird, sind nicht dumm, sie sind sehr wütend.“
Den Protest gegen die Aufführung der Oper tragen jüdische und katholische Organisationen. Um 17 Uhr Ortszeit soll es eine Pressekonferenz dazu geben. Als Hauptredner hat sich der ehemalige Bürgermeister von New York, Rudy Giuliani, angekündigt.
Erstmals hatte die Oper von Adams 1991 für Kontroversen gesorgt, als sie in Brüssel Premiere feierte. Andere Aufführungen wurden abgesagt. Die Met in New York hoffte, dass sich 23 Jahre nach der Uraufführung die Furore gelegt hätte.
Im Jahr 1985 endete die dreitägige Irrfahrt der „Achille Lauro“ im ägyptischen Port Said. Die Entführer hatten aufgegeben, nachdem Ägypten ihnen die Ausreise nach Tunesien genehmigt hatte. US-Kampfflugzeuge fingen das Flugzeug mit den PLF-Mitgliedern jedoch ab und zwangen es zur Landung auf Sizilien. Die Entführer konnten verhaftet werden.

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