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Proteste gegen Corona-Maßnahmen

Erneut kritisieren zahlreiche Demonstranten die Maßnahmen der israelischen Regierung in der Corona-Krise. Krankenschwestern treten wegen Arbeitsüberlastung in einen Streik. Unterstützung erhalten sie von einem Kabinettsmitglied.
In Jerusalem richtete sich der Protest nicht nur gegen die Corona-Maßnahmen, sondern auch gegen Netanjahus Korruptionsprozess

TEL AVIV / JERUSALEM (inn) – Tausende Israelis haben Samstagabend in Tel Aviv gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie protestiert. Wegen der stark angestiegenen Infektionszahlen hatte die Regierung am Freitag unter anderem die Schließung von Restaurants und Sportanlagen verfügt. Im Zentrum der Kritik stand Premierminister Benjamin Netanjahu.

Der Geschäftsmann Nir Hirschman sagte bei der Demonstration: „Herr Premierminister, die zweite Coronavirus-Welle hat keinen überrascht. Sie wussten, dass sie kommen würde. Aber Sie haben Ihre Zeit mit Unfug verplempert. Während Sie nach Steuerausnahmen gestrebt haben, hätten Sie sich darum kümmern müssen, ein epidemiologisches System zum Aufspüren von Kontakten einzurichten. Anstatt einen Kampf gegen das Rechtssystem zu planen, hätten Sie planen sollen, gegen Arbeitslosigkeit zu kämpfen.“ Damit bezog sich Hirschman auf den Korruptionsprozess gegen Netanjahu.

Auch die Schauspielerin Orna Banai beteiligte sich an dem Protest: „Ich erinnere mich an keine Regierung, die so grausam, unzusammenhängend und ohne Werte wie Gerechtigkeit, Ehrlichkeit und Mitleid gewesen wäre“, wird sie in der Onlinezeitung „Times of Israel“ zitiert.

Einige Demonstranten warfen Gegenstände und auch eine Fackel auf Polizisten. Dabei wurde niemand verletzt. Es gab 13 Festnahmen.

Jerusalem: Rücktrittsforderungen gegen Netanjahu

Auch in Jerusalem beteiligten sich zahlreiche Israelis an einer Protestkundgebung. Vor Netanjahus Residenz in der Balfour-Straße demonstrierten sie allerdings vor allem gegen den Korruptionsprozess des Regierungschefs. Sie forderten seinen Rücktritt. Nach Dienstag, Donnerstag und Freitag war es bereits die vierte derartige Demonstration. Teilweise kamen dazu ganze Busladungen aus dem gesamten Land.

Wie es typisch für die israelische Gesellschaft ist, gab es am Rande der Demonstrationen zahlreiche Diskussionen zwischen Protestierenden und Schaulustigen. Schani war mit dem Auto mit ihrem Freund aus Tel Aviv gekommen. Die 22-Jährige rief einem ultra-orthodoxen Mittzwanziger ärgerlich zu: „Es muss sich doch endlich etwas ändern an unserer Situation! Seit drei Monaten bin ich arbeitslos!“ Dieser schrie zurück: „Wem hast du denn zu verdanken, dass du noch am Leben bist? Dafür ist doch wohl unser Premierminister zuständig, auch, weil er die Grenzen gleich zu Beginn der Pandemie abgeriegelt hat!“ Die Polizei nahm 15 gewalttätige Demonstranten fest.

Unterdessen ging am Wochenende die Zahl der Neuinfektionen zurück. Sonntag wurden in 18.219 Tests 951 Ansteckungen registriert, Samstag waren es noch 1.438 bei insgesamt 17.381 Tests. Derzeit gibt es 28.424 aktive Fälle, 21.875 Betroffene sind bislang genesen. 259 Patienten befinden sich in einem kritischen Zustand, 75 werden beatmet. Am oder mit dem Coronavirus verstorben sind 415 Menschen.

Pflegekräfte im Streik

An einem weiteren Protest nehmen die israelischen Krankenschwestern und -pfleger teil. Sie fordern mehr Personal und traten am Montag landesweit in einen Streik. Zuvor hatte am Sonntag ein Treffen mit Vertretern des Finanzministeriums ohne Ergebnisse geendet. Es gibt eine Notbesetzung ähnlich wie am Schabbat. Die Arbeit in den Corona-Testzentren ist nicht beeinträchtigt.

Gesundheitsminister Edelstein (2.v.r.) sagt dem Pflegepersonal Unterstützung zu Foto: Yuli Edelstein, Facebook
Gesundheitsminister Edelstein (2.v.r.) sagt dem Pflegepersonal Unterstützung zu

Gesundheitsminister Juli Edelstein (Likud) bekundete am Montag Unterstützung für die Streikenden, wie die Zeitung „Jerusalem Post“ berichtet. Bei einem Besuch im Ichilov-Krankenhaus in Tel Aviv kündigte er an: „Wir werden das System mit erstklassigem Personal verstärken, und das soll auch gelten, wenn wir das Coronavirus besiegt haben.“ Der Personalmangel sei kein neues Problem. Es sei jedoch durch die Corona-Krise verschärft worden.

Von: eh / mh

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