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Prosors letzter Arbeitstag

NEW YORK (inn) – Ron Prosors Zeit als UN-Botschafter ist am Freitag zuende gegangen. Den Vereinigten Nationen bescheinigt er „institutionelle Diskriminierung“ Israels. Seine Zukunft hält er offen.
Vier Jahre lang hat Prosor Israels Standpunkt bei den Vereinten Nationen vertreten
Er verteilte „Oscars“ an israelfeindliche Länder und spielte vor dem UN-Sicherheitsrat eine Tonaufnahme von Sirenen ab, die in Israel bei Raketenbeschuss ertönen: Nicht zuletzt wegen solcher Auftritte wird Ron Prosor als Israels Botschafter bei den Vereinten Nationen in Erinnerung bleiben. Rhetorisch brillant und mit einer „gemessenen Portion Sarkasmus“, wie die Tageszeitung „Yediot Aharonot“ es formuliert, vertrat er Israels Standpunkt bei dem Weltgremium. Am vergangenen Freitag ist seine vierjährige Amtszeit zuende gegangen. Seinen letzten Auftritt nutzt er zu einem Appell an UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon, die Angriffe auf Israelis „auf klare und eindeutige Weise“ zu verurteilen. Ban hatte in Stellungnahmen nur die palästinensischen Opfer erwähnt. „Israelis werden auf den Straßen und in ihren Autos angegriffen und ermordet, und die UN stehen schweigend daneben“, sagte Prosor. „Als letzte Handlung als israelischer Botschafter möchte ich auf die Dringlichkeit dieser Lage hinweisen, die sofortiges Handeln erfordert.“

Eigener Standard für Israel

Derartige Appelle äußerte Prosor natürlich unzählige Male, seit er im Juni 2011 als 16. UN-Botschafter für Israel nach New York gekommen ist. Zuvor war er Botschafter in Großbritannien. Schon dort machte er sich einen Namen als beredter Verteidiger der israelischen Position. Vor diesem Amt war der Vater von drei Kindern von 2004 bis 2007 Generalleiter des israelischen Außenministeriums. Er bekleidete verschiedene Positionen in Diensten des Ministeriums, unter anderem in Washington und in Bonn. Rückblickend kritisierte Prosor die Haltung in den Vereinten Nationen zu Israel. „In meinen vier Jahren hier habe ich Heuchelei gesehen, Doppelzüngigkeit und dreifache Standards: Einen für Demokratien, einen für Diktaturen und einen besonderen Standard eigens eingerichtet für Israel.“ Innerhalb der Mauern der Organisation sei die Dämonisierung und Delegitimisierung Israels tief verankert. „Es gibt eine institutionelle Diskriminierung gegen Israel und das hat sich nicht geändert, in vieler Hinsicht hat sie sich verschärft“, sagte Prosor gegenüber „Yediot Aharonot“. Als schwersten Moment seiner Amtszeit sieht Prosor, der am vergangenen Sonntag 57 Jahre alt geworden ist, den Terroranschlag auf den jüdischen Supermarkt in Paris im Januar dieses Jahres: „Ich konnte es nicht glauben. Es ist Januar 2015, wir haben einen Staat, und wir werden dieses wiederkehrende Motiv nicht los, das nicht anders genannt werden kann als Antisemitismus.“

Offene Zukunft

Die Tageszeitung „Jerusalem Post“ meinte in einem Leitartikel, Prosor gebühre Dank dafür, immer wieder auf die Sonderbehandlung Israels hingewiesen zu haben. „Man kann sich nur darüber wundern, was ihm die Stärke gegeben hat, das auszuhalten.“ Prosors Nachfolger ist Danny Danon, der am Montag sein Amt offiziell angetreten hat. Der Likud-Politiker war von Mai bis August dieses Jahres, bis zu seiner Ernennung zum UN-Botschafter, Wissenschaftsminister. Im Jahr 2009 erlangte er zum ersten Mal einen Knesset-Sitz. Über Prosors Zukunft gibt es zur Zeit nur Spekulationen. Das Gerücht gehe um, er werde Botschafter in Deutschland, berichtet „Yediot Aharonot“. Prosor bestätigt das nicht. „Vor allem anderen werde ich zurückgehen und die Jerusalemer Luft atmen, etwas ausruhen, und dann sehen wir weiter.“ (df)

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