JERUSALEM (inn) – Bei einem neuen Projekt können israelische Schüler die Grundlagen der Detektivarbeit kennen lernen. Dabei nimmt die Polizei auch echte Verbrechen als Beispiel – wie den Mord an Israels Tourismusminister Rehavam „Gandhi“ Se´evi vor fünf Jahren.
Derzeit nehmen 200 Schüler der Klassen 8 und 9 an einem Detektivkurs teil. Sie lernen beispielsweise, wie Fingerabdrücke ausgewertet werden. Ausgewählt werden Kinder, die gut in den Naturwissenschaften und in Mathematik sind. Gemeinsam mit Polizisten untersuchen sie echte und fingierte Fälle. Bisher beteiligen sich acht Schulen in Israel an dem Projekt, in das auch der Computerhersteller Microsoft involviert ist.
Eine Aufgabe ist es, das Attentat auf Se´evi durch palästinensische Terroristen aufzuklären. Ein Fingerabdruck hatte die Ermittler damals auf die Spur der Mörder gebracht. Auch die Entführung eines Mädchens, bei dem ein einzelner Fingerabdruck auf einem Fahrzeug der Polizei half, dient als Beispiel. Außerdem erfahren die Schüler, wie Verbrecher Sprengstoffe in Gefängnisse einschleusen und wie Sicherheitskräfte dies verhindern können. Das Eindringen in die Privatsphäre von Menschen über das Internet ist ebenfalls ein Thema.
Doch auch ausgedachte Fälle dienen zur Veranschaulichung. So sollten die Teilnehmer des Kurses herausfinden, wer Sabotage an einem Wagen betrieben hatte. „Wir haben in der Klasse Fingerabdrücke von Leuten genommen und entdeckt, dass der ‚Verbrecher‘ der Schuldiener war“, erzählte der 15-jährige Detektiv Jair Kaspi aus Herzlija gegenüber der Tageszeitung „Jediot Aharonot“. „In seinem Verhör brach sein Widerstand und er gab zu, dass er den Schaden an dem Fahrzeug verursacht hatte.“
Der Schüler will gerne lernen, „wie Verbrecher durch das Internet das Datenschutzgesetz umgehen und die Privatsphäre von Menschen verletzen“. Auch für das psychologische Profil eines Mörders interessiert er sich. Und für die Frage: „Wie kann es geschehen, dass ein Mensch wegen eines Verbrechens verurteilt wird, das er nicht begangen hat, und wie kann man seine Unschuld beweisen?“
Polizeiinspektor Avi Niv sagte, das Projekt solle das kriminologische Denken der Schüler anregen. „Das ist ein Teil der Verbindung zur Bevölkerung, damit sie uns kennen lernen. Die Leute werden zu Botschaftern der Polizei. Es gibt ein besonderes Interesse daran, von ihnen Ideen zu hören.“
Jair kann sich allerdings trotz seines generellen Interesses im Augenblick nicht vorstellen, später zur Polizei zu gehen: „Ich denke nicht, dass ich Detektiv werde. Ich mag Sport, also werde ich vielleicht etwas damit machen. Ich interessiere mich außerdem sehr für das Baugewerbe oder auch für eine militärische Karriere.“